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Verflixte Liebe

Verflixte Liebe

Titel: Verflixte Liebe
Autoren: Friederike Costa
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von einer zierlichen, grauhaarigen Frau betrat die Diele. Sie standen da und starrten die Deutsche und das Kind an.
    Sekunden verstrichen, die Christiane wie Stunden erschienen. Niemand sagte etwas, bis endlich Milena den Bann brach. „Sind das etwa meine Großeltern?“, fragte sie ihre Mutter.
    Christiane hatte schon eine harte Antwort auf den Lippen. 'Wenn sie den Anstand hätten, sich vorzustellen, dann könnte ich es dir sagen!' Aber dann biss sie sich doch auf die Lippen.
    „Ja.“ Die Frau nickte plötzlich, trat aus dem Schatten ihres Mannes hervor und ging auf Milena zu, um ihr die Hand zu reichen. „Ich bin deine Großmutter, Maria Forell, und das ist dein Großvater, Marcello Forell. Du kannst uns Großvater Forell und Großmutter Forell nennen.“ Wenn auch die Aussprache sehr ‚italienisch‘ klang, grammatikalisch war jeder Satz perfekt.
    „Nicht Oma und Opa?“ fragte die Kleine erstaunt.
    Die Frau lächelte schwach, eine Antwort blieb sie schuldig. Sie wandte sich an Christiane, gab ihr die Hand. „Willkommen, Signora Rosmann, ich hoffe, Sie hatten eine angenehme Reise.“
    „Danke. Bis zur Ankunft am Flughafen ging es.“
    Raffaele, der an der Tür stehen geblieben war, atmete hörbar ein.
    „Und das ist mein Mann.“ Maria Forell deutete auf Marcello Forell, der noch immer stocksteif dastand.
    „Signora“, sagte er und deutete kaum sichtbar eine Verbeugung an. Das war alles. Er reichte ihr keine Hand, er schenkte ihr kein freundliches Wort. Aber Christiane sollte es recht sein, sie brauchte keine Höflichkeitsfloskeln! Sie würde die zwei Wochen hier überstehen, und je weniger sie sich in dieser Zeit vormachten, desto besser!
    „Bitte treten Sie doch ein.“ Maria Forell deutete in das Zimmer, aus dem sie gekommen waren. Sie sah sich nach dem Hausmädchen um. „Alice, lassen Sie das Gepäck nach oben bringen, und du, Raffaele, du bleibst doch noch zum Essen!“ Es war keine Frage, es war ein Befehl, dem er sich widerspruchslos fügte.
    „Natürlich Tante, wenn du es möchtest.“
    Der Salon war ganz in rosé, weiß und gold gehalten. Die Tapeten aus Seide, der Boden aus kostbarem rosa Marmor, die schweren Samtvorhänge in einem dunkleren Terrakottaton. Andächtig staunend blickte sich die Kleine um, dann sagte sie zu Raffaele: „Es ist ja doch alles so groß und prächtig, wie für eine Königin!“
    Er lächelte, schob die Hände in die Taschen und sah mit einem schnellen Seitenblick zu Christiane hin. „Dafür haben wir aber keinen Aufzug!“
    Wie Christiane den Rest des Tages und den Abend überstand, konnte sie später nicht mehr sagen. Der Portwein, den man ihr als Begrüßungstrunk angeboten hatte, half ihr dabei etwas, denn die süße Schwere des Alkohols, die sich wie ein Nebelhauch über ihr Unbehagen legte, ließ sie alles ein wenig leichter ertragen: die Blicke, das Schweigen, die Fragen, die unausgesprochen zwischen ihnen lagen, die Ahnungslosigkeit des Kindes, das nicht begriff, worum es hier ging. Wie ein kleiner Kolibri schwirrte Milena durch den Raum, staunte, legte ihre Händchen prüfend auf Kostbarkeiten, fühlte sich plötzlich in ein Märchen versetzt, ohne zu ahnen, dass dieses Märchen unüberschaubare Folgen für sie haben könnte.
    Dann wurden Christiane und Milena in ein Zimmer gebracht, das sich im oberen Stockwerk befand. Neben der Treppe und droben im Flur hingen Ölgemälde. Es schien eine Ahnengalerie zu sein, denn einige der abgebildeten Männer sahen Marcello Forell verblüffend ähnlich.
    Neben der Tür, vor der das Mädchen stehen blieb, um Christiane und Milena einzulassen, blickte von einem der Gemälde Tommaso auf sie herunter. Er war genauso schön, wie sie ihn in Erinnerung hatte, aber seine Augen waren kalt und sein Wesen wirkte in sich gekehrt. Für einen Moment fühlte Christiane so etwas wie Mitleid mit ihm. Ein Gefangener im goldenen Käfig! Dem Vater ergeben, wie man es von einem guten sizilianischen Sohn erwarten konnte, eine ungeliebte Frau an seiner Seite, und schließlich ein viel zu früher Tod. Doch dann packte sie plötzlich wieder die Wut. Nun würde sie jedes Mal, wenn sie dieses Zimmer betrat, Tommaso ansehen müssen. Vielleicht hatte man das Bild sogar extra neben diese Tür gehängt! Vielleicht wollte man, dass sie keinesfalls vergaß, wer der Vater ihres Kindes war, wollte man ihr mit Nachdruck deutlich machen, dass man ein 'Anrecht' auf Milena hatte!
    Christiane trat ein und sah sich um. Ein Bett mit einem Baldachin stand
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