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Verbotene Gefuehle

Verbotene Gefuehle

Titel: Verbotene Gefuehle
Autoren: Doris Loesel
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Aber warum sagst du das in diesem komischen Ton? „Stell dir nur mal vor, die Kerle hätten gesehen, was du mit Vic gemacht hast!“, stößt Kay hervor und mir wird schlagartig das ganze Ausmaß meines Handelns bewusst. Du lieber Himmel! „Ich … ich“, stottere ich, „oh Gott, Kay, ich habe nicht nachgedacht. Verzeih mir!“
Kays raues Lachen klingt absurd in meinen Ohren.
„Verzeihen? Ich? Dir? Himmel, Kim … du hast Vics Leben gerettet! Was gibt es da zu verzeihen? Wir alle können dir dafür niemals genug danken.“
„Bitte, Kay, nicht“, flüstere ich, „ich habe nur getan, was … verdammt, was auch immer es war, das ich da getan habe.“
Eine ganze Weile liegen wir nur stumm nebeneinander, dicht an dicht. Dann fährt Kay fort.
„Als ich sah, wie du dich zu Vic hinüber geschleift hast, konnte ich nicht mehr richtig atmen. Es hat so wehgetan, Kim!“
Kay krümmt sich wie unter Schmerzen zusammen.
„Mir geht’s gut, Kay“, wiederhole ich zum X-ten Mal an diesem Abend.
„Deine Hand schwebte wie eine Wünschelrute über Vics Körper“, fährt Kay so übergangslos fort, als hätte ich gar nichts gesagt. „Je näher sie der Schusswunde kam, desto mehr zitterte sie … desto heller glühten deine Finger.“ Scheiße! Also hab ich mir die Hitze nicht nur eingebildet. „Und dann hast du deine Finger in Vics Leiste vergraben, Kim. Vic wurde augenblicklich ohnmächtig und wir alle dachten … naja … wir dachten …“ Ihr dachtet, ich hätte ihn umgebracht. „Doch Renee hat uns gesagt, dass Vic irgendwie … schläft? Was weiß ich. Renee konnte es auch nicht besser beschreiben. Er wusste nur, dass es Vic gutgeht. Dass das, was immer du da gerade gemacht hast, ihm hilft. Wobei mir gerade etwas einfällt!“
Resigniert seufze ich, als Kay mich lauernd anschaut. Na, das hat ja gedauert! „Woher wusste Vic, dass du das kannst?“
„Er konnte es gar nicht wissen“, gebe ich kleinlaut zu, „möglicherweise habe ich während unserer Selbstverteidigungsstunden mal verlauten lassen, wie sehr mich beschäftigt, was mit Selenas Wange damals geschehen ist. Und Vic, dieser Depp“, jetzt werde ich laut, weil ich wütend bin – und hilflos -, „hat sich darauf verlassen, dass ich wohl die Gabe der Wunderheilung besitze.“
Ich schnaube, wobei ich mich heimlich vergewissere, dass keine Flammen aus meinen Nüstern schlagen.
„Womit er ja wohl vollkommen richtig lag“, dokumentiert Kay trocken.
„Hmpf“, mache ich nur und warte, dass Kay endlich zum Wesentlichen kommt.
„Gott, Kim, ich weiß nicht, wie ich es sagen soll“, ruft Kay jetzt leidenschaftlich aus, wartet allerdings keine Antwort von mir ab, sondern beschließt – endlich – mir zu erzählen, was ich unbedingt wissen will. „Während deine glühenden Finger irgendwo in Vics Körper herumgewühlt haben, wurdest du bleich wie ein Laken und deine Augen … deine Augen …“
„Kay!“
„… also, deine Augen haben genauso geglüht, wie deine Finger.“
„Was?“ Habe ich deswegen nichts gesehen? „Phil und ich wussten in dem Moment nicht, um wen wir uns mehr Sorgen machen sollten, Kim“, gibt Kay zu und ich weiß auch so, wem seine größte Sorge galt.
Und er weiß, dass ich es weiß! „Dann hast du plötzlich deine Finger aus Vic herausgezogen“, fährt er übergangslos fort. „Einfach so ...“ Kay macht ein schmatzendes Geräusch und ich zwinge meinen nicht vorhandenen Mageninhalt wieder an Ort und Stelle zurück.
Kay tut so, als bemerke er davon nichts und beendet seinen Bericht. „Deine Hände waren nur noch blutig, haben kein bisschen mehr geleuchtet. Kurz darauf waren auch deine Augen wieder wie vorher.“
Ich bin zu baff, als dass ich hierauf irgendetwas Sinnvolles sagen könnte.
Dafür fällt mir plötzlich etwas anderes ein.
„Der Notarzt … die Sanitäter“, stoße ich panisch hervor.
„Gehören zur CIA, Kim“, beruhigt mich Kay, „sie wissen über uns Bescheid.“

31)
    N achdem Kay mir alles erzählt hat, was ich wissen wollte, sollte ich eigentlich genug Stoff zum Nachdenken für die nächsten drei Tage haben.
Allerdings bin ich ein Mädchen. Und somit weiblich!
Und weibliche Wesen reagieren nie so, wie man es erwarten sollte.
Frauen fallen von einem Extrem ins andere. Hab ich zumindest mal irgendwo gelesen.
Wir haben, rein gentechnisch betrachtet, schon das Recht, unsere Meinung alle drei Sekunden zu ändern.
Mit unseren Empfindungen ist es vermutlich ähnlich. Hier ist es sogar noch einen Tick heftiger.
Eben
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