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Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition)

Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition)

Titel: Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition)
Autoren: Melanie Meier
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versuchen seit Stunden, Sie zu erreichen! Ein neuer –«
    »Jaja«, unterbrach Lühnsmann. »Hab’s gehört. Zeugen?«
    »Nein. Aber die Eltern des Jungen sind noch hier auf dem Revier.«
    »Gut. Ich bin in fünfzehn Minuten da.« Lühnsmann legte auf, nahm die Jacke von der Garderobe und stürmte aus dem Haus.
     

*
     
    Suna Mahlstedt war völlig gefühllos. Sie spürte, dass sie auf einem kalten Untergrund lag, konnte aber beim besten Willen nicht sagen, ob etwas wehtat oder ob sie überhaupt noch einen Körper hatte. Es schien unmöglich, auch nur den Kopf zu heben. Es kostete sie alle Kraft, die Augen zu öffnen.
    Vor ihr breitete sich eine weite, ebene Fläche aus, die kaum von der Finsternis daneben zu unterscheiden war. Irgendetwas hing an dieser Fläche, ein merkwürdig zusammengesackter Haufen, mit dem etwas nicht stimmen konnte. Suna bekam den Gedanken nicht zu fassen, er entwand sich ihrer Aufmerksamkeit. Außerdem brannten die Augen, sodass sie sie wieder schließen musste.
    Mehr instinktiv als beabsichtigt schloss sie den Mund. Es ging nicht. Sie presste die Zähne zusammen, aber da war etwas im Weg.
    »Wie geht es dir heute?«, flüsterte eine Stimme in unmittelbarer Nähe.
    Urplötzlich verspürte Suna ein undefinierbares Verlangen, das sich wie ein Feuer durch den Körper brannte. Erneut öffnete sie die Augen, blinzelte die Fläche entlang. Sie hatte also noch einen Körper. Und es war jetzt höchste Zeit, ebendiesen in Bewegung zu versetzen, damit sie das Verlangen stillen konnte.
    Ihre Arme stemmten sich gegen die Fläche und hievten den Oberkörper hoch. Als sie erneut versuchte, den Mund zu schließen, erkannte sie, dass ihr die Zunge heraushing. Deswegen konnten die Zähne und Lippen nicht aufeinanderstoßen. Mühsam entspannte sie den Kiefer und realisierte nur am Rande, dass die Zunge, die sich jetzt in die Mundhöhle zurückzog, fast durchgebissen war. Blut füllte ihren Mund. Suna schluckte gierig. Das Verlangen wuchs.
    Der Haufen, der vorhin noch so merkwürdig gewirkt hatte, entpuppte sich als schemenhafte Gestalt, die in großer Entfernung zusammengekrümmt auf dem Boden lag. Von irgendwoher ertönte ein leises Geräusch, das sie in keinen Zusammenhang bringen konnte.
    »Braves Mädchen«, flüsterte die Stimme, die sie vorhin schon einmal gehört hatte.
    Suna drehte den Kopf und blickte in die Richtung, aus der das Gesagte gekommen war. Nichts als Dunkelheit. Ihre Eingeweide verkrampften sich, das unergründliche Verlangen verzehrte sie von innen heraus. Unwillkürlich drückte sie die Hände gegen den Unterleib. Das Blut, das sie schluckte, rann zäh durch die völlig ausgedörrte Speiseröhre. Es linderte das Verlangen aber nicht, das sich wie ein Nebel über sie legte.
    Ihr Blick fand die Gestalt. Ein Bild formte sich in ihrem Kopf, setzte sich sehr langsam zu einem Ganzen zusammen, bis es endlich einen Sinn ergab. Ihre Augen weiteten sich und bekamen einen stierenden Ausdruck.
    Schwerfällig zog Suna die Beine an, verlagerte das Gewicht und schaffte es, sich hinzuknien. Die Augen weiterhin auf die Gestalt gerichtet, begann sie, auf allen Vieren vorwärts zu kriechen.
    Von irgendwoher erklang ein Kichern.
    Mit jeder Bewegung, die sie machte, erwachten die Kräfte. Ihren Körper durchflutete eine elektrisierende Spannung, die sie schneller und schneller vorantrieb. Als sie die Hälfte des Weges überwunden hatte, streckte sie die Beine und verlagerte das Gewicht auf die Zehenspitzen, sodass ihr Hinterteil in die Höhe ragte. In dieser Position sprintete sie jetzt nach vorne und entwickelte dabei eine Geschwindigkeit, die einem Menschen auf allen Vieren kaum zuzutrauen war.
    Als sie die Gestalt erreicht hatte, streckte sie zu vorschnell die Hände nach ihr aus, sodass sie vornüber kippte und mit dem Kopf hart auf dem Boden aufschlug. Die Platzwunde auf der Stirn ignorierend, fanden ihre Hände endlich das Ziel. Unkontrolliert wanderten sie über die regungslose Gestalt, zerrten an der zerfetzten Kleidung, rissen weitere Löcher in den stinkenden Stoff und trafen schließlich auf kalte Haut.
    Suna stieß einen erstickten Laut aus, der einem Freudenschrei sehr nahe kam. Ihre Fingernägel bohrten sich in die Haut und dehnten sie, bis sie aufriss. Das Verlangen in Suna kreischte sich inzwischen in ein schieres Crescendo.
    Das Geräusch, das zuvor noch ein Kichern gewesen war, wuchs sich nun zu einem lauten Lachen aus, das mehrfach widerhallte und durch die Dunkelheit
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