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Verderbnis

Titel: Verderbnis
Autoren: Mo Hayder
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Wagendach, sodass sie wie eine Peitschenschnur vom Wagen zurückflog und auf den Knien landete. Inzwischen saß der Mann mit der Maske auf dem Fahrersitz des Yaris. Rose sah, was er tat, und rappelte sich hoch. Sie erreichte das Seitenfenster und zerrte panisch am Türgriff, als der Mann den Schlüssel ins Zündschloss schob. Ein kleiner Ruck ging durch den Wagen, als er die Handbremse löste und dann zurücksetzte. Rose stolperte daneben her; halb fiel sie, halb wurde sie mitgeschleift, und dann bremste der Mann jäh, schaltete und schoss mit durchdrehenden Reifen vorwärts. Roses Hand rutschte vom Türgriff, und sie blieb zurück und stürzte schwerfällig, rollte einmal über sich selbst und blieb mit ungelenk verdrehten Armen und Beinen liegen. Sie kam gleich wieder zu sich und hob den Kopf gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie der Wagen in Richtung Ausfahrt raste.
    »Was dann?«, fragte Caffery.
    »Nicht mehr viel. Wir haben ihn noch auf einer anderen Kamera.« Der Inspector richtete eine Fernbedienung auf den Digitalrekorder und klickte sich durch die Aufzeichnungen der verschiedenen Kameras. »Hier – wie er die Tiefgarage verlässt. Er benutzt ihr Ticket für die Schranke. Aber in dieser Übertragung ist das Bild nicht so gut.«
    Auf dem Monitor sah man den Yaris von hinten. Die Bremslichter leuchteten auf, als er vor der Schranke langsamer fuhr. Das Fahrerfenster glitt herunter, der Mann streckte die Hand heraus und schob das Ticket in den Schlitz. Nach einer kurzen Verzögerung öffnete sich die Schranke. Die Bremslichter erloschen, und der Yaris fuhr davon.
    »An der Schranke sind nirgends Abdrücke«, sagte der Inspector. »Er hat Handschuhe getragen. Sehen Sie sie?«
    »Stoppen Sie hier«, sagte Caffery.
    Der Inspector hielt das Bild an. Caffery beugte sich näher zum Monitor herunter und drehte den Kopf zur Seite, um das Rückfenster über dem beleuchteten Nummernschild zu betrachten. Als der Fall der MCIU gemeldet wurde, hatte der Superintendent des Dezernats, ein unnachsichtiger Scheißkerl, der eine alte Frau an den Fußboden nageln würde, wenn sie Informationen hätte, die seine Aufklärungsrate verbessern könnten, Caffery aufgetragen, als Erstes festzustellen, ob die Anzeige zutreffend war oder nicht. Caffery suchte die Schatten und Spiegelungen auf der Heckscheibe ab. Er sah etwas auf dem Rücksitz. Etwas Helles, Verschwommenes.
    »Ist sie das?«
    »Ja.«
    »Sind Sie sicher?«
    Der Inspector drehte sich um und schaute ihn lange an, als vermutete er hier einen Test. »Ja«, sagte er langsam. »Warum?«
    Caffery antwortete nicht. Er würde nicht laut sagen, dass der Superintendent beunruhigt war, weil es da draußen schon so oft vorgekommen war, dass irgendein Arschgesicht ein Kind auf dem Rücksitz erfunden hatte, wenn ihm das Auto gehijackt worden war – in der Annahme, dass die Polizei dann mit größerem Engagement nach dem Wagen fahnden würde. So was kam vor. Aber es sah nicht so aus, als ob Rose Bradley so etwas im Sinn hätte.
    »Ich will sie noch mal sehen. Vorher.«
    Der Inspector richtete die Fernbedienung auf den Monitor und zappte durch das Menü zum vorhergehenden Clip und bis zu dem Augenblick, der neunzig Sekunden vor dem Angriff auf Rose lag. Die Parketage war leer. Nur das Sonnenlicht im Eingang und die Autos. Als der Zeitstempel auf 16.31 Uhr sprang, öffnete sich die Tür zum Supermarkt, und Rose Bradley schob ihren Einkaufswagen heraus. Neben ihr ging ein kleines Mädchen in einem braunen Dufflecoat, blass und mit blonder Ponyfrisur. Sie trug pastellfarbene Spangenschuhe und eine rosa Strumpfhose und hatte die Hände in die Taschen geschoben. Rose schloss den Yaris auf, und das kleine Mädchen öffnete die hintere Seitentür und kletterte hinein. Rose schloss die Tür hinter ihr, legte Schlüssel und Ticket auf den Vordersitz und ging zum Kofferraum.
    »Okay. Hier können Sie stoppen.«
    Der Inspector schaltete den Monitor aus und richtete sich auf. »Major Crime ist hier. Wessen Fall ist das dann? Ihrer? Meiner?«
    »Weder noch.« Caffery zog seinen Schlüsselbund aus der Tasche. »So weit wird es gar nicht kommen.«
    Der Inspector hob eine Braue. »Wer sagt das?«
    »Die Statistik. Er hat einen Fehler gemacht – er wusste nicht, dass sie im Wagen saß. Bei der nächsten Gelegenheit schmeißt er sie raus. Wahrscheinlich hat er es schon getan, aber der Anruf kriecht noch durch die Kanäle.«
    »Das ist fast drei Stunden her.«
    Caffery hielt seinem Blick stand. Der
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