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Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition)

Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition)

Titel: Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition)
Autoren: Melanie Meier
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Rasiermesser musste geschliffen werden, etwas, das er lieber einem Fachmann überließ. Pit Lühnsmann ließ es deshalb auf dem Waschbecken liegen, damit er nicht vergaß, es einzustecken. Vielleicht konnte er nach der Arbeit einen Abstecher in die Innenstadt zu einem Messerschleifer machen. Einen gab es noch, zumindest war das bis vor einem halben Jahr noch so gewesen.
    Er griff nach der Haarpomade, nahm ganz wenig heraus – er wollte ja nicht aussehen wie ein schmieriger Mafiaboss – und strich das widerspenstige Haar nach hinten, das stark ergraute.
    Als er aus dem Badezimmer trat und sich das Sakko über die Schultern warf, wanderten seine Gedanken zum bevorstehenden Tag. Er war der Chef der Sonderkommission Mahlstedt, und dieser Tatsache hatte er es zu verdanken, dass er in den letzten Nächten keine fünf Stunden Schlaf gefunden hatte.
    Menschen verschwanden ständig, keine Frage. Sie setzten sich von den Familien und Freunden ab, verzogen sich ohne ein Sterbenswörtchen und hinterließen eine ganze Menge Ungewissheiten. An sich nichts Ungewöhnliches. Ungewöhnlich und damit ausschlaggebend für die Einberufung einer Sonderkommission war, dass in den letzten zwei Wochen sieben Menschen völlig spurlos verschwunden waren. Von einem Moment auf den anderen. Und keiner dieser Vermissten hatte seit dem Zeitpunkt des Verschwindens auf Bankkonten zugegriffen, SMS verschickt, sich mit jemanden in Verbindung gesetzt oder irgendeine andere Spur hinterlassen.
    Am vorigen Tag hatte Lühnsmann seine Männer beauftragt, die Fotos der Vermissten durch die städtischen Kameraaufzeichnungsdatenbanken laufen zu lassen. Die Technik machte es theoretisch möglich, die aufgenommenen Gesichter zu scannen und mit den Fotos abzugleichen. Theoretisch. Die Wirklichkeit sah anders aus.
    Diesen Weg hatte Lühnsmann selbstverständlich schon bei der einen oder anderen Strafverfolgung eingeschlagen, aber immer ergebnislos. Die Aufnahmen der Kameras waren zu schlecht, Gesichter waren einfach nicht zu erkennen, nicht mal für Computer. Das Bundeskriminalamt verfügte über modernere Techniken, das wusste er, aber bevor er die einschaltete, musste er schon am Rande der Verzweiflung stehen. Und dort war er noch nicht angekommen.
    Aber einer Sache war er sich sicher: In Kiel trieb sich ein Serienmörder herum. Alle Indizien sprachen dafür. Und er sah die Wahrscheinlichkeit, dass die Vermissten noch lebten, für mehr als gering an.
    Er ging die Treppe hinunter und warf im unteren Flur einen flüchtigen Blick in den Spiegel. Bis auf das schlecht rasierte Gesicht – nein, er war nicht schlecht rasiert, das sah nur so aus! – machte er einen ganz seriösen Eindruck im dunkelgrauen Anzug. Genau, wie es sich für einen Mann seines Standes und seiner Aufgaben gehörte.
    Ihm wehte der Duft frisch gemahlener Kaffeebohnen entgegen, zusammen mit den Stimmen der Nachrichtensprecher aus dem Radio. Seine Frau konnte es einfach nicht lassen, ständig und überall Radio zu hören. Selbst, wenn der Fernseher lief, hörte man aus irgendeinem Bereich des Hauses das Radio vor sich hinplärren. Furchtbar! Er ging zur Küchenanrichte und schaltete das lästige Ding aus.
    »Ein neuer Vermisster«, sagte seine Frau vom Esstisch herüber, ohne aufzusehen. »Oh Pit, schon wieder! Ein Kind diesmal! Es wird Zeit, dass du die Sache aufklärst. Ein Kind!«
    » Was ?«, entfuhr es Lühnsmann. Die Brauen über den Augen zusammengezogen, starrte er seine Frau an.
    Die nickte und erwiderte den Blick. »Ja. Im Radio läuft die Nachricht rauf und runter. Ein kleiner Junge. Einfach verschwunden. Vom Spielplatz, glaub ich. Einfach so. Ich verstehe das nicht, Pit. Wie können Menschen ...«
    Er hörte schon nicht mehr zu. Mit fahrigen Bewegungen zog er das Handy aus der Hosentasche und fand die Antwort auf die Frage, warum ihm niemand Bescheid gesagt hatte: Das Ding war ausgeschaltet.
    »Warst du das?«, fragte er zornig und hielt das Handy in die Höhe.
    Seine Frau warf nur einen flüchtigen Blick in seine Richtung. »Ich habe es ausgeschaltet, ja. Und das Festnetztelefon habe ich auch ausgesteckt. Du weißt, wie unausstehlich du wirst, wenn du mehrere Nächte nicht genug Schlaf findest. Ich fand das richtig. Immerhin bin ich diejenige, die dich ertragen muss, und denk an deine Kollegen, die ...«
    Ohne etwas zu erwidern, rannte er aus dem Zimmer. Dabei schaltete er das Handy an und wählte die Nummer seines Büros.
    »Chef!«, ging einer der Polizeibeamten ran. »Endlich! Wir
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