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Vampirgeflüster

Vampirgeflüster

Titel: Vampirgeflüster
Autoren: Charlaine Harris
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mein Nachthemd hochgezogen hatte, war so schrecklich gewesen, dass ich kein Bedürfnis hatte, mich noch näher zu betrachten.
    Mit der Akkuratesse einer Krankenschwester zog Eric die Decke zurück. Ich trug ein typisches Krankenhaushemd - eigentlich würde man sich ja wünschen, ein Krankenhaus für Supras ließe sich etwas Exotischeres einfallen -, und es war mir natürlich bis über die Knie hochgerutscht. Meine Beine waren übersät mit Bisswunden - tiefen Bisswunden. Und an einigen Stellen klafften sogar richtige Löcher im Fleisch. Ich musste beim Anblick meiner Beine unwillkürlich an den › Weißen Hai ‹ denken.
    Dr. Ludwig hatte die schlimmsten Wunden verbunden, und die weiße Gaze verbarg sicher so einige fachgerechte Nähte. Eine ganze Weile stand Eric reglos da. »Zieh das Nachthemd hoch«, sagte er dann. Doch als er merkte, dass meine Hände und Arme dazu zu schwach waren, tat er es selbst.
    Die Weichteile hatten den Elfen am besten gefallen, daher wurde es jetzt richtig unerfreulich, oder besser gesagt abscheulich. Nach einem flüchtigen Blick konnte ich nicht mehr hinsehen. Ich hielt die Augen fest geschlossen, wie ein Kind, das in einen Horrorfilm geraten ist. Kein Wunder, dass ich so entsetzliche Schmerzen hatte. Ich würde nie mehr derselbe Mensch sein wie zuvor, weder geistig noch körperlich.
    Nach einer Weile deckte Eric mich wieder zu. »Ich bin in einer Minute zurück«, sagte er, und ich hörte ihn das Zimmer verlassen. Er kam umgehend zurück, mit einigen Flaschen TrueBlood, die er neben dem Bett auf den Boden stellte.
    »Rutsch rüber«, sagte er, und ich sah ihn verwirrt an. »Rutsch rüber«, wiederholte er ungeduldig. Dann erst merkte er, dass ich dazu nicht in der Lage war. Er schob mir den einen Arm unter den Rücken und den anderen unter die Knie und hob mich mühelos an den Rand des Bettes. Zum Glück war es viel breiter als ein normales Krankenhausbett, so dass ich mich nicht auf die Seite drehen musste, um Platz für ihn zu machen.
    »Ich werde dich nähren«, sagte Eric.
    »Was?«
    »Ich werde dir mein Blut geben. Sonst wird es Wochen dauern, bis deine Wunden verheilen. So viel Zeit haben wir nicht.«
    Er klang so forsch und sachlich, dass ich mich endlich entspannte. Mir war gar nicht aufgefallen, wie furchtbar angespannt ich gewesen war. Eric biss sich ins Handgelenk und hielt es mir vor den Mund. »Hier«, sagte er, als wäre es keine Frage, dass ich es nehmen würde.
    Den anderen Arm schob er mir unter den Nacken und hob damit meinen Kopf an. Es würde weder amüsant noch erotisch werden, hier ging es nicht um kleine neckische Bisse beim Sex. Und einen Augenblick lang wunderte ich mich über meine widerstandslose Einwilligung. Doch Eric hatte gesagt, dass wir keine Zeit hätten. In gewisser Weise verstand ich, was das hieß. Andererseits aber war ich zu schwach, um in dem Zeitfaktor mehr als eine flüchtige und fast bedeutungslose Tatsache zu sehen.
    Ich öffnete den Mund und schluckte. Meine Schmerzen waren so groß, und ich war so entsetzt über meine Wunden, dass ich nicht lange nachdachte, ob es auch klug sei, was ich da tat. Ich wusste, wie schnell die Wirkung des Vampirbluts eintreten würde. Sein Handgelenk heilte schon wieder, und er musste es erneut öffnen.
    »Willst du das wirklich tun?«, fragte ich, als er sich zum zweiten Mal biss. Meine Kehle zog sich vor Schmerz zu, und ich bedauerte sofort, einen ganzen Satz ausgesprochen zu haben.
    »Ja«, sagte er. »Ich weiß, wie viel zu viel ist. Und ich habe ausreichend Blut getrunken, ehe ich hierherkam. Du musst wenigstens transportfähig sein.« Eric verhielt sich derart pragmatisch, dass ich mich schon ein wenig besser zu fühlen begann. Mitleid hätte ich nicht ertragen.
    »Transportfähig?« Die Vorstellung erfüllte mich mit Angst.
    »Ja. Breandans Gefolgsleute können - werden - jeden Augenblick dieses Haus hier finden. Sie folgen dir jetzt anhand deines Geruchs, denn du hast den Duft der Elfen an dir, die dich misshandelt haben. Und sie wissen jetzt, dass Niall dich so sehr liebt, dass er Angehörige seines eigenen Volkes für dich tötet. Es wäre ihr höchstes Glück, dich aufzuspüren.«
    Bei der Aussicht auf noch mehr Schwierigkeiten hörte ich auf zu trinken und begann zu weinen. Eric strich mir sanft über die Wangen, sagte aber: »Nicht weinen. Du musst stark sein. Ich bin sehr stolz auf dich, weißt du das?«
    »Warum?« Ich zog sein Handgelenk an meinen Mund und trank wieder.
    »Du bist noch ganz. Du
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