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Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition)

Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition)

Titel: Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition)
Autoren: Melanie Meier
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Loki. Sein Gesicht war teilnahmslos. »Was tun Sie hier? Ich kann mich nicht erinnern, Sie hereingebeten zu haben.«
    »Die Schüsse«, sagte Weber.
    »Waren nicht auf Sie gerichtet. Hinaus mit Ihnen! Und denken Sie daran, die Miete immer schön pünktlich zu überweisen. Sie waren letzten Monat schon wieder im Rückstand. Wenn das noch einmal geschieht, sehe ich mich genötigt, der SCHUFA von Ihren Versäumnissen zu berichten.«
    Weber bekam rote Wangen, stürmte hinaus und kündigte noch am gleichen Tag. Auf Tims Frage hin, ob sein Cousin mithilfe der Schüsse die Qualität des Hörrohrs testen wollte, antwortete Loki: »Warum sollte ich das tun? Dafür wurde der Schallstrahlenfänger nicht gebaut, mein Lieber.«
    »Warum hast du dann geschossen? Wolltest du nachsehen, ob es sich um Rigipswände handelt?«, bohrte Tim nach, mit Blick auf die Einschusslöcher in der Wand.
    Loki kam auf die Beine, der Bademantel klaffte dabei auseinander. Als Tim ihm ins Gesicht sah, erkannte er, dass sein Cousin die letzte Nacht nicht geschlafen hatte. Die leichte Rötung der Augenlider verriet das.
    »Eine Spinne«, erwiderte Loki.
    »Eine Spinne? Du hast auf eine Spinne geschossen ?«
    »Was hätte ich sonst tun sollen? Sie hat sich abgeseilt.«
    Tim hatte daraufhin gefragt, ob die Spinne bewaffnet gewesen sei, und Loki meinte: »In der Tat. Sie hatte acht Beine, Kieferklauen, eine Giftdrüse und acht Augen. Sie war mir weit überlegen.«
    Ein Wunder, dass sein Cousin diese Begegnung überlebt hatte.
    Tim schüttelte die unliebsame Erinnerung ab, nahm Loki die Aktenmappe weg und schlug sie auf. »Es sind also Menschen verschwunden«, schlussfolgerte er aus dem, was ihm die erste Seite verriet. »Sieben, um genau zu sein. Und Sie vermuten, dass die Schule damit was zu tun hat. Welche Schule überhaupt?« Tim blätterte weiter und fand die Antwort auf einem der unzähligen Ausdrucke. »Veden-Schule. Fünfzehnhundertzwölf gegründet«, begann er, vorzulesen. »Uralte Filii Iani-Kampfkunst, Training des Körpers, um den Geist für Imagination zu stählen ...« Er sah auf. »Was sind das für Freaks? Hab noch nie von ihnen gehört.«
    Bartovic sah noch immer Loki an. »Fragen Sie doch Ihren allwissenden Cousin.«
    »Frag ihn später«, erwiderte Loki unbeeindruckt und nahm die Mappe wieder an sich. »Denn jetzt muss er sich gen Norden aufmachen. Auf bald, Herr Bartovic. Johnny, wir gehen.« Damit drehte er sich um und marschierte aus dem Zimmer.
    Tim starrte den Kommissar an.
    »Jetzt redet er schon in der dritten Person von sich. Er ist verrückt, oder?«, fragte Bartovic.
    »Total. Ich gehe dann mal.« Tim stand auf.
    »Passen Sie auf sich auf, Johnny. In Gesellschaft solcher Egozentriker muss man ständig aufpassen, denn die verlieren bisweilen den Verstand. Irgendwann schnappt er noch komplett über.«
    »Ich heiße nicht Johnny.«
    »Nicht?«
    »Nein. Tim.«
    »Warum nennt er Sie dann so?«
    Tim seufzte. »Ich habe irgendwann mal unter der Dusche I Walk the Line gesungen. Hab die Töne wohl nicht so richtig getroffen.«
    Der Kommissar fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Wenn er überschnappt, erschießen Sie ihn auf der Stelle! Ich habe keine Lust, einen Jäger hinter ihm herschicken zu müssen.«
    Tim blinzelte. »Äh, ja. Ich meine, nein ! Ich gehe.« Er drehte sich um und lief aus dem Büro.
     

 
    *
     
    Kommissar Pit Lühnsmann von der Mordkommission Kiel warf einen prüfenden Blick in den Spiegel. Selbst nach stundenlanger Rasur mit allem Drum und Dran – und dazu zählte das sündteure Rasiermesser mit dem Tropenholzgriff und einer Klinge aus Karbonstahl, einer ebenso teuren Rasiercreme und, nicht zu vergessen, dem kostspieligen Aftershave, das ihn jetzt ganz dezent nach Bergamotte, Amber und Moschus duften ließ – sah er trotzdem noch so aus, als hätte er sich erst gestern rasiert.
    Er hatte einen Bartwuchs wie ein Igel. Nicht, dass Igeln Bärte wuchsen, verbesserte er sich, aber eine Vergleichbarkeit mit den Igelstacheln und seinen Barthaaren war einfach nicht zu leugnen.
    Das hat dir Vater vererbt, kam es ihm lakonisch in den Sinn. Was er mit dieser ziemlich durchdachten Feststellung eigentlich ausdrücken wollte, war, dass die Männer der mütterlichen Seite keine solchen Urwälder im Gesicht hatten und mit einem elektrischen Trockenrasierer bestens auskamen.
    Murrend wandte er sich vom Spiegel ab und machte sich daran, den Pinsel aus Dachshaar sowie die dazugehörige Schale ordentlich auszuspülen. Das
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