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Variationen zu Emily

Variationen zu Emily

Titel: Variationen zu Emily
Autoren: Jürgen Saarmann
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Wodka ... prügelt sich, wird rausgeworfen ... nimmt ein Taxi hierher ... duscht, putzt sich die Zähne und geht brav ins Bett ... und wenn ich wiederkomme ... dann höre ich seinen Atem ... 
     
     
     

36. RULE BRITANNIA XII
     
     
    Hi. Na, du Regionalgenie, was schaust du so bekümmert. War doch ein voller Erfolg, oder? Ein bisschen laut für dich, vielleicht. Aber wir haben tatsächlich alles verkauft bis auf das Schlangenhaar. Die Kleine hätte ich übrigens gerne. Hat es mir angetan, wie sie da so traurig stand und von allen übersehen wurde. Was wolltest du damit eigentlich ausdrücken? Was? Ein Plagiat? Ehrlich? Egal. Was willst du dafür haben? Nichts. Komm, Theiresias, das geht nicht. Einen ehrlichen Preis unter Freunden. Natürlich keine der Phantasiesummen, die ich verlangt habe. Ha. Ich habe wirklich nicht gewusst, dass ich verkaufen kann. Weißt du, dass die Kröte drei gekauft hat? Dafür musste ich allerdings alles geben.
    Pfui Teufel, ist das ein Weib! Wir müs sen demnächst mal abrechnen. Passt es dir morgen? Nein? Ach so, klar. Dein Hunnenmädchen. Scheint ja tatsächlich etwas von damals übriggeblieben zu sein. Aber vielleicht ist es ja auch ganz neu. Jedenfalls hat sie sich verdammt gut entwickelt. Meinen Glückwunsch. Habe selten so viele glänzende Männeraugen hinter einer Frau herwandern sehen.
    Gibt es hier eigentlich nichts mehr zu trinken? Andrea! Wieder nicht da. Seltsam. Hallo! Kann ich bitte ein Bier haben. Ja, Bier. Das gelbe Zeug mit dem weißen Schaum obendrauf. Genau. Mann, was ist denn das? Sind wir hier in Saudi-Arabien, oder was. Die kennt wahrscheinlich nur Wasser und Kamelmilch. Wohin ich plötzlich verschwunden bin? Hm, darüber rede ich äußerst ungern. Behalte es bitte für dich. Weißt du, der lange Abend, Adrenalin mit vierhundert Oktan und der Alkohol dazu. Ich war extrem animiert, aber auch vollkommen hinüber. Kennst du das? Du möchtest am liebsten schlafen, aber das ist genau das, was du am wenigsten kannst. Im Gegenteil, dein Geist tanzt.
    Also ging ich mit zu meinen Nachbarn, die übrigens auch etwas gekauft haben. Diesen komischen Schrank mit Innenleben. Du kennst doch meine Nachbarn? Sehr schwule und sehr nette Jungs. Der eine war überzeugt, dass ich einer von ihnen bin. Nach diesem Erlebnis kann ich nur sagen: Bin ich definitiv nicht. Nicht, dass ich prüde wäre. Aber ich ziehe aus allerlei guten Gründen Frauen vor. Oh, danke. So schnell. Sagen Sie, wo ist Andrea? Verdammt, das Mädchen, das hier sonst bedient hat. Gekündigt? Aber warum denn? Todesfall in der Familie, aha. Aber deswegen kündigt man doch nicht. Okay, schon gut. Sie können mir schon mal ein neues Bier anzapfen. Danke. Ja. Vielen Dank! Himmel, wo haben sie denn die aufgetan. Die muss bislang auf einem Melkschemel zu Hause gewesen sein.
    Jedenfalls waren wir verdammt gut, mein Lieber. Hast du die Zeitung gesehen? Kröte und Künstler vor dem Flieger, Künstler und Manager vor dem Flieger, Flieger allein. Wieso eigentlich Flieger? Alle nannten das Ding so. Wirk lich toll, dass du den noch zusammengezimmert hast. War so etwas wie das Zentrum der Ausstellung. Was? Emily? Das ist nicht dein Ernst. In der ganzen Stadt gibt es kein derartiges Auto. Ein Foto? Na schön. Gut. Hat ja niemand gemerkt. Aber deine Ethik hat offenbar einen ganz schönen Knacks bekommen. Jetzt ist Schluss damit, ja? Ich als neugeborener Impresario möchte nicht schon zu Beginn meiner Laufbahn in einen Riesenskandal verwickelt werden. Hast du dir übrigens schon Gedanken gemacht, wie du mich bezahlen willst? Ich plane eine große Sache in der Landeshauptstadt. Allerdings musst du vorher noch fleißig sein. Wie viele Skulpturen hast du auf Lager? Zwei, hm. Ich brauche mindestens zwanzig. Schaffst du das in drei Monaten? Ich habe die Stadthalle im Auge, und die ist ziemlich groß. Ja ja, schon gut. Lass uns über etwas anderes reden. Die Geschäfte besprechen wir dann morgen. Ach scheiße, ja. Also übermorgen.
    Hast du von Wilmas Mann gehört? Na, der Verrückte, der eines Tages auszog, das Fürchten zu lernen. Nein? Der Knabe hat im letzten Frühling Familie, Beruf und Wohnsitz aufgegeben und sich in einem Tal niedergelassen. Mitten in der Natur. Alte Indianerseele, hau! Hat da in einer Art Hütte gehaust, hin und wieder bei Bauern gearbeitet und ansonsten sein empfindsames Herz betrachtet. Vermute ich. Neulich stürmte es dort oben in den Bergen ein wenig, und ein riesige r, altersschwacher Baum beschloss, zur Quelle
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