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VAMPIRE SOULS - Böses Blut: Roman (German Edition)

VAMPIRE SOULS - Böses Blut: Roman (German Edition)

Titel: VAMPIRE SOULS - Böses Blut: Roman (German Edition)
Autoren: Jeri Smith-Ready
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herum. Ihre dunkelbraunen Augen, betont von schwarzem Lidstrich, schießen böse Blicke wie Blitze hinterher.
    David und ich sitzen uns an meinem Schreibtisch gegenüber. Der Blick, den wir tauschen, verrät die gemischten Gefühle, die uns beide umtreiben: Erleichterung und Verwirrung. In genau dem Augenblick, als Shane dann um drei Uhr in der Früh mit seiner Show Whatever (klar, Oasis lässt grüßen!) auf Sendung geht, ist der religiöse Spuk vorbei. Vielleicht stimmt’s, und Regina war wirklich das Ziel des Angriffs und nicht der ganze Sender.
    Aus der Box an der gegenüberliegenden Wand, die gleich unter dem präparierten Hirschkopf mit Geweih hängt, dröhnt Rob Zombies Dragula . Ich lächele. In Gedanken gebe ich Shane jedes Mal einen Extrapunkt, wenn er etwas auflegt, das erst nach seinem Tod erschienen ist. Dass unsere Moderatoren ihrer Lebenszeit verhaftet bleiben, ist kein Werbetrick, sondern trauriger, alles bestimmender Fakt ihres Nicht-Lebens.
    Über meinem Schreibtisch hängt ein Poster von einem der Auftritte unserer DJs. Alle sechs sind darauf zu sehen: in der Kleidung ihrer Lebzeiten und mit der Ausstrahlung des Lebensgefühls ihrer Ära. Monroe, der Bluesmusiker der 1940er Jahre, daneben Spencer, der Vertreter des Rockabilly der 1950er, und Jim, der die dunkle, psychedelische Seite der 1960er verkörpert, sodann Noah, der mit seinen Dreadlocks den Reggae der 1970er repräsentiert, und Regina, die Punk/Goth-Braut der 1980er (und die Einzige, der man vom Aussehen her abnimmt, tatsächlich ein Vampir zu sein) sowie der jüngste der sechs, Shane, dessen Sendung das 20. Jahrhundert mit all den Musikrichtungen abrundet, die Shanes strengen Generation-X-Authentizitätstest bestehen.
    »Dann werden die Bibel-Freaks uns also nicht den lieben langen Tag mit ihren Sprüchen traktieren.« Kläglich scheitere ich in dem Versuch, ein Gähnen zu unterdrücken. »Das ist doch gut, oder nicht?«
    »Gut für alle anderen außer für mich!« Heftig zerrt Regina an der Silberkette, die an einer ihrer Gürtelschlaufen baumelt, und wickelt sich die Kette wie einen Rosenkranz um die Finger. »Und was ist mit mir?«
    »Vielleicht war es nur eine einmalige Aktion.« David hält einen Computerausdruck hoch. »Vielleicht hat die FCC den Sender ja auch schon aus dem Verkehr gezogen.«
    Regina verzieht mürrisch das Gesicht und durchbohrt David mit einem vernichtenden Blick. »Nenn mir nur ein Beispiel, wann eine Bundesbehörde derart effizient funktioniert hat, ein einziges!«
    »Das Timing könnte Zufall sein, nur eine Koinzidenz, keine Kausalität«, werfe ich ein.
    »Exakt zu Mitternacht an Halloween? Verarschen kann ich mich allein!«
    Die Arme vor mir auf dem Schreibtisch verschränkt, werfe ich einen Blick auf die Uhr. Sie steht auf dem gemauerten Kaminsims gleich neben mir und verrät mir Schreckliches. Stöhnend lege ich den Kopf auf die Arme: In fünf Stunden muss ich schon wieder hier sein. Dann beginnt mein nächster Arbeitstag. Zweifellos wird Franklin darauf bestehen, beim Beschwichtigen der Wutausbrüche sich geprellt fühlender Werbekunden Hilfe meinerseits zu bekommen.
    David zeigt Regina die unterschiedlichen Anträge zur Genehmigung der Umsetzeraufstellung von FAN, unserem religiösen Rivalen, die bei der FCC als zuständiger Behörde eingereicht wurden. Dabei zeigt sich nämlich, dass es nur ein einziges Mal zu einer Überschneidung mit einer bereits belegten Frequenz gekommen ist (nämlich mit unserer) und auch nur ein einziges Mal genaue Koordinaten für die Positionierung eines Umsetzers fehlen. Dass da etwas faul ist im Staate Dänemark, kann man problemlos riechen.
    Ich lege das Kinn auf die verschränkten Arme. »Hat eigentlich schon mal jemand vorher was von diesem Family Action Network gehört?«
    David nickt. »Sendet religiöse Talk-Formate und die Nacht über Musikprogramme. Letztes Jahr habe ich läuten hören, der Sender sei pleitegegangen. Aber den Berichten der FCC nach expandiert FAN gerade.«
    Regina zieht die Nase hoch. »Jemand pumpt da Geld rein. Und es ist so sicher wie das Amen in der Kirche, dass es dabei nicht ums Münzgeld aus dem Klingelbeutel geht!«
    Rob Zombies harte Industrial-Riffs gehen über in das launige Klavierspiel von Tori Amos in Happy Phantom .
    Ich stehe mühsam auf. »Ob hinter dieser Piraterie Absicht steckt oder nicht: Es ist vorbei. Ich jedenfalls gehe jetzt nach Hause und schlafe noch eine Runde.« Ich schlurfe über den naturbelassenen Parkettboden des Büros
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