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Verbannt

Verbannt

Titel: Verbannt
Autoren: P Cast
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Göttin Epona benannt hatte, zu Recht. Epi war ihr pferdliches Pendant. Sie war auch eine Geliebte der Göttin. Die Verbindung zwischen mir und ihr war so magisch, wie sie unzertrennlich war.
    „Hey!“ Auf dem Weg zum Badezimmer hatte ich eine Eingebung. „Vielleicht habe ich eine Reaktion auf das, was gerade mit Epi los ist.“ Die Stute sollte an Samhain gedeckt werden, dem ersten Tag im November, wie es jedes dritte Jahr Sitte war. In Partholon ist drei eine magische Zahl, wie Alanna mir erklärt hatte, und wenn das dritte Jahr nahte, wurde die pferdliche Inkarnation von Epona gedeckt, um die Fruchtbarkeit des Landes für die kommenden Ernten sicherzustellen. Es waren nur noch ein paar Tage bis zum ersten November, und Epi war seit der Ankunft ihres zukünftigen Partners vor einer Woche sehr gereizt und ungewöhnlich temperamentvoll.
    „Rhiannon hat sich während Epis Deckzyklen nie anders verhalten als sonst.“
    „Ich frage mich, ob das normal ist für Eponas Auserwählte oder ob Rhiannon so eine egoistische Zicke war, dass sie die Stimmungen der Stute gar nicht mitbekommen hat.“ Bevor Alanna darauf antworten konnte, fuhr ich fort: „Oder vielleicht lag es daran, dass Rhiannon selber ständig so rossig war, dass sie keinen Unterschied bemerkt hat.“
    Wir lachten beide, und ich spürte, wie ein wenig der Anspannung von mir abfiel. Die Tür zum Badegemach wurde von zwei meiner knackigen Krieger bewacht. Es gab mehrere positive Aspekte an der Göttin, der ich nun diente; die Tatsache, dass sie eine Kriegsgöttin war und hundert hübsche, kraftstrotzende Männer in ihren Diensten hatte, war nur eine der angenehmen Begleiterscheinungen meines neuen Jobs. Ich bemerkte, dass die Wachen Ledertuniken über ihrer üblichen Heißwetter-Uniform trugen, die aus nahezu nichts außer einem gut gefüllten Lendenschurz bestand. Ich konnte mein enttäuschtes Seufzen nicht unterdrücken, als ich an all die Muskeln dachte, die nun bedeckt waren.
    Ja, ich bin verheiratet, aber nicht tot. Meine Güte noch mal.
    Die Wärme und der mineralische Geruch in dem von Kerzen erleuchteten Bad umfingen mich. Einladend stieg Dampf aus dem tiefen, klaren Badebecken empor. Das Blubbern des konstant nachlaufenden Wassers und das leise Plätschern des Wasserfalls, in dem auf der anderen Seite des Beckens Wasser abfloss, verbanden sich mit der feuchten Wärme. Dieses Gemisch weckte in mir den Wunsch, mich zu entspannen und die Schmerzen aus meinem ungewöhnlich verkrampften Körper wegschwemmen zu lassen.
    Ich zog den dicken Umhang aus, den ich gegen die vorwinterliche Kälte trug, und zwinkerte Alanna dankbar zu, als sie mich aus meiner seidenen Unterwäsche befreite. Langsam ließ ich mich in das warme Wasser sinken und lehnte mich gegen die glatte Seite meines Lieblingssimses. Ich schloss die Augen und hörte, wie Alanna eine Nymphe nach einer Tasse heißen Kräutertees schickte – dann spürte ich, wie sich mein Gesicht vor Ekel verzog, weil ich an meine plötzliche und unglückliche Aversion gegen Wein dachte. Bis vor Kurzem war kräftiger roter Wein mein absoluter Favorit gewesen.
    Vielleicht wurde ich langsam alt.
    Nein, fünfunddreißigeinhalb konnte noch nicht alt sein, und überhaupt, ich hatte immer vorgehabt, eine dieser exzentrischen alten Ladies zu werden, die viele dicke Klunker tragen, eine schicke, modische Frisur haben, sich mit Wein auskennen und ihn gerne trinken und dann plötzlich und überraschend an einer Alte-Lady-Krankheit sterben (vorzugsweise ein schmerzloses Aneurysma nach einem besonders üppigen Abendessen). Ich liebe es, für diese noch vor mir liegenden goldenen Jahre zu üben.
    Ich versuchte zum trillionsten Mal, mich davon zu überzeugen, dass ich einfach nur eine hartnäckige Erkältung hatte, die mich langsam depressiv machte und dafür sorgte, dass ich mir Dinge einbildete. Natürlich, jetzt, im Tageslicht, schienen die dunklen Schatten der vergangenen Nacht weit weg und einfach nur lächerlich zu sein. ClanFintan würde am Abend nach Hause kommen. Allein der Gedanke daran, mit ihm zusammen zu sein, verbesserte meine Laune – zumindest redete ich mir das ein. Er war fast einen ganzen Monat fort gewesen, und der in dieser Welt herrschende Mangel an Telefonen und E-Mails hatte mich wirklich geschafft. Wir waren weniger als sechs Monate verheiratet, aber ohne ihn fühlte ich mich seltsam leer, wie eine Glocke ohne Klöppel. Das war ein verstörendes Gefühl für jemanden, der gerade erst die Welten
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