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Venus im Pelz

Venus im Pelz

Titel: Venus im Pelz
Autoren: Leopold von Sacher Masoch
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bist mir nur lächerlich. Wärst du der Mann gewesen, für den ich dich anfangs hielt, ernst, gedankenvoll, streng, ich hätte dich treu geliebt und wäre dein Weib geworden. Das Weib verlangt nach einem Manne, zu dem es aufblicken kann, einen – der so wie du – freiwillig seinen Nacken darbietet, damit es seine Füße darauf setzen kann, braucht es als willkommenes Spielzeug und wirft ihn weg, wenn es seiner müde ist.«
    »Versuch' es nur, mich wegzuwerfen«, sprach ich höhnisch, »es gibt Spielzeug, das gefährlich ist.«
    »Fordere mich nicht heraus«, rief Wanda, ihre Augen begannen zu funkeln, ihre Wangen röteten sich.
    »Wenn ich dich nicht besitzen soll«, fuhr ich mit von Wut erstickter Stimme fort, »so soll dich auch kein anderer besitzen.«
    »Aus welchem Theaterstück ist diese Stelle?« höhnte sie, dann faßte sie mich bei der Brust; sie war in diesem Augenblicke ganz bleich vor Zorn, »fordere mich nicht heraus«, fuhr sie fort, »ich bin nicht grausam, aber ich weiß selbst nicht, wie weit ich noch kommen kann, und ob es dann noch eine Grenze gibt.«
    »Was kannst du mir Ärgeres tun, als ihn zu deinem Geliebten, deinem Gatten machen?« antwortete ich, immer mehr aufflammend.
    »Ich kann dich zu seinem Sklaven machen«, entgegnete sie rasch, »bist du nicht in meiner Hand? habe ich nicht den Vertrag? Aber freilich, für dich wird es nur ein Genuß sein, wenn ich dich binden lasse und zu ihm sage: ›Machen Sie jetzt mit ihm, was Sie wollen.‹«
    »Weib, bist du toll!« schrie ich auf.
    »Ich bin sehr vernünftig«, sagte sie ruhig, »ich warne dich zum letzten Male. Leiste mir jetzt keinen Widerstand, jetzt, wo ich so weit gegangen bin, kann ich leicht noch weiter gehen. Ich fühle eine Art Haß auf dich, ich würde dich mit wahrer Lust von ihm totpeitschen sehen, aber noch bezähme ich mich, noch –«
    Meiner kaum mehr mächtig, faßte ich sie beim Handgelenke und riß sie zu Boden, so daß sie vor mir auf den Knien lag.
    »Severin!« rief sie, auf ihrem Gesichte malten sich Wut und Schrecken.
    »Ich töte dich, wenn du sein Weib wirst«, drohte ich, die Töne kamen heiser und dumpf aus meiner Brust, »du bist mein, ich lasse dich nicht, ich habe dich zu lieb«, dabei umklammerte ich sie und drückte sie an mich und meine Rechte griff unwillkürlich nach dem Dolche, der noch in meinem Gürtel stak.
    Wanda heftete einen großen, ruhigen, unbegreiflichen Blick auf mich.
    »So gefällst du mir«, sprach sie gelassen, »jetzt bist du Mann, und ich weiß in diesem Augenblicke, daß ich dich noch liebe.«
    »Wanda« – mir kamen vor Entzücken die Tränen, ich beugte mich über sie und bedeckte ihr reizendes Gesichtchen mit Küssen und sie – plötzlich in lautes, mutwilliges Lachen ausbrechend – rief: »Hast du jetzt genug von deinem Ideal, bist du mit mir zufrieden?«
    »Wie?« – stammelte ich – »es ist nicht dein Ernst.«
    »Es ist mein Ernst«, fuhr sie heiter fort, »daß ich dich lieb habe, dich allein, und du – du kleiner, guter Narr, hast nicht gemerkt, daß alles nur Scherz und Spiel war – und wie schwer es mir wurde, dir oft einen Peitschenhieb zu geben, wo ich dich eben gerne beim Kopfe genommen und abgeküßt hätte. Aber jetzt ist es genug, nicht wahr? Ich habe meine grausame Rolle besser durchgeführt, als du erwartet hast, nun wirst du wohl zufrieden sein, dein kleines, gutes, kluges und auch ein wenig hübsches Weibchen zu haben – nicht? – Wir wollen recht vernünftig leben und –«
    »Du wirst mein Weib!« rief ich in überströmender Seligkeit.
    »Ja – dein Weib – du lieber, teurer Mann«, flüsterte Wanda, indem sie meine Hände küßte.
    Ich zog sie an meine Brust empor.
    »So, nun bist du nicht mehr Gregor, mein Sklave«, sprach sie, »jetzt bist du wieder mein lieber Severin, mein Mann –«
    »Und er? – du liebst ihn nicht?« fragte ich erregt.
    »Wie konntest du nur glauben, daß ich den rohen Menschen liebe – aber du warst ganz verblendet – mir war bang um dich –«
    »Ich hätte mir fast das Leben genommen um deinetwillen.«
    »Wirklich?« rief sie, »ach! ich zittere noch bei dem Gedanken, daß du schon im Arno warst –«
    »Du aber hast mich errettet«, entgegnete ich zärtlich, »du schwebtest über den Gewässern und lächeltest, und dein Lächeln rief mich zurück ins Leben.«
     
    Es ist ein seltsames Gefühl, das ich habe, wie ich sie jetzt in meinen Armen halte, und sie ruht stumm an meiner Brust und läßt sich von mir küssen
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