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Verdammte Liebschaften

Verdammte Liebschaften

Titel: Verdammte Liebschaften
Autoren: Divina Michaelis
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Koffer gebeugt im Schlafzimmer und war dabei, seine Sachen darin zu verstauen. Es war derselbe Koffer, mit dem er vor einem halben Jahr bei mir eingezogen war.
    „Ich habe mit einer anderen geschlafen“ wiederholte er seine Aussage, anscheinend vollkommen unbeeindruckt von meiner Bestürzung. „Wobei – es war nicht nur eine, sondern ziemlich viele, aber nur die eine ist für mich wichtig. Ehrlich gesagt habe ich auch keinen Bock mehr auf dich und dieses Kaff. Das geht mir alles auf die Nerven. Ich zieh aus! Erst einmal komme ich bei Gregor unter, bis ich zu meiner neuen Freundin ziehen kann.“
„Ihr seid also schon fest zusammen“, bemerkte ich tonlos.
„Definitiv! Sie ist wunderschön, hervorragend im Bett, weltoffen, bei Weitem nicht so ungeschickt wie du und wohnt in Hamburg, wo etwas los ist, nicht in einem Nest wie Rosenweide. Außerdem liebe ich sie.“
    Das alles klatschte er mir vor die Füße und ich konnte nichts weiter tun, als um meine Fassung zu ringen.
„Aber du liebst mich!“, versuchte ich als Argument anzubringen. „Du hast es mir immer wieder gesagt.“
Ich konnte lediglich glauben, dass er mich mit der Behauptung, er hätte mit vielen Frauen geschlafen, aus irgendeinem Grund verletzen wollte, nicht jedoch, dass er es wirklich getan hat. Nur warum er das sagte, wollte mir nicht in den Kopf. Irgendetwas musste ich falsch gemacht haben.
    Matthias schloss den Koffer und streckte den Rücken. Er sah zwar müde aus, schien aber sehr entschlossen zu sein, mich sofort zu verlassen.
„Nein, habe ich nicht!“, behauptete er und sah mir dabei in die Augen.
„Natürlich hast du das. Du hast schon am Anfang unserer Beziehung von Liebe auf den ersten Blick gesprochen. Und erst vor ein paar Tagen hab ich dich gefragt, ob du mich liebst, und du hast mir das bestätigt“, beharrte ich auf meinem Standpunkt.
    Sein Blick war beinahe mitleidig, als er den Kopf schüttelte.
„Ich habe am Anfang zwar gefragt, ob du an Liebe auf den ersten Blick glaubst, aber ich habe mit keinem Wort erwähnt, dass es mir bei dir so gegangen ist. Und gestern hast du mich gefragt und ich habe dir eine Gegenfrage gestellt. Weißt du auch noch welche?“
    In Gedanken ging ich alle Gelegenheiten durch, in denen ich glaubte, dass er mir seine Liebe beteuern würde, doch ich fand tatsächlich keine, bei der das der Fall war. Mir wich das Blut aus dem Kopf, als mich die Erkenntnis traf.
„Du hast gefragt, wie man mich nicht lieben könnte.“
    Sein Nicken bestätigte meine Aussage.
„Genau. Ich habe dich nur gefragt, wie man dich nicht lieben könnte und wenn du mich gefragt hättest, hätte ich es dir sagen können. Aber du hast das ja lieber so interpretiert, wie du es immer tust. Du bist total unreflektiert“, behauptete er.
„Ehrlich gesagt bist du eine wandelnde Katastrophe. Am Anfang fand ich das alles ja noch ganz niedlich, aber inzwischen geht es mir tierisch auf den Senkel, dass man sich nirgendwo mit dir blicken lassen kann, ohne dass es einen peinlichen Moment gibt.  Da gehe ich doch lieber mit einer der anderen aus, die ich während unserer Beziehung“, das Wort Beziehung betonte er noch extra, als ob er etwas Schlechtes gegessen hätte, „gevögelt habe.“
    So langsam sickerte der Verdacht in mein Hirn, dass er das Ganze doch ernst gemeint haben könnte. Ich war fassungslos. „War denn alles gelogen?“
„Ich hab dich nicht angelogen. Ich habe dir nur nicht alles gesagt. Ich liebe dich nicht und habe dich niemals geliebt. Ich habe dir das auch nie gesagt. Und dafür, was du in meine Aussagen rein interpretierst, kann ich nichts.“
    Ich wusste darauf echt nichts zu erwidern. Sein Verhalten war einfach nur dreist.
Abgesehen davon, dass er mir meine naturgegebene Ungeschicklichkeit vorwarf, hat er mich also das ganze halbe Jahr mit Suggestivfragen zum Narren gehalten, mich glauben lassen, dass er mich liebt und nebenbei andere gevögelt. Und wofür?
    „Gib doch zu, du hast mich absichtlich in dein Messer laufen lassen. Und nun gibst du mir noch die Schuld dafür?“
Er zuckte die Schultern.
„Na ja, ich kann ja nichts dafür, dass du so naiv bist“, war seine Antwort.
    In mir brodelte es, doch es gelang mir noch, einigermaßen ruhig zu bleiben.
„Warum? Warum hast du mich glauben lassen, dass du mich liebst? Warum, wenn das alles nicht wahr ist? Wozu diese Farce?“
    Jetzt nahm er den Koffer am Griff und hob  ihn vom Bett. Er presste vor Anstrengung die Lippen zusammen, ging an mir vorbei, aus der Tür
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