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Venus im Pelz

Venus im Pelz

Titel: Venus im Pelz
Autoren: Leopold von Sacher Masoch
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und lächelt; mir ist es, als wäre ich plötzlich aus Fieberphantasien erwacht, oder ein Schiffbrüchiger, der tagelang mit den Wogen gekämpft hat, die ihn jeden Augenblick zu verschlingen drohten, und endlich an das Land geworfen wurde.
     
    »Ich hasse dieses Florenz, wo du so unglücklich warst«, sprach sie, als ich ihr gute Nacht sagte, »ich will sofort abreisen, morgen schon, du wirst die Güte haben, einige Briefe für mich zu schreiben, und während du damit beschäftigt bist, fahre ich in die Stadt und mache meine Abschiedsbesuche. Ist's dir so recht?«
    »Gewiß, mein liebes, gutes, schönes Weib.«
     
    Sie klopfte früh am Morgen an meine Türe und fragte, wie ich geschlafen. Ihre Liebenswürdigkeit ist wahrhaft entzückend, ich hätte nie gedacht, daß ihr die Sanftmut so gut läßt.
     
    Nun ist sie mehr als vier Stunden fort, ich bin mit meinen Briefen längst fertig und sitze in der Galerie und blicke auf die Straße hinaus, ob ich nicht ihren Wagen in der Ferne entdecke. Mir wird ein wenig bange um sie, und doch habe ich weiß Gott keinen Anlaß mehr zu Zweifeln oder Befürchtungen; aber es liegt da auf meiner Brust und ich werde es nicht los. Vielleicht sind es die Leiden vergangener Tage, die noch ihren Schatten in meine Seele werfen.
     
    Da ist sie, strahlend von Glück, von Zufriedenheit.
    »Nun, ist alles nach Wunsch gegangen?« fragte ich sie, zärtlich ihre Hand küssend.
    »Ja, mein Herz«, erwidert sie, »und wir reisen heute nacht, hilf mir meine Koffer packen.«
     
    Gegen Abend bittet sie mich, selbst auf die Post zu fahren und ihre Briefe zu besorgen. Ich nehme ihren Wagen und bin in einer Stunde zurück.
    »Die Herrin hat nach Ihnen gefragt«, spricht die Negerin lächelnd, als ich die breite Marmortreppe hinaufsteige.
    »War jemand da?«
    »Niemand«, erwiderte sie und kauert sich wie eine schwarze Katze auf den Stufen nieder.
    Ich gehe langsam durch den Saal und stehe jetzt vor der Türe ihres Schlafgemaches.
    Warum klopft mir das Herz? Ich bin doch so glücklich.
    Leise öffnend, schlage ich die Portière zurück. Wanda liegt auf der Ottomane, sie scheint mich nicht zu bemerken. Wie schön ist sie in dem Kleide von silbergrauer Seide, das sich verräterisch an ihre herrlichen Formen anschließt und ihre wunderbare Büste und ihre Arme unverhüllt läßt. Ihr Haar ist mit einem schwarzen Sammetbande durchschlungen und aufgebunden. Im Kamin lodert ein mächtiges Feuer, die Ampel wirft ihr rotes Licht, das ganze Zimmer schwimmt im Blut.
    »Wanda!« sage ich endlich.
    »O Severin!« ruft sie freudig, »ich habe dich mit Ungeduld erwartet«, sie springt auf und schließt mich in ihre Arme; dann setzt sie sich wieder in die üppigen Polster und will mich zu sich ziehen, ich gleite indes sanft zu ihren Füßen nieder und lege mein Haupt in ihren Schoß.
    »Weißt du, daß ich heute sehr verliebt in dich bin?« flüstert sie und streicht mir ein paar lose Härchen aus der Stirne und küßt mich auf die Augen.
    »Wie schön deine Augen sind, sie haben mir immer am besten an dir gefallen, heute aber machen sie mich förmlich trunken. Ich vergehe« – sie dehnte ihre herrlichen Glieder und blinzelte mich durch die roten Wimpern zärtlich an.
    »Und du – du bist kalt – du hältst mich wie ein Stück Holz; warte nur, ich will dich noch verliebt machen!« rief sie und hing wieder schmeichelnd und kosend an meinen Lippen.
    »Ich gefalle dir nicht mehr, ich muß wieder einmal grausam gegen dich sein, ich bin heute offenbar zu gut gegen dich; weißt du was, Närrchen, ich werde dich ein wenig peitschen –«
    »Aber Kind –«
    »Ich will es.«
    »Wanda!«
    »Komm, laß dich binden«, fuhr sie fort und sprang mutwillig durch das Zimmer, »ich will dich recht verliebt sehen, verstehst du? Da sind die Stricke. Ob ich es noch kann?«
    Sie begann damit, mir die Füße zu fesseln, dann band sie mir die Hände fest auf den Rücken und endlich schnürte sie mir die Arme wie einem Delinquenten zusammen.
    »So«, sprach sie in heiterem Eifer, »kannst du dich noch rühren?«
    »Nein.«
    »Gut –«
    Sie machte hierauf aus einem starken Seile eine Schlinge, warf sie mir über den Kopf und ließ sie bis zu den Hüften hinabgleiten, dann zog sie sie fest zusammen und band mich an die Säule.
    Mich faßte in diesem Augenblicke ein seltsamer Schauer.
    »Ich habe das Gefühl, wie wenn ich hingerichtet würde«, sagte ich leise.
    »Du sollst auch heute einmal ordentlich gepeitscht werden!« rief
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