Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verbotene Gefuehle

Verbotene Gefuehle

Titel: Verbotene Gefuehle
Autoren: Doris Loesel
Vom Netzwerk:
hyperventilieren.
„Kim, entschuldige bitte!“, sagt er nochmals, „du und Kay seid wirklich nicht miteinander verwandt.“
Phil hat sofort gewusst, was mein schlimmster Albtraum ist.
Ein so großes Gebirge, wie das, welches mir gerade vom Herzen geplumpst ist, gibt es gar nicht.
Jedenfalls nicht auf der Erde.
Denn das Szenario möchte ich mir jetzt, nach allem, was zwischen Kay und mir geschehen ist, wirklich nicht ernsthaft vorstellen müssen.
„Auch wenn es beinahe an ein Wunder grenzt“, fährt Phil wie zu sich selbst fort.
„Phil, sag uns einfach, was ihr raus gefunden habt!“ Vic bringt die Sache wie immer auf den Punkt.
Nach einem tiefen Atemzug legt Phil los.
„Wir wissen noch immer nicht, wie Proctor es angestellt hat. Vermutlich werden wir es auch niemals herausfinden. Tatsache ist allerdings, dass ihr alle nicht nur eine Mutter und einen Vater habt.“
Was zur Hölle …? Bevor wir alle durcheinander reden können, hebt Phil seine Hände und wir sind sofort still. Wie gebannt hängen wir an seinen Lippen und lauschen seinen Worten mit nahezu fassungslosem Entsetzen.
„Irgendwie ist es Proctor gelungen, sowohl mehrere Eizellen, als auch diverse Samenzellen miteinander … ähm … keine Ahnung, wie ich es nennen soll …“
„Zu verschmelzen?“, helfe ich ihm auf die Sprünge und er grinst mich zaghaft an.
„Ja, so könnte man es nennen, Spätzchen!“
„Und das heißt im Klartext?“, fragt Renee.
„Dass ihr mehrere Mütter und mehrere Väter habt. Daher ist es beinahe ein Wunder, dass Kay als einziger von euch nicht ein einziges Gen aufweist, das euch als nahe Verwandte ausweist.“
Mehrere kleine Geröllhalden rutschen dem Riesengebirge hinterher.
Phil knetet seine Finger. „Renee und Vic, ihr beiden seid bis auf eure Augenfarbe identisch. Das heißt, in Vics DNS ist irgendwo eine kleine Zusatzkomponente eines anderen Vaters oder einer anderen Mutter.“
Wir lassen das Gesagte auf uns wirken, doch Phil redet weiter.
„Kim, du bist zu 91 % die Schwester von Vic und Renee, und du, Kay, weist in Null Komma Null Prozent deiner Erbanlagen eine Übereinstimmung mit den dreien auf. Aber …“
Aber? „Was ich eigentlich sagen will, ist, Proctor hat so an eurer DNS herum gefriemelt, dass ihr Dinge werdet tun können, die selbst die legendären X-Men in den Schatten stellen werden.“
Noch mehr, als die Sache mit der Wunderheilerei?
Totenstille herrscht in Phils Büro nach diesen Worten.
„Wie meinst du das?“ Kays kratzige Stimme durchbricht die Ruhe.
Doch Phils Antwort ist es, die von den Wänden hallt wie ein Echo.
„Einflussnahme mittels Gedanken, Dinge zerstören ohne Zuhilfenahme irgendwelcher Hilfsmittel - nur alleine mit der Kraft eurer Vorstellung, unmenschliche Kraft, Teleportation …“
„Unmöglich“, stammele ich.
Phil hebt mit liebevoll-spöttischem Grinsen eine Augenbraue.
Okay, okay!
„Nein, Spätzchen, nicht unmöglich. Bei wem von euch welche dieser Fähigkeiten letztendlich voll zum Tragen kommen, wird sich, wie schon gesagt, erst nach eurem 18. Geburtstag zeigen. Angelegt sind sie in jedem von euch.“
Phil schweigt und sieht jeden einzelnen von uns aufmerksam an.
„Habt ihr auch nur die geringste Ahnung, was das bedeutet?“, fragt er dann.
Meine Stimme klingt kratzig, als ich ausspreche, was uns allen klar ist.
„Wir sind die ultimative Waffe!“
Siedend heiß entsinne ich mich meines Gesprächs mit Vic.
Ich weigere mich, das in uns zu sehen, das Proctor mit Sicherheit ursprünglich im Sinn hatte, als er uns … nun ja, erschaffen hat
Phil nickt. „Ja, und ein unwiderstehlicher Leckerbissen für alle Gauner auf der ganzen Welt.“
„Das heißt“, sagt Kay vernünftig, „dass wir in den Monaten bis zu unserem 18. Geburtstag alle Möglichkeiten ausschöpfen müssen, damit wir unsere Kräfte beherrschen lernen, um sie gegebenenfalls so einsetzen zu können, um uns selbst zu schützen.“
„Du bringst die Sache auf den Punkt, Kay!“
Phil schweigt einen Moment, tut, als überlege er, wie er seine nächsten Worte am wirkungsvollsten in Szene setzen kann.
Was kommt denn jetzt noch?
Schließlich hält er es nicht mehr länger aus und grinst uns verschmitzt an.
„Trotzdem habe ich beschlossen, euch Kay und Kim, die Möglichkeit zu geben, eure Schulausbildung zu beenden.“
Wie? Was? Oh mein Gott!
Jubelnd springe ich auf und stürze mich quietschend in Phils Arme.
„Heißt das … heißt es das, was ich denke, das es heißt?“, sprudele ich atemlos hervor.
Phil
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher