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Venus im Pelz

Venus im Pelz

Titel: Venus im Pelz
Autoren: Leopold von Sacher Masoch
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in die Cascine, sie ist im Theater ohne mich, sie empfängt Gesellschaft, die Negerin bedient sie. Niemand fragt nach mir. Ich irre unstet im Garten umher, wie ein Tier, das seinen Herrn verloren hat.
    Im Gebüsch liegend, sehe ich ein paar Sperlingen zu, die um ein Samenkorn kämpfen.
    Da rauscht ein Frauengewand.
    Wanda nähert sich, in einem dunklen Seidenkleide, züchtig bis zum Halse geschlossen, mit ihr der Grieche. Sie sind im lebhaften Gespräche, doch kann ich kein Wort davon verstehen. Jetzt stampft er mit dem Fuße, daß der Kies ringsum auseinanderstäubt, und haut mit der Reitpeitsche in die Luft. Wanda schrickt zusammen.
    Fürchtet sie, daß er sie schlägt?
    Sind sie soweit?
     

Er hat sie verlassen, sie ruft ihn, er hört sie nicht, er will sie nicht hören.
    Wanda nickt traurig mit dem Kopfe und setzt sich auf die nächste Steinbank; sie sitzt lange in Gedanken versunken. Ich sehe ihr mit einer Art boshafter Freude zu, endlich raffe ich mich gewaltsam auf und trete höhnisch vor sie hin. Sie fährt empor und zittert am ganzen Leibe.
    »Ich komme, Ihnen nur Glück zu wünschen«, sage ich, mich verneigend, »ich sehe, gnädige Frau, Sie haben Ihren Herrn gefunden.«
    »Ja, Gott sei gedankt!« ruft sie, »keinen neuen Sklaven, ich habe deren genug gehabt: einen Herrn. Das Weib braucht einen Herrn und betet ihn an.«
    »Du betest ihn also an, Wanda!« schrie ich auf, »diesen rohen Menschen –«
    »Ich liebe ihn so, wie ich noch niemand geliebt habe.«
    »Wanda!« – ich ballte die Fäuste, aber schon kamen mir die Tränen und der Taumel der Leidenschaft ergriff mich, ein süßer Wahnsinn. »Gut, so wähle ihn, nimm ihn zum Gatten, er soll dein Herr sein, ich aber will dein Sklave bleiben, solange ich lebe.«
    »Du willst mein Sklave sein, auch dann?« sprach sie, »das wäre pikant, ich fürchte aber, er wird es nicht dulden.«
    »Er?«
    »Ja, er ist jetzt schon eifersüchtig auf dich«, rief sie, »er auf dich! er verlangte von mir, daß ich dich sofort entlasse, und als ich ihm sagte, wer du bist –«
    »Du hast ihm gesagt –« wiederholte ich starr.
    »Alles habe ich ihm gesagt«, erwiderte sie, »unsere ganze Geschichte erzählt, alle deine Seltsamkeiten, alles – und er – statt zu lachen – wurde zornig und stampfte mit dem Fuße.«
    »Und drohte, dich zu schlagen?«
    Wanda sah zu Boden und schwieg.
    »Ja, ja«, sprach ich mit höhnischer Bitterkeit, »du fürchtest dich vor ihm, Wanda!« – ich warf mich ihr zu Füßen und umschlang erregt ihre Knie – »ich will ja nichts von dir, nichts, als immer in deiner Nähe sein, dein Sklave! – ich will dein Hund sein –«
    »Weißt du, daß du mich langweilst?« sprach Wanda apathisch.
    Ich sprang auf. Alles kochte in mir.
    »Jetzt bist du nicht mehr grausam, jetzt bist du gemein!« sprach ich, jedes Wort scharf und herb betonend.
    »Das steht bereits in Ihrem Briefe«, entgegnete Wanda mit einem stolzen Achselzucken, »ein Mann von Geist soll sich nie wiederholen.«
    »Wie handelst du an mir!« brach ich los, »wie nennst du das?«
    »Ich könnte dich züchtigen«, entgegnete sie höhnisch, »aber ich ziehe vor, dir diesmal statt mit Peitschenhieben mit Gründen zu antworten. Du hast kein Recht, mich anzuklagen, war ich nicht jederzeit ehrlich gegen dich? Habe ich dich nicht mehr als einmal gewarnt? Habe ich dich nicht herzlich, ja leidenschaftlich geliebt und habe ich dir etwa verheimlicht, daß es gefährlich ist, sich mir hinzugeben, sich vor mir zu erniedrigen, daß ich beherrscht sein will? Du aber wolltest mein Spielzeug sein, mein Sklave! Du fandest den höchsten Genuß darin, den Fuß, die Peitsche eines übermütigen, grausamen Weibes zu fühlen. Was willst du also jetzt?
    In mir haben gefährliche Anlagen geschlummert, aber du erst hast sie geweckt; wenn ich jetzt Vergnügen daran finde, dich zu quälen, zu mißhandeln, bist nur du schuld, du hast aus mir gemacht, was ich jetzt bin, und nun bist du noch unmännlich, schwach und elend genug, mich anzuklagen.«
    »Ja, ich bin schuldig«, sprach ich, »aber habe ich nicht gelitten dafür? Laß es jetzt genug sein, ende das grausame Spiel.«
    »Das will ich auch«, entgegnete sie mit einem seltsamen, falschen Blick!
    »Wanda!« rief ich heftig, »treibe mich nicht auf das Äußerste, du siehst, daß ich wieder Mann bin.«
    »Strohfeuer«, erwiderte sie, »das einen Augenblick Lärm macht und ebenso schnell verlöscht, wie es aufgeflammt ist. Du glaubst mich einzuschüchtern und
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