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Vampirgeflüster

Vampirgeflüster

Titel: Vampirgeflüster
Autoren: Charlaine Harris
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schrecklich, weil ich nur so wenige Verwandte hatte, und dass ich nie wieder mit ihm sprechen würde. Aber ich konnte die Worte einfach nicht herausbringen.
    »Und was ist mit Dermot?«, fragte ich stattdessen.
    »Wir können ihn nicht finden«, sagte Niall. »Wenn er gestorben ist, wurde er irgendwo unbemerkt zu Staub. Wenn er noch lebt, verhält er sich sehr klug und ruhig. Wir werden weiter nach ihm suchen, bis das letzte Portal geschlossen ist.«
    Ich hoffte inbrünstig, dass Dermot sich auf der Elfenseite dieser Tür befand.
    Und dann kam Jason herein.
    Mein Urgroßvater - unser Urgroßvater - sprang auf. Doch er fasste sich schnell wieder. »Du musst Jason sein«, sagte er.
    Jason starrte Niall mit ausdrucksloser Miene an. Seit Mels Tod war mein Bruder nicht mehr er selbst. In derselben Ausgabe unserer Lokalzeitung, die den Artikel über den schrecklichen Mord an Tray Dawson gebracht hatte, stand auch ein Bericht über das Verschwinden von Mel Hart. Es herrschte weitgehend Übereinstimmung darüber, dass die zwei Ereignisse irgendwie miteinander zusammenhängen könnten.
    Ich hatte keine Ahnung, wie die Werpanther den Vorgang hinter Jasons Haus vertuscht hatten, und wollte es auch gar nicht wissen. Und wo Mels Leiche war, wusste ich auch nicht. Vielleicht war sie gefressen worden, vielleicht lag sie aber auch am Grund von Jasons Teich. Oder irgendwo im Wald.
    Zuletzt hatte ich gehört, dass Jason und Calvin der Polizei erzählt hatten, Mel sei allein zur Jagd gegangen und habe seinen Pick-up vor einem Jagdrevier abgestellt, für das er einen Erlaubnisschein besaß. Auf der Ladefläche des Pick-up waren einige Blutflecken gefunden worden, die bei der Polizei den Verdacht aufkommen ließen, Mel hätte möglicherweise etwas mit dem Mord an Crystal Stackhouse zu tun. Und Andy Bellefleur hatte sogar schon einmal laut geäußert, dass es ihn gar nicht wundern würde, wenn der gute alte Mel sich irgendwo draußen im Wald umgebracht hätte.
    »Ja, ich bin Jason«, sagte mein Bruder langsam. »Und du musst... mein Urgroßvater sein.«
    Niall neigte den Kopf. »Das bin ich. Ich bin gekommen, um mich von deiner Schwester zu verabschieden.«
    »Aber von mir nicht, wie? Ich bin nicht gut genug.«
    »Du bist Dermot zu ähnlich.«
    »So 'n Quatsch.« Jason warf sich aufs Fußende des Bettes. »Dermot kam mir gar nicht so schlimm vor, Urgroßvater . Der ist wenigstens gekommen, um mich vor Mel zu warnen und mir zu sagen, dass Mel meine Frau umgebracht hat.«
    »Nun ja«, sagte Niall unbestimmt. »Dermot mag dir wegen eurer Ähnlichkeit entgegengekommen sein. Dann weißt du wohl auch, dass er beim Mord an euren Eltern behilflich war?«
    Jetzt starrten wir Niall beide an.
    »Soweit ich weiß, haben die Wasserelfen aus Breandans Gefolge den Pick-up in das strömende Wasser gelockt. Doch nur Dermot war in der Lage, die Autotür zu berühren und eure Eltern herauszuholen. Und die Wassernymphen haben sie dann in die Tiefe hinabgezogen.«
    Ich schauderte.
    »Na, dann ist ja gut, dass du dich verabschiedest«, sagte Jason. »Ich bin froh, dass du verschwindest. Hoffentlich kommst du nie wieder, kein einziger von euch Elfen.«
    Schmerz durchzuckte Nialls Gesicht. »Wenn du es so empfindest, kann ich es nicht ändern. Ich wollte nur meine Urenkelin kennenlernen. Doch ich habe Sookie nichts als Kummer bereitet.«
    Ich wollte schon protestieren, doch dann erkannte ich, dass er die Wahrheit sagte. Allerdings nicht die ganze Wahrheit.
    »Du hast mir auch die Gewissheit gegeben, dass ich eine Familie habe, die mich liebt«, erwiderte ich, und Jason schnaubte. »Du hast mir Claudine als Schutzengel gesandt, und sie hat mir mehr als einmal das Leben gerettet. Ich werde dich vermissen, Niall.«
    »Der Vampir ist kein schlechter Mann, und er liebt dich«, sagte Niall und stand auf. »Adieu.« Er beugte sich übers Bett und gab mir einen Kuss auf die Wange. Es lag Kraft in seiner Berührung, und plötzlich fühlte ich mich besser. Bevor Jason sich wehren konnte, hatte Niall auch ihn auf die Stirn geküsst, und Jasons Anspannung wich von ihm.
    Und dann war mein Urgroßvater entschwunden, noch ehe ich ihn fragen konnte, welchen Vampir er gemeint hatte.
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