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Verfemte des Alls

Verfemte des Alls

Titel: Verfemte des Alls
Autoren: Andre Norton
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Verstärker konzentrieren – nicht alles auf einmal!
    Kraft kam mir zu Hilfe – das war Krip. Er konnte nicht singen, wenn kein echter Thassa anwesend war, um ihn zu leiten. Er konnte lediglich meine Verbindung mit der Maschine stärken. Und dann empfing ich noch einen Kraftzuschuß, klein zwar, aber er hielt an. Ich wußte nicht, woher er kam, aber ich war dankbar dafür.
    Sie hatte mich ein wenig von dem Vorsprung, den ich gewonnen hatte, zurückgetrieben. Aber ich war immer noch ein gutes Stück weiter als am Anfang. Ich durfte nicht auf die Katzenköpfe schauen. Der Verstärker – ich mußte mich auf den Verstärker konzentrieren und ihn mit ständigem Willensstrom füttern! Weiter, nur nicht nachlassen! Ich wußte, daß ich das Ende rasch herbeiführen mußte, oder ich war verloren. Noch einmal – der Verstärker und all meine Kraftreserven! Und jetzt – zuschlagen!
    Ich brach durch eine nicht greifbare Verteidigung, aber ich gestattete mir kein Gefühl des Triumphs. Ein Erfolg bedeutete noch keinen Sieg. Was stand mir jetzt bevor? Fast wäre ich zurückgewichen. Ich hatte angenommen, daß das, was ich bekämpfte, eine Persönlichkeit war, eine ebenso fest umrissene Persönlichkeit wie ich, Maelen von den Thassa. Aber das, was mir hier gegenüberstand, war nichts als Wille, ein böser Wille und ein dunkles Verlangen nach Herrschaft – aber dennoch nur ein Gehäuse von bösem Willen, das weiterexistierte; eine Maschine, die längst von ihrem einstmaligen Besitzer verlassen worden war und deren Getriebe durch die Nebel unzähliger Jahre selbsttätig weitergelaufen war. Da war kein inneres Selbst, das dieses Diadem trug, nur noch die Reste eines Willens und vergessenen Ehrgeizes. Als ich also die Schranke durchbrach, die jene aufrechthielten, fand ich eine völlig unerwartete Leere vor. Und in diesen leeren Raum floß ich hinein, machte ihn zu meinem eigenen und verbarrikadierte ihn dann gegen den verbliebenen Rest jener anderen.
    Dieser Rest, einem Roboter gleich, war weit entfernt davon, sich geschlagen zu geben. Vielleicht hatte er in den vielen Jahren seiner Beherrschung der leeren Hülle eine Art von Quasi-Leben entwickelt. Und jetzt wandte er sich gegen mich mit tückischer Gewalt.
    Die Katzen! Plötzlich konnte ich nichts anderes mehr sehen als die Katzen; ihre schmalen Köpfe, ihre glitzernden Schlitzaugen stürzten sich auf mich. Sie begannen einen wirbelnden Tanz um mich herum. Sie waren es, durch die dieses Ding wirksam werden konnte.
    Hinter den Katzen sah ich plötzlich verschwommene Gestalten. Und ich sah sie nicht mit meinem geistigen Auge, sondern wirklich. Und dann wußte ich, daß ich nicht durch die Augen blickte, die Vors mir vor langer Zeit gegeben hatte. Ich befand mich in einem anderen Körper!
    Der Druck, der auf mir lastete, die Wellen von Feindseligkeit, die körperlichen Schlägen glichen – all das kam von den Katzen. Ich war in dem Körper der Frau … Ich konzentrierte meinen Willen. Ich fühlte nicht, ob ich mich tatsächlich bewegte; ich konnte den Gliedmaßen nur befehlen, meinem Willen Folge zu leisten. Und währenddessen bekämpfte mich ständig jene fremde Halbpräsenz.
    Hatten sich meine Hände erhoben? Faßten die Finger den Rand des Katzendiadems? Ich befahl den Fingern mit meinem ganzen Willen, die Krone von meinem Kopf zu nehmen und sie von mir fortzuschleudern …
    Die Katzenköpfe verschwanden. Meine Sicht, bis jetzt verschwommen, wurde auf einmal ganz klar. Ich wußte, daß ich einen neuen Körper besaß, daß ich lebte und atmete – ohne Schmerzen. Und jene andere Präsenz war fort, als wäre sie mit der Krone weggeschleudert worden.
    Sie standen vor mir, Krip, Kapitän Foss, Fremde in der Uniform der Patrouille. Und auf dem Boden lagen andere, eingeschlossen in Fesselnetze: Lidj, Griss, der Patrouillen-Pilot – und drei fremde Körper.
    Krip kam zu mir, faßte meine beiden Hände und blickte in meine neuen Augen. Was er darin sah, muß ihm die Wahrheit verraten haben, denn sein Gesicht leuchtete so auf, wie ich es noch nie bei ihm gesehen hatte.
    »Du hast es geschafft! Maelen, Mondsängerin – du hast es vollbracht!«
    »So ist es.« Ich hörte meine neue Stimme, dunkel, fremd. Und ich blickte an dieser neuen Hülle für meinen Geist herab. Es war ein guter Körper, wohlgebaut, obgleich das dunkle, üppige Haar nicht Thassa war.
    Krip hielt noch immer meine Hände in den seinen, als wagte er nicht, mich loszulassen. Jetzt trat Kapitän Foss neben ihn und
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