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Verbannt

Verbannt

Titel: Verbannt
Autoren: P Cast
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mich noch einmal genauer. „Und dünn.“
    „Nun ja, man kann ja nie reich oder dünn genug sein“, entgegnete ich.
    „Hmpf“, schnaubte er durch die Nase; ein sehr pferdiges Geräusch.
    „Alanna“, rief ich. „Ich dachte, einige der Mädchen würden während des Festes Musik machen.“
    „Ja, Rhea.“ In ihrem Lächeln spiegelte sich Sorge, als fürchtete sie, ich wäre kurz vor einem Nervenzusammenbruch. „Sie warten wie immer auf dein Signal.“ Sie zeigte auf eine etwas erhöhte Bühne in der Ecke des Saals, wo sechs junge, in Seidengewänder gehüllte Frauen saßen, die ihre Instrumente auf dem Schoß hielten. Angespannt schauten sie alle in meine Richtung.
    „Oh“, sagte ich und fühlte mich dumm. Was, zum Teufel, war nur los mit mir? Ein Gehirntumor. Das musste es sein. Ich klatschte in die Hände. Sofort schwebten die Eröffnungstöne einer einzelnen Harfe durch den Saal. Als die anderen Instrumente einfielen, war ich wieder einmal hingerissen von der Musik, die mir wie eine berauschende Mischung aus gälischen Melodien und partholonischer Magie vorkam. Unerwartet traten mir wegen der unterschwellig traurigen Melodie Tränen in die Augen, und ich musste den Drang unterdrücken, mich zusammenzurollen und ihnen freien Lauf zu lassen.
    Okay – irgendetwas stimmte tatsächlich nicht mit mir.
    Ich bin keine Heulerin. Wirklich nicht. Schwache Frauen, die alle naselang in Tränen ausbrechen, bereiten mir Zahnschmerzen.
    Das Klappern von Tellern brachte meine bruchstückhafte Aufmerksamkeit wieder zurück an den Tisch. Etwas, das Hühnchen ähnelte und mit einer buttrigen Knoblauchsauce garniert war, wurde vor mich hingestellt. Als der Geruch mir in die Nase stieg, musste ich die Lippen zusammenpressen und heftig schlucken.
    Ich packte den Arm einer erstaunten Dienerin. „Nimm das bitte weg, und bring mir ...“ Ich sprach durch zusammengebissene Zähne, während ich versuchte, mir etwas zu überlegen, das mir bekommen könnte. Mir fiel die BRAT-Regel aus meinem Sommerjob als Stationssekretärin in einem Krankenhaus wieder ein: Bei Magenverstimmung helfen Banane, Reis, Apfelmus, Toast. Erleichtert lockerte ich meinen Griff. „Reis! Bring mir einen Teller mit schlichtem weißem Reis.“
    Sie blinzelte mich erstaunt an. „Nur Reis, Mylady?“
    „Ah, und ein bisschen warmes Brot“, fügte ich mit einem schiefen Lächeln hinzu.
    „Ja, Herrin.“
    Sie eilte davon, und ich schaute auf und sah, dass mein Mann mich besorgt musterte. Bevor er mit seinem Verhör beginnen konnte, fing ich an, ihm Fragen zu stellen – ein verzweifelter Versuch, das Thema zu wechseln.
    „Also, bring mich mal auf den neuesten Stand – ich will alles hören.“ Ich nippte an meinem Kräutertee und zwang meinen Magen, sich still zu verhalten. „Haben die Menschen sich gut auf der Wachtburg und in Laragon eingelebt? Hattest du Glück mit der Verfolgung der überlebenden Fomorianer?“
    „Rhea, ich habe wöchentliche Berichte geschickt, um dich auf dem Laufenden zu halten.“
    „Ich weiß, Liebster, aber das waren bloße Fakten. Ich will die Einzelheiten hören.“ Die Dienerin stellte einen Teller mit warmem weißem Reis vor mich, und ich lächelte ihr dankbar zu.
    „Wie du wünschst.“
    Er atmete tief durch, und zwischen Bissen seines widerlich lecker aussehenden Hühnchengerichts begann er, die Ereignisse des letzten Monats für mich zusammenzufassen.
    „Da die Arbeitstrupps beide Burgen bereits repariert und gereinigt hatten, war es eigentlich ziemlich einfach, die Menschen dorthin umzusiedeln ...“
    Während ClanFintan sprach, behielt ich einen aufmerksamen Gesichtsausdruck bei, wobei ich mich zwang, mir kleinste Portionen Reis in meinen widerstrebenden Mund zu schieben und mit Kräutertee hinunterzuspülen.
    „Die Besiedlung von Laragon ging also ruhig vonstatten, und das haben wir Thalia und den restlichen Musen zu verdanken. Viele der Studentinnen, die kurz vor ihrem Abschluss standen, haben sich freiwillig gemeldet, um auf Laragon zu bleiben und den Kriegern und ihren Familien zu helfen, sich einzugewöhnen.“ Er lächelte. „Ich glaube, einige der jungen Elevinnen der Musen werden nicht in den Tempel ihrer Göttinnen zurückkehren.“
    Laragon lag in der Nähe des Großen Tempels der Musen, der nichts anderes war als eine partholonische Version einer nur von Frauen besuchten Universität. Die bemerkenswertesten jungen Frauen aus ganz Partholon wurden erwählt und von den Inkarnationen der göttlichen Musen
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