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Vera Lichte 05 - Tod eines Heimkehrers

Vera Lichte 05 - Tod eines Heimkehrers

Titel: Vera Lichte 05 - Tod eines Heimkehrers
Autoren: Carmen Korn
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Nick gereizter geklungen, als er wollte.
    »Ich hab den Kartoffelsalat diesmal wieder ganz traditionell gemacht«, sagte Anni. »Und wenn ihr jetzt nicht aufhört, esse ich in der Küche.«
    Die Knutschkugel saß auf der Friesenbank und erwartete den Kartoffelsalat. Dem Leben zugewandt.
    »Es geht hier um etwas ganz anderes«, sagte Nick.
    Engelenburg und er sahen sich an. Gott sei Dank noch immer Freundschaft im Blick.
    Ein alter Wohnwagen auf einer Wiese in Billbrook. Tabbert. Eine Berliner Firma seit fünfundfünfzig Jahren. Dieses Modell schon leicht abgewrackt.
    Abgewrackt und ausgeraubt. Keine Schublade auf der anderen.
    Die zwei jungen Leute aus der Zwo empfahlen die Wiese umzugraben. Das Erdreich analysieren zu lassen.
    Das Gras hatte noch trauriger ausgesehen als anderswo in der Gegend.
    Pit veranlasste es. Die jungen Leute waren plietsch.
    Ganz ungewöhnlich für Mitarbeiter der Zwo.
    Alles wies darauf hin, dass der Tabbert’sche Wohnwagen das Gehäuse der Toten von Neumühlen gewesen war.
    Wenn es das war, hatte sie Hilde Eichhorn geheißen.
    Warum sie als Jungfrau gestorben war, gab der Wohnwagen nicht preis.
    Auch nicht, warum sie der Weiblichkeit abgeschworen hatte.
    »Ein Raubmord«, sagte Kummer. »Sie hatte nichts in den Taschen, und der Wohnwagen war auch von allem Verwendbaren befreit.«
    Tage später würden sie wissen, dass Senfgas im Boden nachgewiesen wurde. Ein durchgerostetes Fässchen.
    Von den Nazis. Den Engländern. Wem auch immer.
    Es hatte der norddeutschen Erde nicht gutgetan.
    Der Gesundheit der Hilde Eichhorn noch weniger.
    Keiner meldete sich. Auch nicht die Besitzerin des gepunkteten Kleides.
    Die Eichhorn musste sehr einsam gewesen sein, bevor ihr die Luft genommen wurde mit einem Hauch von Streifen von Stoff.
    Philip Perak hatte sich gut gefühlt nach dem Abend mit der Anley. Doch die Wirkung ließ nach. Als er an diesem Nachmittag im August über die Alster blickte, spürte er nur noch eine Leere.
    Nichts war ihm gelungen. Auch die Verführung der Anley nicht.
    Sie war davongekrochen. Doch es gab ihm kein Glücksgefühl.
    Er war zu keinem wirklichen Geschlechtsverkehr fähig.
    An ein Glück mit Vera wagte er kaum zu denken.
    Er hätte gern dieses Kind in die Finger gekriegt.
    Vera. Die stolze Vera. Um Gnade bettelnd.
    Ihren Körper und ihre Liebe anbietend.
    Warum war alles schwer im Leben?
    Seiner Mutter hatten die schützenden Instinkte gefehlt. Ihr lag nur der Besitzanspruch am Herzen. Ihr Vermögen hatte sie ihm hinterlassen. Seine Seele den Hyänen vorgeworfen.
    Sechs Jahre war sie in diesen Tagen tot, und die Wahrheit tat sich mit jedem Jahr klarer vor ihm auf.
    Philip Perak setzte sich in einen der Teakholzstühle zwischen Oleander und Buchsbaum und drückte die Fingerkuppen an seine Schläfen.
    Vielleicht wäre das Testament noch geändert worden, hätte sie länger gelebt. Sie hatte ihm schon in seinen jungen Jahren vorausgesagt, dass es ihm kaum gelänge, einer sinnvollen Tätigkeit nachzugehen. Doch hatte sie nicht alles verhindert, kaum dass er es versuchte?
    Nicht einmal in die Konzertsäle war er vorgedrungen.
    Klavier hatte er einzig für seine Mutter gespielt.
    Die Drohung, ihm nur den Pflichtteil zu lassen, war am Ende beinah täglich ausgesprochen worden. Sie hätte gern ewig gelebt.
    Perak ließ von seinen Schläfen ab und schnippte mit den fingern, als hoffe er auf das Erscheinen eines Dieners, der ihm einen Cognac herantrüge. Doch er wollte nur die Gedanken wegschnippen.
    Das Wühlen in alten Wunden beenden.
    Er stand auf, um sich das Glas Hine einzuschenken.
    In den letzten Tagen hatte er vergeblich versucht, die Wege des Kleinen zu kreuzen. Der Kindergarten schien geschlossen zu sein.
    Der Gedanke an Sommerferien war ihm lange nicht gekommen.
    Konnte es sein, dass Vera auch an der plebejischen Gewohnheit teilnahm, in diesen Tagen zu verreisen?
    Er hielte es nicht länger aus zu verharren.
    In allernächster Zeit hatte es zu geschehen.
    Philip Perak ließ sich mit dem Cognac am Bösendorfer nieder.
    Blieb ihm nichts anderes als in Veras Wohnung einzudringen?
    Ein Tisch. Ein Stuhl. Ein Bett. Ein Schrank.
    Nur diese klösterliche Kammer.
    Hatte er ihnen nicht Wohlhabenheit versprochen gehabt?
    Dieses Versprechen hatte er gehalten.
    Helle hohe Zimmer, in die er sie führte. Voller Licht.
    Bimbis Zimmerchen am Michel war dunkel gewesen.
    Marta nur zu Gast in ihrer Familie.
    Sie selbst hatte noch im Heim gelebt.
    Alles schien einfach zu sein. Als es
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