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Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition)

Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition)

Titel: Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition)
Autoren: Melanie Meier
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der Aufzüge stieg, mit klassischer Musik berieselt wurde und eine Stimmautomatik fragte, in welches Stockwerk man gefahren werden wollte. Blickfang in den verspiegelten Aufzugkabinen war unweigerlich die angeschlagene Tafel an der hinteren Wand, die einen Überblick über die Räumlichkeiten lieferte.
    Äußerlich handelte es sich um einen rechteckiger Betonklotz, der sich von den umstehenden Häusern lediglich darin unterschied, dass nichts über das Aufschluss gab, was sich im Inneren befand. Rein äußerlich konnte keine Menschenseele, und sei sie noch so gut darin ausgebildet, erkennen, dass dieses Gebäude während der Standgründung im 12. Jahrhundert erbaut worden war. Unzählige Renovierungen und Umbauten hatten das zunichte gemacht.
    Nur ein Anhaltspunkt war vorhanden, und dieser war lediglich aufschlussreich, wenn man selbst ein Filii Iani war: das Relief des Gottes Janus über der Eingangstür. Das Doppelgesicht blickte in zwei entgegengesetzte Richtungen, und über der Abbildung fanden sich die Buchstaben F und I. Mehr brauchte man nicht, wenn man wusste, was das hieß: Filii Iani, zu Deutsch: Die Kinder des Janus.
    Ein Blick auf jene Tafel im Aufzug wischte jegliche Fehlinterpretation, was die Größe des Gebäudes anging, unmissverständlich beiseite. Denn das Innere glich einem Maulwurfrevier: Es ging fünfzehn Stockwerke nach unten, und von dort aus gelangte man in unzählige Nebengebäude, die wiederum unterhöhlt waren. Was sich an der Oberfläche als Maulwurfhügel erwies, offenbarte erst unter der Erde sein ganzes Ausmaß.
    Tim und Loki passierten die Oberfläche erst gar nicht und entgingen damit der erniedrigenden Behandlung im Eingangsbereich. Sie parkten in einer der Tiefgaragen, zu welchen man nur Zutritt erhielt, wenn man bei der Einfahrt einen entsprechenden Fingerabdruck vorweisen konnte. Anschließend fuhren sie mit einem der besagten Aufzüge in das dritte Obergeschoss, in jenen Bereich, in welchem das zum Bundeskriminalamt gehörige Ermittlungsteam seinen Sitz hatte.
    Lukas Bartovics Büro ließ keinen Zweifel daran, welche Stellung der Hauptkommissar inne hatte. Es war eines der größten, die sich in diesem Komplex finden ließen. Der bullige Mann machte sich allerdings dem Anschein nach überhaupt nichts aus derlei Nebensächlichkeiten, denn sein Domizil war dem Chaos unterworfen: loses Papier stapelte sich um den wuchtigen Mahagonischreibtisch, einige Türen und Schubläden der Aktenschränke standen offen, vor ihnen schichteten sich weitere Unterlagen auf, die meisten davon so schief wie der Turm von Pisa.
    Vor seinem Schreibtisch lag ein kleiner Bilderrahmen, der von zwei Notebooks, unzähligen Aktenordnern, zwei dreckigen Kaffeetassen und einem weiteren Computer verdrängt worden war. Bartovics Frau residierte nun auf dem Fußboden und lächelte unwissend gen Decke.
    Die wenigen Büropflanzen, die den nicht vorhandenen grünen Daumen ihres Besitzer überlebt hatten, streckten ausgedörrte Palmenzweige nach oben, auf der Suche nach Feuchtigkeit und Luft. Von beidem gab es in diesem Raum so gut wie nichts. Die Shutters an den Fenstern waren geschlossen; die einzige Lichtquelle war ein Deckenfluter hinter dem Schreibtisch, der den großen Raum in eine diffuse Helligkeit tauchte.
    »Hinsetzen«, lautete die Begrüßung, als Tim nach seinem Cousin eintrat. Von Bartovic selbst war nur die Krümmung des Rückens zu sehen, denn augenscheinlich war er damit beschäftigt, in einem der Papierstapel hinter seinem Schreibtisch zu wühlen.
    »Sie fahren nach Kiel«, hörte man den Hauptkommissar raunzen, gefolgt von einem Stöhnen. Endlich tauchte sein Kopf auf – er kniete vor seinem Schreibtisch, betrachtete abwechselnd Loki und Tim aus winzigen, tiefdunklen Kugelaugen und stand endlich auf. »Aber das haben Sie schon gewusst, nicht wahr, Herr von Schallern? Freund von Boreas?«
    Loki lächelte. »Sie haben sich informiert. Wie schön.«
    Bartovic stieß ein Knurren aus. »Angebern muss man geben, was Angebern gebührt. Ich pinsle Ihnen gerne das ausgemergelte Bäuchlein, wenn ich Sie damit loswerde.« Er ließ sich auf den Schreibtischstuhl fallen, rollte mit ihm nach vorne, sodass sein Bauch gegen die Kante stieß und reichte Loki eine Aktenmappe. »Darum geht’s. Der Fall Veden, so lautet die Sache offiziell. Wieder mal geht es um die elende Schule in Kiel. Mir ein Rätsel, warum wir die nicht längst ausgeräuchert haben. Laut Geheimdienst viel zu riskant, was die treiben, aber Sie
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