Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verfemte des Alls

Verfemte des Alls

Titel: Verfemte des Alls
Autoren: Andre Norton
Vom Netzwerk:
eins mit anderen Lebewesen zu sein, hatte ich bereits eine Zeitlang die Höhen von Yiktor in einem Tierkörper durchstreift und so meine Pflicht erfüllt. Aber das war in dem angenehmen Bewußtsein gewesen, daß mein eigener Körper auf meine Rückkehr wartete, daß dieses Exil nur vorübergehend war, während jetzt …
    Aber immer blieb ich dabei Maelen – ich selbst, auch wenn ein Teil meines neuen Körpers noch immer die Essenz von Vors enthielt. So sehr ich Vors geliebt und geehrt hatte für das, was sie für mich tat, so mußte ich dennoch ständig gegen die Instinkte dieses Körpers ankämpfen, um so weit wie möglich allein ich und nur zeitweiliger Bewohner dieser Hülle zu bleiben. Und immer war da die Angst, daß es kein Entrinnen mehr geben würde, daß durch die Jahre Vors immer stärker und Maelen immer schwächer werden könnte.
    Gern hätte ich meinen Gefährten – diesen Fremdling Krip Vorlund – gefragt, ob auch er solche Furcht gekannt hatte, als er ein Barsk war, aber ich konnte niemandem gegenüber zugeben, daß mich derartige Empfindungen bewegten. Ich mußte meine Rolle spielen, so gut ich es vermochte. Tröstlich waren für mich jedoch jene Zeiten, wenn ich im Leben der LYDIS eine nützliche Funktion ausüben konnte, denn dann schien ich wieder ganz Maelen zu sein. So war es während der letzten Stunden auf Thoth gewesen, und es war mir gelungen, mich selbst zu vergessen und mich mit dem Schicksal des Schiffes zu identifizieren.
    Aber jetzt lag ich hier, und meine Gedanken waren dunkel, denn ich dachte an den Priester, der uns verflucht hatte. Wie ich Krip gesagt hatte, ist Macht in dem reinen Glauben eines solchen Mannes. Und – ich hatte nicht vermocht, seine Gedanken zu berühren; da war eine Schranke gewesen, die mich so sicher ausschloß, als wäre er einer der Alten Thassa gewesen.
    Aber jetzt lag ich da und ging auf Gedankensuche. Jene der LYDIS waren wie immer. Ich berührte nur leicht die Oberfläche ihrer Gedanken. Denn ein Eindringen, wenn es nicht wirklich notwendig ist, stellt eine Verletzung der Intimsphäre dar. Aber dann stieß ich bei meiner Suche auf einen fremden Geist …
    Ich fuhr hoch und schnappte mit den Zähnen nach dem Schutznetz, das mich festhielt. Dann fing ich mich wieder und sandte Krip meinen Ruf. Seine Antwort kam sofort – er mußte meine Sorge gespürt haben.
    »Was gibt es?«
    »Es ist jemand von Thoth an Bord. Er hat Böses für uns im Sinn!«
    Es entstand eine Pause, dann kam ganz deutlich seine Antwort. »Ich habe ihn hier vor meinen Augen. Er ist bewußtlos, seit das Schiff abhob.«
    »Sein Geist ist wach und arbeitet! Krip, dieser Mann ist stärker als alle anderen, denen wir auf Thoth begegnet sind. Er steht demjenigen sehr nahe, der uns verflucht hat. Beobachte ihn ganz genau!«
    Aber selbst da erkannte ich nicht, wie anders dieser Fremde war und wie sehr wir ihn zu fürchten hatten. Denn ebenso wie bei jenem, der uns verflucht hatte, war da eine Barriere, hinter der er mehr als die Hälfte seiner Gedanken verbarg. Und obgleich ich sie nicht lesen konnte, spürte ich doch die Gefahr, die von ihnen ausging.
    »Sei unbesorgt, wir werden ihn nicht aus den Augen lassen!«
    Es war, als hätte der Fremde den Gedankenwechsel zwischen uns mitangehört. Jedenfalls wurden die Gedankenströmungen seines Geistes plötzlich unterdrückt. Ich war jetzt auf der Hut, ebenso, als hielte ich Wache im Bauch der LYDIS.
    In einem Raumschiff gibt es keinen Tag und keine Nacht, keinen Morgen und keinen Abend. Ich hatte mich nur schwer daran gewöhnen können, als ich zuerst an Bord kam, ebenso wie an die engen Räumlichkeiten der Kabinen und Korridore, die jemandem, der nie ein anderes Heim als die Wagen der Thassa gekannt hatte, gefängnisartig erscheinen mußten. Hier war ständig ein scharfer Geruch, und manchmal war das Stampfen der Maschinen, die uns von Stern zu Stern beförderten, mehr, als ich ertragen konnte, und dann blieb mir nur die Flucht in die Vergangenheit und in meine Erinnerungen. Es gab keine Nacht und keinen Tag, außer jenen, die von den Handels Schiffern selbst festgesetzt wurden, ordentlich aufgeteilt in Perioden des Schlafens und Wachens.
    Wenn das Schiff flog und auf Kurs gebracht war, gab es kaum noch etwas zu tun. Krip hatte mir jedoch gleich zu Anfang gezeigt, daß es der Mannschaft dennoch nicht an Beschäftigung mangelte. Einige von ihnen benutzten ihre Hände, um kleine Gegenstände zu fertigen, die ihnen Freude machten oder die sie ihren
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher