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Vera Lichte 05 - Tod eines Heimkehrers

Vera Lichte 05 - Tod eines Heimkehrers

Titel: Vera Lichte 05 - Tod eines Heimkehrers
Autoren: Carmen Korn
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Briefkasten seines Bruders war ihm aus dem Sinn gekommen.
    Kummer durfte an das Glück glauben. Die Alte aus dem Parterre im Hause der Gorska sprach zu ihm und hatte was zu sagen. Kummers erste Klinkenputzerei an diesem Tag war von Erfolg gekrönt.
    »Der Umgang mit den Leuten lohnt nicht mehr«, sagte Grete Kubitz.
    Im Haus ginge es doch ein und aus. Ein Taubenschlag.
    Die Tote hatte länger hier gelebt. Doch war kaum zu sehen gewesen.
    Kummer durfte im Sessel der Frau Kubitz sitzen.
    »Das ist mein Umgang«, sagte sie. Klopfte auf die aufgeschlagene Seite einer Zeitschrift. Die Ankündigung einer neuen Fernsehserie.
    Das wirkliche Leben interessierte Grete Kubitz nicht länger.
    Doch sie konnte sagen, woher der Karton kam.
    Den hatte sie da hineingeschoben.
    Nachdem er vor der Tür ihres eigenen Kellers gestanden hatte.
    Vielleicht hatte die Frau Gorska den Karton dort abgestellt und den Kellerschlüssel vergessen gehabt. War darüber verstorben.
    Lagen ja nah beieinander die Verschläge.
    Dort, wo er stand, konnte er nicht bleiben. Vor dem Kubitzschen.
    »Ist schon schwierig genug, die Kellertreppe hinunterzukommen«, sagte Grete Kubitz, »dann will ich es ordentlich da unten haben.«
    Wie lange der Karton schon vor ihrer Tür gestanden habe?
    »Das war kurz bevor die Frau Gorska verstorben ist«, sagte die Kubitz und schüttelte den Kopf. »Dass da extra ein Kommissar kommt«, sagte sie, »für einen Karton.«
    Neugierig war Grete Kubitz nicht.
    Nicht im wirklichen Leben.
    Katja Anley schürte ihren Hass länger, als sie es nach dem ersten Vorfall getan hatte. Nein. Das verzieh sie ihm nicht.
    Der Gynäkologe, den sie konsultierte, nachdem sich ihre Scheide entzündete, hatte Fragen gestellt. Antworten kriegte er keine.
    Einen Arzt auf St. Pauli hatte sie aufgesucht, in der Annahme, der sei Schlimmes gewohnt. Zu ihrer eigenen Ärztin traute sie sich nicht.
    »Sie müssen wissen, was Sie mit sich machen lassen«, hatte er gesagt, »wären Sie minderjährig, würde ich die Behörden alarmieren.«
    Minderjährig war die Anley schon lange nicht mehr.
    Sechs Hausbesichtigungen mit Kunden hatte sie abgesagt. Konnte kaum laufen. Als sie zu fiebern anfing, schwor sie Rache.
    Die hatte sie nach dem ersten Mal ganz aus den Augen verloren und war doch wieder der Anziehung dieses Wahnsinnigen erlegen.
    Doch das hier ließ sich nicht mit einem Glas Vulkanwasser und zwei Aspirin wegtrinken.
    Das Attest, das ihr der Arzt aufgedrängt hatte, lag in einer Schublade ihrer Frisierkommode. Sie dachte nicht daran, zur Polizei zu gehen. Ahnte nichts von einer Vera, der sie damit geholfen hätte.
    Dass sie eine Chance vergab, Philip Perak aus dem Verkehr zu ziehen.
    Vielleicht war es auch Scham, die die Anley davon abhielt, sich einem Kriminalbeamten anzuvertrauen.
    Vor allem aber beabsichtigte sie zurückzuquälen.
    Sie lag auf dem Damastüberwurf ihres Bettes und hatte die damastenen Kissen im Rücken. Die Anley pflegte einen üppigeren Wohnstil, als sie ihn ihren Kunden angedeihen ließ.
    Zumindest im Schlafzimmer.
    Ihr Assistent versorgte sie mit dem Nötigsten.
    Champagner, den sie nicht zum Antibiotikum trinken durfte und es trotzdem tat. Eine Auswahl von Kanapees.
    Der junge Trottel glaubte, sie habe eine Abtreibung gehabt. Auch die hatte sie schon seit Jahren hinter sich.
    Gleich anschließend eine kleine Operation vornehmen lassen, damit ihr nicht doch noch Kinder beschert wurden.
    Hatte Perak einmal erwähnt, dass er kein Freund der Kinder sei?
    Katja Anley seufzte auf ihrem Damastbett.
    Ohne Zweifel kreuzten sich Vorlieben und Abneigungen von ihnen.
    Schade eigentlich, kein Kind zur Hand zu haben, das ihm den Inhalt einer Familienflasche Coca-Cola in seinen Flügel gießen konnte.
    Doch das wäre nur ein Streich.
    Katja Anley spürte den heftigen Schmerz zwischen ihren Beinen und träumte einen kleinen süßen Traum, ihm ans Leben zu gehen.
    Gernhardt hasste diesen Teil seines Berufes. Das Hausieren. Hatte er nicht kürzlich von einem Kollegen gehört, der in der gleichen Gehaltsgruppe geblieben und Seminarleiter geworden war?
    Vor jungen Leuten stehen, die noch voller Leidenschaft waren. Nur ganz gelegentlich eine Leiche sehen. In der Rechtsmedizin.
    Wie oft hatte er schon darüber nachgedacht, Mord und Totschlag hinter sich zu lassen. Seinem Kumpel Hauke war das gelungen.
    Vielleicht ließ sich der Holländer auf eine dritte Weinhandlung ein.
    Gernhardt stand vor dem Haus in Barmbek und drückte auf den ersten
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