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Venus im Pelz

Venus im Pelz

Titel: Venus im Pelz
Autoren: Leopold von Sacher Masoch
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begann.
    »Severin!« begann sie von neuem, »du armer unglücklicher Freund.« Ihre Hand strich sanft über meine Locken. »Mir ist leid, sehr leid um dich; aber ich kann dir nicht helfen, ich weiß beim besten Willen keine Arznei für dich.«
    »Oh! Wanda, muß es denn sein?« stöhnte ich in meinem Schmerze auf.
    »Was, Severin? Wovon sprichst du?«
    »Liebst du mich denn gar nicht mehr?« fuhr ich fort, »fühlst du nicht ein wenig Mitleid mit mir? Hat der fremde, schöne Mann dich schon ganz an sich gerissen?«
    »Ich kann nicht lügen«, entgegnete sie sanft nach einer kleinen Pause, »er hat mir einen Eindruck gemacht, den ich nicht fassen kann, unter dem ich selbst leide und zittere, einen Eindruck, wie ich ihn von Dichtern geschildert gefunden habe, wie ich ihn auf der Bühne sah, aber für ein Gebilde der Phantasie hielt. Oh! das ist ein Mann wie ein Löwe, stark und schön und stolz und doch weich, nicht toll wie unsere Männer im Norden. Mir tut es leid um dich, glaub' mir, Severin; aber ich muß ihn besitzen, was sage ich? ich muß mich ihm hingeben, wenn er mich will.«
    »Denk an deine Ehre, Wanda, die du bisher so makellos bewahrt hast«, rief ich, »wenn ich dir schon nichts mehr bedeute.«
    »Ich denke daran«, erwiderte sie, »ich will stark sein, so lange ich kann, ich will –« sie barg ihr Gesicht verschämt in den Polstern – »ich will sein Weib werden – wenn er mich will.«
    »Wanda!« schrie ich, wieder von jener Todesangst erfaßt, die mir jedesmal den Atem, die Besinnung raubte; »du willst sein Weib werden, du willst ihm gehören für immer, oh! stoße mich nicht von dir! Er liebt dich nicht –«
    »Wer sagt dir das!« rief sie aufflammend.
    »Er liebt dich nicht«, fuhr ich leidenschaftlich fort, »ich aber liebe dich, ich bete dich an, ich bin dein Sklave, ich will mich treten lassen von dir, dich auf meinen Armen durch das Leben tragen.«
    »Wer sagt dir, daß er mich nicht liebt!« unterbrach sie mich heftig.
    »Oh! sei mein«, flehte ich, »sei mein! Ich kann ja nicht mehr sein, nicht leben ohne dich. Hab doch Erbarmen, Wanda, Erbarmen!«
    Sie sah mich an, und jetzt war es wieder jener kalte, herzlose Blick, jenes böse Lächeln.
    »Du sagst ja, daß er mich nicht liebt«, sprach sie höhnisch; »nun gut, tröste dich also damit.« Zugleich wendete sie sich auf die andere Seite und kehrte mir schnöd' den Rücken.
    »Mein Gott, bist du denn kein Weib aus Fleisch und Blut, hast du kein Herz wie ich!« rief ich, während sich meine Brust wie im Krampfe hob.
    »Du weißt es ja«, entgegnete sie boshaft, »ich bin ein Weib aus Stein, ›Venus im Pelz‹ , dein Ideal, knie nur und bete mich an.«
    »Wanda!« flehte ich, »Erbarmen!«
    Sie begann zu lachen. Ich drückte mein Gesicht in ihre Polster und ließ die Tränen, in denen sich mein Schmerz löste, herabströmen.
    Lange Zeit war alles stille, dann richtete sich Wanda langsam auf.
    »Du langweilst mich«, begann sie.
    »Wanda!«
    »Ich bin schläfrig, laß mich schlafen.«
    »Erbarmen«, flehte ich, »stoß mich nicht von dir, es wird dich kein Mann, es wird dich keiner so lieben wie ich.«
    »Laß mich schlafen«, – sie kehrte mir den Rücken.
    Ich sprang auf, riß den Dolch, der neben ihrem Bette hing, aus der Scheide und setzte ihn auf meine Brust.
    »Ich töte mich hier vor deinen Augen«, murmelte ich dumpf.
    »Tu' was du willst«, erwiderte Wanda mit vollkommener Gleichgültigkeit, »aber laß mich schlafen.«
    Dann gähnte sie laut. »Ich bin sehr schläfrig.«
    Einen Augenblick stand ich versteinert, dann begann ich zu lachen und wieder laut zu weinen, endlich steckte ich den Dolch in meinen Gürtel und warf mich wieder vor ihr auf die Knie.
    »Wanda – höre mich doch nur an, nur noch wenige Augenblicke«, bat ich.
    »Ich will schlafen! hörst du nicht«, schrie sie zornig, sprang von ihrem Lager und stieß mich mit dem Fuße von sich, »vergißt du, daß ich deine Herrin bin?« und als ich mich nicht von der Stelle rührte, ergriff sie die Peitsche und schlug mich. Ich erhob mich sie traf mich noch einmal – und diesmal ins Gesicht.
    »Mensch, Sklave!«
    Mit geballter Faust gegen den Himmel deutend, verließ ich, plötzlich entschlossen, ihr Schlafgemach. Sie warf die Peitsche weg und brach in ein helles Gelächter aus – und ich kann mir auch denken, daß ich in meiner theatralischen Attitude recht komisch war.
     
    Entschlossen, mich von dem herzlosen Weibe loszureißen, das mich so grausam behandelt hat und
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