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Verbannt

Verbannt

Titel: Verbannt
Autoren: P Cast
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bei der Aussicht mehr als nur ein bisschen nervös gewesen – sogar auch noch, nachdem ich erfahren hatte, dass er sich in einen Menschen verwandeln konnte.
    Jetzt lächelte er, und die Falten um seine Augen verzogen sich zu dem mir so vertrauten Muster. Mit einer schnellen Bewegung beugte er sich herunter und nahm meine rechte Hand. Er drehte die Handfläche nach oben, hob sie an seine Lippen und gab mir einen sanften Kuss darauf. Während seine Lippen noch meine Haut berührten, traf sein Blick meinen. Spielerisch nahm er den fleischigen Teil unterhalb meines Daumens zwischen die Zähne und biss leicht hinein.
    „Heil dir, Eponas Geliebte“, sagte er mit seiner tiefen Stimme, die über den gesamten Vorplatz trug. „Dein Ehemann und deine Krieger sind zurückgekehrt.“
    Seine Stimme lullte mich ein, beruhigte mich mit offensichtlicher Zuneigung. Ich blinzelte, und meine Beklemmung flog davon wie Blätter im Herbstwind. Das hier war kein riesenhafter Fremder. Das hier war mein Ehemann, mein Liebhaber, mein Partner.
    „Willkommen zu Hause, ClanFintan.“ Wie jeder gute Lehrer, so konnte auch ich meine Stimme anheben, sodass sie weit zu hören war. Mein Lächeln wurde breiter, als ich sprach. „Hoher Schamane, Krieger und Ehemann.“ Ich trat in die Wärme seiner Umarmung und hörte nur am Rande, wie die umstehenden Zuschauer erneut in Jubel verfielen.
    „Ich habe dich vermisst, mein Liebling.“
    Seine Stimme vibrierte durch meinen Körper, als er sich herunterbeugte, um meine Lippen zu erobern.
    Sein Kuss war kurz und hart. Bevor ich ihn so enthusiastisch erwidern konnte, wie ich wollte, packte er mich schon um die Taille und hob mich auf seinen Rücken. Als hätten sie nur auf dieses Signal gewartet, strömten die jubelnden Menschen aus, um ihre Familien und Freunde zu begrüßen. Eine Woge Gratulanten schob uns fröhlich in Richtung Innenhof des Tempels. Aus dem Augenwinkel erhaschte ich einen Blick auf eine silberblonde Mähne und drehte mich gerade rechtzeitig um, um zu sehen, wie meine Freundin Victoria eine verhaltene Begrüßung von Dougal entgegennahm. Sie standen nah beieinander, aber sie berührten sich nicht, und die feiernden Menschen wirbelten um sie herum. Auf einen Fremden mochte es so wirken, als wäre Victoria mit ihrem klassisch geschnittenen Gesicht ernst und ungerührt von Dougals Gegenwart. In der Zeit, die ich sie jetzt kannte, hatte ich jedoch bemerkt, dass sie ihre Gefühle sehr gut verbarg. Das war für die führende Jägerin und Versorgerin ihres Volkes nur angemessen. Ganz konnte sie ihre Emotionen jedoch nicht unterdrücken. In diesem Augenblick brannte ihr Blick vor Verlangen. Ich hoffte, dass Dougal das genauso klar und deutlich sehen konnte wie ich.
    ClanFintan ließ sich von der Menge vorantreiben, und bald schon war die Sicht auf Victoria und Dougal verstellt. Seufzend legte ich eine Hand leicht auf ClanFintans Schulter und winkte mit der anderen weiter den Kriegern zu. Ich war immer noch ein wenig zittrig aufgrund meiner ersten Reaktion auf ClanFintan, und so konzentrierte ich mich darauf, willkommen heißend und göttinnengleich auszusehen. Das war zumindest eine bekannte Übung. Ich hatte mich daran gewöhnt, die gütige Inkarnation der Göttin zu spielen.
    Du spielst nicht, Geliebte.
    Die Worte waren ein Flüstern in meinem Kopf, und ich zuckte überrascht zurück, als hätte ich einen elektrischen Zaun berührt (wie ich diese Dinger hasse). ClanFintan warf mir einen besorgten Blick zu, und ich drückte beruhigend seine Schulter. Kein Zweifel, dass er die Spannung fühlen konnte, die sich von meinem Körper auf seinen übertrug.
    Epona hatte seit Monaten nicht mehr zu mir gesprochen, und doch erkannte ich die Stimme der Göttin, als wäre sie meine eigene.
    Wir betraten den Innenhof, und ClanFintan blieb stehen. Er drehte sich um, sodass wir der nachrückenden Menge gegenüberstanden. Kurz schaute er über seine Schulter zu mir, dann bedeckte er meine Hand mit seiner.
    Hastig räusperte ich mich und versuchte, meine versprengten Gedanken einzufangen.
    „Ahm, ich ...“ Die Gespräche verebbten, während ich meinen Blick über die Menge schweifen ließ. Für einen Moment sah es so aus, als würde sich hinter der fröhlich versammelten Gruppe etwas Dunkles erheben. Etwas, das lauerte und beobachtete und wartete, aber als ich versuchte, es direkt anzuschauen, verschwand es. Ich räusperte mich noch einmal und gab mir einen Ruck. „Ich ... äh ... ich meine ...“ Mein Blick
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