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1498 - Horrortrip des Sensenmannes

1498 - Horrortrip des Sensenmannes

Titel: 1498 - Horrortrip des Sensenmannes
Autoren: Jason Dark
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Er wartete auf eine Wiederholung. In den vergangenen Sekunden war das Geräusch verstummt, aber er wusste auch, dass dies nicht für immer der Fall war.
    Und richtig – da war es wieder!
    Das Schleifen auf dem Untergrund, als sollten die kleinen Kieselsteine noch glatter geschmirgelt werden. Hinzu kam der Hufschlag, aber auch nicht laut. Er hörte sich an, als wären die Hufe der Herde mit Lappen umwickelt.
    Der Lehrer dachte an eine bestimmte Gestalt, von der hin und wieder gesprochen wurde, aber gleichzeitig wollte er seine eigenen Gedanken nicht akzeptieren, denn über was er da nachdachte, war eigentlich unmöglich.
    Aber er war auch ein Mensch, der Gewissheit haben wollte, und deshalb wälzte er sich aus dem Bett. Er war ein großer Mann mit drahtiger Figur und kurz geschnittenen braunen Haaren. Er musste als Mathematik- und Sportlehrer auch einen durchtrainierten Körper haben, sonst hätte er den Schülerinnen und Schülern die Übungen nicht vormachen können.
    Sein Zimmer in der Internatsschule war nicht groß. Die Böden bestanden aus Holz, und darüber schritt er mit seinen nackten Füßen, bis er das Fenster erreicht hatte, dort anhielt und durch das Viereck nach draußen schaute.
    Der Ausschnitt in der Wand war nicht besonders groß. Er reichte allerdings aus, um einen Blick auf das Ufer des nahen Sees werfen zu können, dessen Wasser nicht so dunkel war wie sonst. In der Mitte schimmerte es hell, weil das Licht des Mondes darauf fiel und den Eindruck erweckte, als würde die Wasseroberfläche zittern.
    Der Wind wehte nur mäßig. Er produzierte kleine Wellen und ließ sie in Richtung Ufer laufen, wo sie auf dem Kies ausliefen.
    Irgendwas war passiert. Er hatte sich nicht verhört. Das Schleifen und der Hufschlag waren keine Einbildung gewesen.
    Phil Bennett wusste auch nicht, ob sich jemand einen Scherz erlaubte, was auch möglich war. Tief in seinem Innern glaubte er nicht daran, und er wollte endlich Gewissheit haben.
    Er zog das Fenster auf. Jetzt konnte er sich hinauslehnen und hatte einen besseren Blickwinkel.
    Der kühle Wind drang durch sein T-Shirt gegen die Haut, ging aber nicht durch bis auf die Knochen. So ließ er sich recht gut ertragen. Im Augenblick vernahm er keine störenden Geräusche. Der Hufschlag war verstummt. Er sah auch nichts, abgesehen von der Wasserfläche und dem mit Kies bedeckten Uferstreifen.
    Er lehnte sich weiter hinaus.
    Zuerst der Blick nach rechts. Nichts zu sehen. Dann drehte er den Kopf zur anderen Seite und hatte den Eindruck, in einen Eimer mit Eiswürfeln gesteckt zu werden.
    Denn dort sah er etwas!
    Es war der Sensenmann!
    ***
    In den folgenden Sekunden dachte er an gar nichts mehr. Trotz der Vorwarnung war Bennett überrascht, diese Gestalt zu Gesicht zu bekommen.
    Das musste ein Irrtum sein! Er wollte seinen Augen nicht trauen, denn der Sensenmann, der mit geschulterter Sense auf einem Pferd saß, gehörte in das Reich der Legenden.
    In diesem Fall nicht.
    Es gab ihn. Bennett täuschte sich nicht, und er lehnte sich nicht mehr so weit aus dem Fenster, sondern zog sich vorsichtig zurück, bis er wieder aufrecht im Zimmer stand, aber weiterhin mit leicht verdrehtem Kopf nach draußen schaute.
    Der Reiter – der Sensenmann!
    Was hatte man nicht alles über ihn gesagt. Eine alte Legende, ein böser Fluch. Einer, der Menschen die Köpfe abschlug, der den Schülern hier Angst machte, wenn er auftauchte.
    Bisher hatte Phil Bennett es glattweg abgestritten, dass es ihn gab.
    Nun sah er ihn mit den eigenen Augen und konnte es doch nicht glauben.
    Doch er fand eine Erklärung. Da hatte sich jemand einen Scherz erlaubt. Jeder in der Schule kannte die Horror-Geschichte vom reitenden Sensenmann. Man sprach oft darüber. Wahrscheinlich half es, darüber zu reden, um irgendwelche Ängste abzubauen.
    Es gab immer wieder Leute, die ihn gesehen hatten und von seinen Grausamkeiten erzählten. Da gab es abgeschlagene Köpfe und abgetrennte Gliedmaßen.
    Jeder, der die Geschichte vom Sensenmann erzählte, schmückte sie zudem noch mit seinen eigenen Details aus, um so viel Angst zu verbreiten wie eben möglich.
    Auch Phil Bennett hatte sich das immer wieder angehört. Bisher hatte er für die Geschichten nur ein müdes Lächeln übrig gehabt.
    Aber irgendwie passten sie auch in diese Gegend. Der einsame See, das einsam stehende Haus. Wer hier lernte oder lehrte, der war eigentlich von der Welt abgeschnitten, befand sich dafür allerdings in der freien Natur.
    Bennett stand nicht
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