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Verfemte des Alls

Verfemte des Alls

Titel: Verfemte des Alls
Autoren: Andre Norton
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starrte mich mit der gleichen Intensität an wie Krip zuvor.
    »Maelen?« Er machte eine Frage aus meinem Namen, als könnte er nicht glauben, daß dies in Wahrheit geschehen war.
    »Welchen Beweis wünschen Sie, Kapitän?« Ich war in Hochstimmung. So hatte ich mich seit langem nicht mehr gefühlt.
    Einer der Patrouillenmänner mischte sich nun ein. »Was ist? Können Sie dasselbe für die anderen tun?« Er deutete auf die gefesselten Männer.
    »Nicht jetzt!« fuhr Krip auf. »Sie hat eben erst einen schweren Kampf gewonnen! Man muß ihr Zeit lassen …«
    »Warte …«, sagte ich. »Gebt mir nur ein wenig Zeit, um mich an den Gebrauch dieses Körpers zu gewöhnen.«
    Ich verschloß meine körperlichen Sinne, wie ich es als Mondsängerin gelernt hatte, und begab mich auf die innere Suche. Es war, als erforschte ich die leeren Räume einer verlassenen Zitadelle. Das, was diese Festung teilweise belebt hatte, hatte nur wenig davon bewohnt. Meine Reise dehnte sich aus, und mit ihr kam die Erkenntnis, daß mir mit diesem Körper neue Möglichkeiten offenstanden, manche davon noch unbekannt. Aber später würde ich noch genügend Zeit haben, mich damit zu befassen. Im Augenblick verlangte es mich am meisten danach, zu wissen, wie ich, Maelen, am besten nutzen konnte, was ich besaß.
    »Maelen!« Krips Ruf holte mich zurück. Wieder fühlte ich den warmen Griff seiner Hände und hörte die Sorge in seiner Stimme.
    »Ich bin hier«, versicherte ich ihm. Und dann nahm ich meinen neuen Körper voll in Besitz. Zuerst bewegte er sich ungelenk, als wäre er lange nicht in Gebrauch gewesen. Aber mit Krips Hilfe stand ich auf und ging zu jenen, die in Fesseln lagen, Menschen neben Fremden. Und ihr Fleisch glich vor meinen Augen transparenten Hüllen – ich sah jeden von ihnen vor mir, wie er wirklich war.
    Und ebenso wie bei der Frau, in die ich hineingeschlüpft war, so waren auch jene, die jetzt in den menschlichen Körpern hausten, keine echten Persönlichkeiten, sondern lediglich motivierende Kräfte. Es war seltsam, wirklich höchst seltsam! Jenen, die ursprünglich einmal in den fremden Körpern gewohnt hatten, hätte ich nicht gegenübertreten können. Ich bezweifle, ob es selbst die Alten der Thassa vermocht hätten. Was immer jene Schläfer einmal gewesen waren, wie immer, – es mußten große und mächtige Persönlichkeiten gewesen sein, unendlich größer als das, was hier von ihnen übriggeblieben war.
    Da ich sie als das erkannte, was sie waren, gelang es mir, sie zu bezwingen und sie aus den Körpern zu vertreiben, die sie gestohlen hatten. Krip, durch seine Hände mit mir verbunden, unterstützte mich mit seiner Kraft. Und nachdem die Fremden vertrieben waren, war es nicht mehr schwierig, die rechtmäßigen Besitzer in ihre Körper zurückkehren zu lassen. Die menschlichen Körper bewegten sich und schlugen ihre Augen auf.
    Ich wandte mich an Kapitän Foss. »Die Kronen müssen zerstört werden. Sie dienen als Leiter für diese Kräfte.«
    Krip ließ meine Hände los, ging durch den Raum und zerstampfte mit seinen beiden schweren Raumstiefeln einen Gegenstand, der dort lag. Im gleichen Augenblick ertönte in meinem Kopf ein dünnes, weitentferntes Winseln, als ob irgendwo lebende Wesen zu Tode getrampelt wurden. Ich erschauerte, aber ich tat nichts, um ihn daran zu hindern, dieses Bindeglied zwischen dem bösen Willen und dem Körper, den ich errungen hatte, zu zerstören.
    Es war ein guter Körper; ich hatte es schon gewußt, als ich ihn zum erstenmal erblickte. Und im Nebenzimmer fand ich die Kleider, um ihn zu bedecken. Es waren andere Gewänder, als die Thassa sie tragen – eine kurze Tunika, von einem breiten, edelsteingefaßten Gürtel gehalten und enganliegende Fußhüllen. Mein Haar war zu schwer und zu lang, und da ich keine Nadeln und Spangen fand, um sie nach Thassa-Art zu frisieren, flocht ich es zu Zöpfen.
    Ich fragte mich, wer sie einstmals gewesen war, diese äußerlich so wunderbar erhaltene Frau. Wahrscheinlich würde ich ihren Namen, ihr Alter, ihre Rasse nie erfahren. Aber sie war schön, und sie besaß Macht, soviel wußte ich. Königin oder Priesterin – sie war vor langer Zeit entschwunden und hatte nur jenen Rest hinterlassen, der ein Halbleben aufrechterhielt. Vielleicht war es nur das Böse in ihr, das zurückgeblieben war. Ich hoffte es; ich wollte nicht glauben, daß sie ganz und gar jenem Schatten geglichen hatte, gegen den ich kämpfte.
    Das Exil dessen, das die drei männlichen
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