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Vampirgeflüster

Vampirgeflüster

Titel: Vampirgeflüster
Autoren: Charlaine Harris
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Tränen auszubrechen.
    Ein Glück, dachte ich nach diesem Gespräch erleichtert, dass ich meine persönlichen Gefühle zurückgestellt und Tanya angerufen hatte. Es war genau das Richtige gewesen. Sams Mutter war niedergeschossen worden, nur weil sie war, was sie war - na, wenn das meine Abneigung gegen Tanya Grissom nicht gründlich relativierte.
    An diesem Abend fiel ich geradezu ins Bett und habe mich danach vermutlich nicht einmal mehr gerührt.
    Ich war sicher gewesen, dass die Wärme, die mich seit Sams Anruf durchflutete, mich durch den nächsten Tag tragen würde, doch der Morgen begann schlecht.
    Sam hatte einen Überblick über all seine Vorräte und bestellte den Nachschub natürlich immer selbst. Aber leider hatte er - im Moment ebenso natürlich - vergessen, mir zu sagen, dass er eine Lieferung Bierfässer erwartete. Ich bekam einen Anruf von dem Lastwagenfahrer Duff und musste aus dem Bett springen, um schnellsten ins Merlotte's zu fahren. Auf dem Weg zur Tür hinaus sah ich im Augenwinkel das Blinken meines Anrufbeantworters, den ich gestern Abend aus lauter Müdigkeit nicht mehr abgehört hatte. Aber jetzt hatte ich keine Zeit, mir über entgangene Nachrichten Gedanken zu machen. Ich war bloß froh, dass Duff überhaupt auf die Idee gekommen war, mich anzurufen, nachdem bei Sam keiner aufgemacht hatte.
    Ich schloss die Hintertür des Merlotte's auf, und Duff rollte die Fässer hinein und verstaute sie dort, wo sie hingehörten. Leicht nervös unterschrieb ich für Sam. Als das erledigt war und der Lastwagen gerade vom Parkplatz fuhr, kam Sarah Jen, die Postbotin, mit der Geschäftspost fürs Merlotte's und Sams Privatbriefen. Sie hatte (schon) gehört, dass Sams Mutter im Krankenhaus lag, aber ich fand nicht, dass ich sie auch noch über die Umstände aufklären musste. Das war Sams Angelegenheit. Aber Sarah Jen wollte ohnehin vor allem loswerden, wie wenig es sie wundere, dass Sam ein Gestaltwandler war, denn sie habe sich immer schon gedacht, dass etwas Seltsames um ihn sei.
    »Er ist ein netter Kerl«, fügte Sarah Jen eilig hinzu. »Nicht, dass wir uns falsch verstehen. Nur... eben etwas seltsam. Ich war kein bisschen überrascht.«
    »Wirklich? Er sagt auch immer so nette Sachen über Sie«, erwiderte ich zuckersüß und sah zu Boden, um meinen banalen Worten Bedeutung zu verleihen. Ich konnte die Freude, die Sarah Jens Gedanken durchflutete, so deutlich wahrnehmen, als hätte sie mir ein Bild gemalt.
    »Er ist stets so höflich.« Sie sah in Sam plötzlich einen höchst einfühlsamen Mann. »Nun, ich muss weiter und meine Runde beenden. Wenn Sie mit Sam sprechen, sagen Sie ihm, ich denke an seine Mutter.«
    Als ich Sams Post auf seinen Schreibtisch legte, rief Amelia aus der Versicherungsagentur an und erzählte mir, dass Octavia bei ihr telefonisch nachgefragt habe, ob eine von uns beiden sie zu Wal-Mart fahren könnte. Octavia, die den Großteil ihrer Sachen im Hurrikan Katrina verloren hatte, saß zu Hause ohne Auto fest.
    »Du wirst sie in deiner Mittagspause hinfahren müssen«, erwiderte ich und konnte mich kaum zurückhalten, Amelia anzublaffen. »Ich bin vollauf beschäftigt heute. Und da taucht schon das nächste Problem auf«, sagte ich, als ein Auto neben meinem auf den Stellplätzen für Angestellte parkte. »Bobby Burnham, Erics Mann für tagsüber, beehrt mich.«
    »Oh, was ich dir noch erzählen wollte. Octavia sagt, Eric habe schon zweimal versucht, dich zu Hause anzurufen. Also hat sie Bobby schließlich gesagt, wo du heute Morgen bist«, erzählte Amelia. »Sie meinte, es sei vielleicht wichtig. Du Glückliche. Okay, dann kümmere ich mich also um Octavia. Irgendwie.«
    »Gut«, erwiderte ich und versuchte, meine Schroffheit nicht zu sehr nach außen zu kehren. »Wir sprechen uns später.«
    Bobby Burnham stieg aus seinem Chevy Impala und kam zu mir ins Büro. Sein Boss Eric Northman und ich waren durch eine höchst komplizierte Beziehung aneinander gebunden, die nicht allein auf unserer gemeinsamen Vergangenheit beruhte, sondern auch darauf, dass wir mehrmals das Blut des anderen gehabt hatten.
    Was übrigens nie eine wohlüberlegte Entscheidung meinerseits gewesen war.
    Bobby Burnham war ein Arschloch. Ob Eric ihn vielleicht im Ausverkauf ergattert hatte?
    »Miss Stackhouse«, begann er und trug die Höflichkeit ganz dick auf. »Mein Meister bittet Sie, heute Abend zu einem netten Beisammensein mit dem Lieutenant des neuen Königs ins Fangtasia zu kommen.«
    Das war nicht
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