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Verbannt

Verbannt

Titel: Verbannt
Autoren: P Cast
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(sowohl am Pferd als auch am Menschen). Alles sah so lebensecht aus, dass ich einen Augenblick das Gefühl hatte, sie zittern zu spüren. In dieser Welt konnte man nie wissen.
    „Wow ...“ Ich blinzelte auf die Brosche hinunter, als Alanna sie in Höhe meiner Schulter befestigte. „Es sieht genauso aus wie er.“
    „Das habe ich auch gedacht.“ Sie drehte sich um und nahm ein Paar mit Diamanten verzierte Kreolen. „Ich dachte, diese hier würden deine Stimmung ebenfalls heben.“
    Die Ohrringe blitzten nur so, als sie das Licht der Kerzenflammen auffingen.
    „Ich wette, die waren nicht billig.“ Ich liebte es über alles, ihr Gewicht zu spüren.
    „Natürlich waren sie teuer. Nur das ...“
    Wir beendeten den vertrauten Satz gemeinsam: „... Beste für Eponas Auserwählte.“
    Alanna reichte mir ein dünnes goldenes Diadem, das mit einem uralten Stück poliertem Bernstein verziert war, und ich steckte es an seinen Platz auf meiner Stirn. Es saß wie angegossen – als wäre es für mich gemacht worden, als wäre ich in diese Position hineingeboren und wirklich von einer Göttin mit speziellen Rechten (und Pflichten, erinnerte ich mich) ausgestattet worden. Kein Wunder, dass ich angefangen hatte, diese Welt zu lieben. Mein Mann war hier, meine Freunde waren hier, die Menschen waren von mir abhängig und vertrauten mir. Außerdem brachte die Rolle als Inkarnation einer Göttin (zufällig) ein entschieden besseres Gehalt mit sich als die einer Lehrerin an einer öffentlichen Schule in Oklahoma. (Okay, seien wir ehrlich, jeder Hamburgerbrater hat einen besseren Verdienst als eine Lehrerin in Oklahoma, wie die echte Rhiannon inzwischen sicher auch schon herausgefunden hat.)
    „Du siehst bezaubernd aus. Blass, aber bezaubernd.“
    „Danke, Mom.“ Ich zog eine Grimasse.
    Es klopfte zwei Mal energisch an die Badezimmertür.
    „Herein!“, rief ich.
    Die muntere kleine Nymphe Noreen rauschte in den Raum.
    „Mylady! Die Krieger sind am westlichen Höhenzug gesichtet worden“, sprudelte sie hervor.
    „Nun, dann lass sie uns willkommen heißen.“
    „Rhea, dein Umhang.“
    Alanna erinnerte mich an die zunehmende Kälte und half mir in einen Umhang, der mit Hermelinpelz gefüttert war (hier gab es keine Tierschützer). Dann warf sie sich einen ähnlichen Umhang um, und wir waren bereit, uns auf den Weg zu machen. Mein Herz schlug erwartungsvoll, als die beiden Frauen zur Seite traten, damit ich vorausgehen konnte.
    Einmal um die linke Ecke gebogen, durchquerten wir auch schon meinen privaten Flur, der zum Hauptinnenhof von Eponas Tempel führte. Einer meiner Wachen öffnete die Tür, und wir drei traten in den Hof, in dem sich schon die Menschen drängten.
    „Gelobt seit Epona!“
    „Wir grüßen dich, Lady Rhiannon!“
    „Heil dir, Auserwählte der Epona!“
    Ich lächelte und winkte den Mädchen und Wachen fröhlich zu, die mir den Weg freimachten, über den Hof, am Springbrunnen mit der Skulptur eines steigenden Pferds vorbei, in dem das mineralische Wasser dampfend aufstieg, weiter bis zur glatten Marmormauer, die den Tempel umschloss. Als ich durch den Haupteingang trat, sah ich erfreut, dass sich draußen Dorfbewohner aus der näheren Umgebung zusammengefunden hatten, um die heimkehrenden Krieger zu begrüßen.
    Eponas Tempel war auf einem Plateau erbaut worden, und der etwas erhöht liegende Eingang zum Tempel zeigte in westliche Richtung. Ich hob den Blick von der Menge unter mir und spürte, wie mein bereits wild schlagendes Herz bei diesem Anblick noch etwas schneller pochte. Die untergehende Sonne tauchte den Himmel in dramatisches Pink und Violett, das gegen den Horizont in tiefes Saphirblau überging. Gegen diesen beeindruckenden Hintergrund hoben sich die heranreitenden Krieger ab. Sie kamen über den westlichen Hügelkamm und bewegten sich in absolutem Gleichklang; wie eine kraftvolle Welle, die nur durch ihre Anmut mühsam im Zaum gehalten werden konnte.
    Anfangs waren es dunkle Schatten vor helleren Schatten, Körper, die von den letzten Sonnenstrahlen wie Silhouetten hervorgehoben wurden. Zentauren und Menschen auf Pferden wild durcheinandergemischt. Je näher sie kamen, desto mehr schälten sich einzelne Individuen heraus. Die Perlenverzierungen auf den Lederwesten der Zentauren schimmerten und glitzerten im Rhythmus ihrer langen Schritte. Die Zügel der von Menschen gerittenen Pferde funkelten in allen Farben, als das schwindende Licht sich im reich verzierten Kopfschmuck der Tiere fing.
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