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Vera Lichte 05 - Tod eines Heimkehrers

Vera Lichte 05 - Tod eines Heimkehrers

Titel: Vera Lichte 05 - Tod eines Heimkehrers
Autoren: Carmen Korn
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anfing.
    Gold anfassen. Hatte Marta das gesagt?
    Nicht das goldene und silberne Garn gemeint, mit dem sie Kreuze in Stolen und Kasel stickten.
    Sie ging zum Spülbecken. Füllte Wasser in die Karaffe. Wenigstens nicht austrocknen. Wenn schon keine Äpfel da waren. Kein Brot.
    Wurde ihr schwarz vor Augen, als sie zum Gebet auf die Knie sank?
    Die Engel von Rubens waren ihre beste Stickerei gewesen.
    Sie hatten immer nur nach vorgegebenen Mustern gestickt. Zu Handarbeiten hatte man Bimbi und sie schon im Heim angehalten.
    Marta war am wenigsten geschickt gewesen darin.
    Sie hatte bald ganz andere Talente entfaltet.
    Als kaum noch gestickt wurde. Die Männer kamen. Messen gehalten wurden. Für die sie Gott noch immer um Verzeihung bat.
    Da lebten sie in dem hellen hohen Gefängnis. Voller Licht. Hatten nur einander. Ihn als Herrn.
    Drei Mädchen, nach denen kaum einer fragte.
    Auch Martas Familie hatte das Fragen sein lassen.
    Vater, vergib ihnen, sie wissen nicht, was sie tun, betete sie vor den Engeln. Schlug mit den Knöcheln der rechten Hand an ihr Herz.
    Beten und Fasten. Ein lebenslanger Versuch, gereinigt zu werden.
    Sie wäre so gerne heilig geworden.
    Den Flug nach London hatte er schon zweimal storniert. Konnte es denn sein, dass Jon immer dann in New York zu tun hatte, wenn sein Vater vor den Toren stand?
    Jan van Engelenburg war auch ein Banker gewesen. Doch für dieses Gehoppel von Kontinent zu Kontinent hatte er kaum Verständnis. Als gäbe es keine anderen Wege der Kommunikation, um in diesen Zeiten Bankgeschäfte zu klären.
    Anders war es, wenn ein Vater dem Sohn von den Heiratswünschen erzählen wollte. Dazu musste man sich in die Augen sehen.
    Scheute Jon das Gespräch mit ihm?
    Seine Brüder hatten ihn doch sicher schon unterrichtet.
    Helene war länger als vier Jahre tot. Die drei Jungen würden ihm dieses neue Glück gönnen. Engelenburg zweifelte eigentlich nicht daran.
    Am kommenden Freitag beabsichtigte er zu fliegen. Das Wochenende würde der Junge sich ja wohl wenigstens freihalten können.
    Herr Perak hatte in der Engelenburg’schen Weinhandlung groß eingekauft. Engelenburg hatte die Kreditkartenabrechnung gesehen.
    Teuerste Weine aus Südafrika. Sollte er seine Sinne gern auf gute Tropfen lenken. Das hielte ihn davon ab, Vera zu umkreisen.
    Was wäre, wenn Herr Perak wüsste, dass ihm Veras künftiger Ehemann die Weine lieferte. Engelenburg lächelte.
    Betrachtete die vier Weinstöcke vor dem Laden. Spätburgunder.
    Bange Träubchen, die sich da entwickelten. Der Sommer war nicht so gut geworden, wie er sich das von ihm versprochen hatte.
    Engelenburg beschloss, zum Italiener gegenüber zu gehen. Einen Espresso. Ein Tellerchen Tiramisu. Vielleicht gab es heute auch wieder Suspirelli, die kleinen Seufzer. Ein herrliches Gebäck.
    Süßes tat ihm immer wohl, wenn er Gedanken nachhing, die ihn nicht ganz und gar beglückten.
    Veras künftiger Ehemann.
    Jan van Engelenburg blickte nachdenklich zum eigenen Laden hinüber, bevor er die kleine Trattoria betrat.
    Sollte das denn eine Bestattung nach Paragraph 10 werden? Einäscherung. Anonyme Urnenbeisetzung. Auf Staatskosten.
    Keiner, der sich für die Tote von Neumühlen interessierte.
    Diese Gesellschaft wurde wirklich immer gleichgültiger.
    Ließ ihre gepunkteten Stoffgürtel an Hälsen zurück und kümmerte sich nicht mehr, statt reuig vorstellig zu werden.
    Vom Gewissenswurm gequält.
    Gernhardt saß vor seinem Schreibtisch und sah seine Mails durch.
    Zwinglein lebte wahrscheinlich längst in einem fernen Land und hatte den Jaguar in eine trockene Garage gestellt.
    Genoss die Früchte seiner Arbeit.
    Von welchem Baum auch immer er die Früchte geerntet hatte.
    Nach einem Zeugen ließ sich nicht gründlicher fahnden.
    Twelve polnish ladies are online now.
    Gernhardt klickte die Junkmail an. Kaum anders als die Kontaktanzeigen eines Heiratsvermittlers. Keine Spur von Erotik.
    Er löschte die Mail.
    Erst als er schon den Computer ausgeschaltet hatte, kam ihm die Gorska in den Kopf. Gab es Zweifel an ihrer Hurentätigkeit?
    Vielleicht hatte sie an diesem Morgen um vier auf einen Freier gewartet. Doch warum in einem Haltestellenhäuschen?
    Fuhren Freier neuerdings im Bus vor statt mit einer Limousine? Um dort eine Hure zu treffen, die kaum schlichter aufgemacht sein konnte?
    Kummer trat ein. Trug eine Tüte in der Hand.
    »Vorausgesetzt, dass die Gorska und Bimbi eine gemeinsame dunkle Vergangenheit haben«, sagte Gernhardt, »dann wäre es
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