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Verfemte des Alls

Verfemte des Alls

Titel: Verfemte des Alls
Autoren: Andre Norton
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meinte Foss, als ich schwieg, »aber warum? Ich denke, wir sollen ihre Schätze für sie retten!«
    »Wir haben etwas an Bord, das dem Funken im Pulverfaß gleichkommen könnte«, bemerkte Lidj. »Den Thron von Qur.«
    Ich starrte ihn an. Es wird viel geredet, und man hört allerlei. Aber wenn man selbst mit einem so sagenumwobenen Gegenstand in Berührung kommt, das ist doch etwas ganz anderes. Die letzte, die größte Kiste, die wir an Bord gehievt hatten – das war also der Thron von Qur!
    Wer waren die ersten, die echten Besitzer der Schätze von Thoth gewesen? Niemand wußte sie zu nennen. Obgleich alle Fundstücke offensichtlich Erzeugnisse einer sehr hochstehenden Zivilisation waren, hatte man merkwürdigerweise niemals irgendwelche Schriftstücke oder Aufzeichnungen gefunden. Wir hatten keine Namen für die Könige, Königinnen, Edlen und Priester, die den späteren Siedlern von Thoth ihre Besitztümer hinterlassen hatten. So hatten die Finder den Fundstücken ihre eigenen Namen gegeben.
    Der Thron von Qur war von dem Finder nach einer Gottheit seiner Heimatwelt benannt worden. Später hatte ihn dann die Priesterschaft beansprucht und zum Heiligtum erklärt, aber der Name war geblieben. Der Thron war für ein Wesen einer Rasse gearbeitet, die physisch der unseren ähnlich gewesen sein muß. Der Sitz war aus einem roten Metall geschmiedet, das für seine Haltbarkeit überraschend leicht war. Die beiden Seitensrücke endeten in Armlehnen, an deren Enden sich die Köpfe unbekannter Geschöpfe erhoben, bedeckt mit Schuppen aus Gold und glänzendem Grün und mit Augen aus milchig weißen Steinen. Das Prachtvollste war jedoch die Rückenlehne, die aus einem Fächer aus Federn zu bestehen schien, so fein aus Gold und Grün gearbeitet, daß sie einstmals echte Farne gewesen sein könnten. Und die Spitze einer jeden Feder schmückte ein blaugrüner Stein – insgesamt waren es ein volles Hundert.
    Das wirklich Einzigartige an dem Thron, abgesehen von der wundervollen Arbeit, waren eben diese blaugrünen Steine und die milchig weißen Steine in den Armlehnen, die, soweit man feststellen konnte, nicht nur auf Thoth, sondern auch überall sonst unbekannt waren. Es waren bisher auch keine weiteren Gegenstände mit solchen Steinen auf diesem Planeten gefunden worden.
    Einmal entdeckt, war der Thron in den Tempel von Kartum gebracht worden, wo er eine der Hauptattraktionen darstellte. Da eine nähere Inspektion nur nach endlosem Warten und unter strikter Aufsicht gestattet wurde, hatte man seither nicht viel darüber erfahren, obgleich Bilder davon auf jeder Aufzeichnung über Thoth erschienen.
    Auf dem Bildschirm beobachteten wir unterdessen eine Prozession von Priestern, die sich vom Stadttor her der LYDIS näherte. Allen voran schritt ein Mann, größer als jene, die ihn umgaben, und so hager, daß sein Gesicht fast einem Totenschädel glich. Nichts Weiches war in jenem Antlitz, nichts als tief eingegrabene Linien, die Fanatismus verrieten. Sein Blick war auf die LYDIS gerichtet.
    Ich spürte eine Bewegung neben mir – es war Maelen. Sie reckte angestrengt den Kopf, um die Szene auf dem Bildschirm beobachten zu können. Ich hob sie auf; ihr Glassia-Körper war fester und schwerer, als es den Anschein hatte.
    »Ein Mann des Bösen, ein fanatischer Gläubiger«, teilte sie mir mit. »Er ist bereit, sogar sein Leben zu geben, um zu erreichen, was er will. Solche Männer sind gefährlich …«
    Lidj blickte über die Schulter. »Du hast recht, Kleines.« Er mußte ihre volle Gedankenbotschaft aufgefangen haben. Für meine Schiffskameraden war Maelen natürlich ein Tier. Nur Griss Sharvan hatte sie jemals in ihrem Thassa-Körper gesehen, und selbst ihm schien es jetzt nicht zu gelingen, das Tier mit der Frau in Verbindung zu bringen. Sie wußten alle, daß Maelen in Wahrheit nicht das war, was sie zu sein schien, aber es fiel ihnen schwer, daran zu denken.
    Die Prozession der Priester formte einen Keil, mit ihrem Führer an der Spitze – eine auf das Schiff gerichtete Lanzenspitze. Wir sahen Trommler, aber wir konnten sie nicht hören.
    Dann ruhten ihre Hände, dafür bewegte der Priester Hände und Lippen. Er bückte sich, hob eine Handvoll sandiger Erde auf und spuckte darauf, während er unverwandt auf das Schiff blickte.
    »Er verflucht uns«, berichtete Maelen. »Er ruft seinen Gott an, jene zu verfluchen, die Thoth die Schätze des Tempels nehmen, und alle, die dabei helfen. Er schwört, daß der Schatz zurückkehren
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