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Variationen zu Emily

Variationen zu Emily

Titel: Variationen zu Emily
Autoren: Jürgen Saarmann
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allein gewesen ... aber ich spielte nur eine Nebenrolle ... er entzog sich mir ... ging zu Tom ... ich dachte: nicht, nicht ... glitt ihm auf den Schoß ... nahm seine Hand und legte sie sanft darauf ... Tom war sichtlich erregt ... jeder hat eine homoerotische Ader ... aber ich glaube nicht, dass ihm das gefiel ... dass er Freude an der Rolle hatte ... er mag uns ... und er ist sehr höflich ... er konnte nicht einfach aufspringen ... er spielte notgedrungen mit ... sehr fair, dieser Tom ... wirklich ein feiner Kerl ... er wollte niemanden verletzen ... aber er wollte weg ... also bewegte er leicht seine Hand ... so aus dem Handgelenk ... und Jack, der sicherlich von vollständiger Hingabe träumte ... von einer besonderen, langen Nacht ... er war so aufgeladen, dass er viel zu schnell kam ... Tom schaute auf seine Hand, die eine Menge abbekommen hatte ... und sagte ruhig: nun gut, Jungs ... Jack sprang auf, schaute erschreckt auf Tom herab ... dann war er weg ... ich hörte, wie sich der Schlüssel im Schloss der Schlafzimmertür drehte ... Tom wischte sich die Hand an der Hose ab ... lächelte unglücklich ... also, Henry, ich gehe mal schlafen ... ich brachte ihn noch zur Tür ... ich wusste nicht, was ich sagen sollte ... also, gute Nacht ... dann war auch er weg ... ich hörte Jack schluchzen ... mein Herz war wie ein Granattrichter ... ich weinte ein wenig ... räumte die Gläser weg ... und legte mich dann auf das Sofa vor dem Fernseher ... was für ein Fiasko ... und man hätte alles voraussehen können ... wenn Jack mir noch so vertraut hätte wie früher ... er hätte auf mich gehört ... ich hatte versucht, ihn zu warnen ... ich schlief dann ein ... voller Mitleid und Angst ... ich träumte von einem düsteren Raum ... in der Mitte ein Tisch mit einer Schale ... darin lag ein silbriger Fisch, der um sich schlug ... es war kein Wasser darin ... ich wollte helfen ... Wasser herbeiholen ... es musste doch ein Bad geben ... aber ich kam nicht aus dem Raum ... ich fand keine Tür ... der Fisch schlug mit seinem schönen glitzernden Körper gegen die Wände seines Gefängnisses ... plötzlich schnellte er heraus und landete auf dem Boden ... zuckte noch ein paarmal ... und lag dann still da ... ich war so erschrocken, dass ich erwachte ... die Schlafzimmertür stand offen ... das Bett war leer ... ein nasses Kopfkissen ... das Laken zerwühlt ... ich hatte ihn in seinem Kummer alleingelassen ... geschlafen, während er mit seinem Leid rang ... das Haushaltsgeld fehlte ... er war gegangen ... und ich warte mit Humphrey Bogart auf ihn ... er hat kein Feuer entzünden können ... auch Tom hat nur gelöscht ... wie traurig das ist ... ich war schon bei Tom ... da war er nicht ... Tom war völlig verkatert ... bot mir einen Tee an ... dabei sah er aus, als bräuchte er selbst einen ... wollte suchen helfen ... aber wo sollten wir suchen ... ich habe keine Ahnung, wohin er gegangen sein könnte ... ich verabschiedete mich schnell von ihm ... er konnte ja nichts dafür ... er war nur das Werkzeug gewesen ... das Mittel zur Trennung ... auf die eine oder die andere Weise ... ich weiß, dass Jack das nicht geplant ... oder überhaupt gewollt hat ... aber er konnte einfach nicht anders ... es ist ja oft so ... wir tun etwas ... und wenn die Reaktion eintritt, stellen wir fest ... dass wir sie uns tief innen genauso gewünscht haben ... das ist nicht unehrlich ... der Wunsch ist einfach noch nicht auf der hell beleuchteten Bühne eingetroffen ... verhält in den dunklen Kulissen unseres Geistes ... es ist, als würde uns etwas steuern ... von außen ... dabei ist es schon längst in uns angelegt gewesen ... und wir wussten es nicht ... dieser entsetzte Blick ... die Demütigung ... vor mir ... was müssen das für Stunden gewesen sein ... bestimmt wird er wiederkommen ... er hat hier seine Arbeit ... seine ganzen Sachen sind noch da ... sogar der Schild, den er aus Papua-Neuguinea mitgebracht hat ... davon würde er sich nie trennen ... die einzige Reise mit seinem Vater ... davon erzählte er gern ... dass die Menschen in diesem Land vierhundert verschiedene Sprachen haben ... in jedem Dorf eine neue ... und dass er einmal von einer Hügelkuppe aus ... bequem zurückgelehnt in einem Geländefahrzeug ... den Krieg zweier Stämme miterlebt hat ... wie in Neandertal, hatte er gesagt ... Keulen, Speere und Knochenmesser ... wild bemalt und mit Staub geschminkt, die kleinen Kerle ... ansonsten wohl weitgehend nackt ... ihm
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