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Verbrechen im Mädchenpensionat

Verbrechen im Mädchenpensionat

Titel: Verbrechen im Mädchenpensionat
Autoren: Carter Brown
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gesehen, wirkte sie ziemlich tot.
    »Feine Sache an einem
dienstfreien Abend«, sagte ich verbittert zum Mephisto.
    Ich bekam keine Antwort und
fragte mich, ob er wohl in Ohnmacht gefallen war. Zwei Mädchen, die nahe bei
der Blonden gestanden hatten, war dies bereits zugestoßen, und es sah ganz so
aus, als ob in der nächsten Sekunde der Rest der Schülerinnen ihrem Beispiel
folgen würde.
    Ich sah mich nach dem Mephisto
um und stellte fest, daß die Bühne leer war. Mephisto war verschwunden — er
hatte sich anscheinend in Luft aufgelöst.

DRITTES KAPITEL
     
    D ie
Schülerinnen standen in respektvollem Abstand im Kreis um die Tote, zumindest
das, was von den Schülerinnen übriggeblieben war. Der Lehrkörper war damit
beschäftigt, diejenigen, die den Anblick von Blut nicht hatten ertragen können,
fortzuschaffen.
    Ich bahnte mir meinen Weg durch
die dicht aneinandergedrängte Weiblichkeit. Zu jedem anderen Zeitpunkt wäre das
ein entzückendes Erlebnis gewesen, das ich so ausgiebig wie möglich in die
Länge gezogen hätte. Im Augenblick lag mir nur daran, bevor etwas berührt
wurde, schnellstens an die Tote zu gelangen.
    Das Mädchen hatte sich
offensichtlich vorgebeugt oder aufstehen wollen, als sie erstochen worden war.
Sie war nach vorn gefallen und hing jetzt über dem Sitz vor ihr wie eine
Stoffpuppe. Ein dunkler Fleck breitete sich über das schmale Rückenteil ihres
Büstenhalters, und ein dunkelroter Strom schlängelte sich in scharfem Kontrast
mit der tiefen Sonnenbräune über ihren bloßen Rücken. Ich ging um sie herum,
blieb vor ihr stehen und preßte meinen Finger gegen die Halsschlagader. Ich
wußte, daß dies Zeitverschwendung war. Die offenen Augen, die in einer
schmerzlichen Grimasse über die Zähne zurückgezogenen Lippen, das Rinnsal, das
ihr aus einem Mundwinkel rieselte und das in der Farbe den Flecken auf ihrem
Rücken entsprach, waren beredt genug.
    Aber man erwartete, daß ich
mich wie ein Kriminalbeamter verhielt, und offen gestanden, mir fiel im
Augenblick auch nichts Besseres zu tun ein. Ich blickte auf und sah, wie Miss
Bannister auf dem Knöchel ihres rechten Zeigefingers kaute. Alle Farbe war aus
ihrem Gesicht gewichen, so daß Lippenstift und Augenschatten wie grelle Flecken
in der Blässe wirkten.
    »Miss Bannister, bitte.«
    Sie nickte und kam zögernd auf
mich zu.
    »Wer ist das Mädchen?«
    Sie fuhr sich mit der Zunge
über die Lippen. »Eine Schülerin. Sie heißt — sie hieß Jean Craig.«
    Ich nickte, als ob dies eine
Wichtige Information wäre. »Ich werde wohl Ihre Hilfe in Anspruch nehmen
müssen.«
    Sie nickte wortlos, während sie
vergeblich versuchte, die Augen von dem toten Mädchen zu wenden.
    »Ich möchte, daß dieser Saal
geräumt wird. Es darf nichts angerührt werden.« Sie nickte zustimmend. »Ich
möchte, daß mir die Schülerinnen und die Lehrer für meine Ermittlungen zur
Verfügung stehen.«
    Ich wartete, bis Miss Bannister
das, was an Lehrern noch vorhanden war, um sich versammelt und ihre Anweisungen
gegeben hatte. In bemerkenswert kurzer Zeit war der Saal geräumt. Miss
Bannister kehrte zu mir zurück. »Noch etwas?«
    Ich nickte. »Kann der Saal hier
wohl abgeschlossen werden?«
    Sie starrte mich an und nickte.
»Natürlich. Aber — «, ihre Augen schweiften zu dem Mädchen, »was ist mit ihr?«
    Ich überlegte und zuckte dann
die Schultern. »Sie wird nicht weglaufen. Und einsam wird sie sich auch kaum
fühlen.«
    »Ich kann die Aula abschließen,
wenn Sie das für richtig halten.«
    »Es sei denn, Sie ziehen vor,
hierzubleiben, während ich ein paar Telefongespräche führe.«
    »Nein, danke. Wir werden
zuschließen.«
    Wieder in Miss Bannisters Büro
angelangt, rief ich auf dem Sheriffamt an und übermittelte Doc Murphy, dem
Polizeiarzt, die erfreuliche Nachricht, daß er an diesem Abend auf seine
gewohnte Dosis an Television-Magensäure verzichten und statt dessen einiges von
dem Geld, das die Grafschaft an ihn zahlte, abverdienen müsse. Er war gebührend
dankbar für die Unterbrechung.
    Sobald der Doktor aufgelegt
hatte, rief ich Lavers zu Hause an. Es bestand kein
Grund, ihn hübsch und behaglich zu Hause sitzen zu lassen, während wir anderen
arbeiteten — und das auch noch ohne Überstundenzuschlag!
    Das Rufzeichen ertönte dreimal,
bevor er sich aufraffte, den Hörer abzunehmen.
    »Ja?«
    »Hier Wheeler, Sheriff. Ich
wollte nur die Vollzugsmeldung durchgeben. Ich habe die erforderliche halbe
Stunde gesprochen, und die Mädchen waren
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