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Verflucht, gehängt und doch lebendig

Verflucht, gehängt und doch lebendig

Titel: Verflucht, gehängt und doch lebendig
Autoren: Jason Dark
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Brillengläser.
    Darkman war wieder da!
    ***
    Dean Fletcher hatte eigentlich schreien wollen, nur war er dazu nicht in der Lage, denn der Boden hatte sich in eine Leimfläche verwandelt.
    Fletcher stand auf der Stelle, glotzte die Gestalt mit den dunklen Gläsern an und spürte plötzlich den eisigen Todeshauch, der ihn umwehte.
    Darkman war wieder weg!
    Fletcher stöhnte auf. Er zitterte. Aber er schaffte es trotzdem, sich zu drehen, weil er den Rücken des anderen sehen wollte.
    Den gab es nicht mehr. Darkman oder denjenigen, den er für Darkman gehalten hatte, war verschwunden. Der dichte Nebel hatte ihn geschluckt wie ein Eimer den Müll.
    Jemand hupte. Fletcher schrak zusammen. Zwei Augen glotzten ihn an.
    Hell und trotzdem verlaufen.
    Dann bremste der Fahrer, sonst hätte er den Mann auf der Straße überrollt.
    »Verdammt, Fletcher, was machst du denn hier? Warum stehst du mitten auf der Straße?«
    Dean gab keine Antwort.
    Er winkte nur ab. Mit schwerfälligen Bewegungen ging er den Rest der Strecke. Er wäre beinahe noch über den Bordstein gestolpert. Dann war er froh, sich gegen eine Hauswand lehnen zu können.
    Das durch ein Fenster fallende Licht streifte an ihm vorbei. Es fiel nicht über das schweißnasse Gesicht mit den weit geöffneten Augen und der schweißbedeckten, glänzenden Haut.
    Fletcher spürte einen Geschmack im Mund, als hätte er Asche hineingeschüttet. Die Zunge war pelzig geworden. Sie erinnerte ihn an einen feuchten Kloß. Das Herz schlug so schnell, als stünde es dicht vor einem Infarkt. Die Hände waren feucht geworden. Fletcher sah sich nicht mehr in der normalen Welt oder in der Realität, er hatte sich in der Vergangenheit verloren.
    Darkman!
    Der Name war wieder da. Er sägte durch seinen Kopf. Er hatte wieder alles lebendig werden lassen. Den verdammten Schrecken, der seine Hinrichtung begleitet hatte. Sie war so glatt und kalt verlaufen. Noch jetzt erinnerte er sich an das laute Geräusch, mit dem das Genick des Mannes gebrochen war.
    So etwas vergaß man nie. Aber es war zumindest unterdrückt worden, bis zum heutigen Abend.
    »Okay«, flüsterte sich Fletcher selbst zu. »Jetzt sei mal ganz ruhig. Was hast du gesehen?«
    Er wartete vergeblich auf eine Antwort. Er konnte keine klare geben. Es war ihm nicht möglich. Es war auch nicht möglich, daß ihm ein Toter entgegengekommen war. Und Darkman war tot gewesen, das war damals festgestellt worden, bevor sie ihn weggeschafft hatten.
    Man hatte ihn dann auf dem Gefängnisfriedhof verscharrt, und Fletcher hatte nicht ein einziges Mal das Grab besucht. Wahrscheinlich war es sogar namenlos.
    Jetzt fror er noch stärker, und er fürchtete sich dabei vor sich selbst.
    Diese Gestalt hatte er sich eingebildet. Er hatte sie praktisch aus seiner Phantasie geholt, und sie war plötzlich so lebendig vor ihm erschienen.
    Lebend? Lebendig?
    Das wußte er wiederum nicht. Es konnte nicht sein, denn dieser Darkman war einfach ein Produkt seiner Phantasie gewesen. Zu lange hatte das Schreckensbild dieses irren Mörders durch sein Bewußtsein und auch durch sein Unterbewußtsein gespukt. Aber konnte ein Mensch kraft seiner Gedanken aus dem Unterbewußtsein etwas in die Realität hineinprojizieren?
    Das war ihm zu hoch. Da kam er nicht mit zurecht. Aber deutlich erinnerte er sich an den eisigen Hauch. Nein, das war nicht natürlich gewesen. Kein Gruß des Winters. Dieser Hauch war aus dem Reich gekommen, das man als Totenwelt umschrieb. Er kannte sie natürlich nicht, aber er hatte sich immer wieder die alten Geschichten angehört, und da war der Begriff Totenwelt oft vorgekommen.
    Der Mund war außen ebenso trocken wie innen. Ich brauche jetzt einen Schluck, dachte der Mann. Verdammt noch mal, ich muß ein Bier haben, und ich muß mit jemandem über meine Entdeckung reden können! Aber mit wem? Wen konnte er ins Vertrauen ziehen? Wer lachte ihn nicht aus?
    Da kam eigentlich nur einer in Frage.
    Der Pfarrer.
    George Hancock. Er konnte sich erinnern. Er war damals dabeigewesen.
    Er würde auch für seine Nöte und Sorgen Verständnis zeigen, das hatte er schon öfter bewiesen, wenn sie sich unterhalten hatten.
    So manchen Abend verbrachte der Seelsorger im Pub, wo er mit den Menschen Tacheles reden konnte und mehr über ihre Sorgen erfuhr.
    Wenn George nicht anwesend war, würde Fletcher es im Pfarrhaus probieren und dort schellen.
    Er war zufrieden und setzte seinen Weg fort. Diesmal lief er noch tiefer geduckt.
    Wie jemand, der jeden Moment
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