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VAMPIRE SOULS - Böses Blut: Roman (German Edition)

VAMPIRE SOULS - Böses Blut: Roman (German Edition)

Titel: VAMPIRE SOULS - Böses Blut: Roman (German Edition)
Autoren: Jeri Smith-Ready
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auf die Tür zu. Denn ich bin viel zu müde, um noch anständig die Füße zu heben. Ich greife mir meine Jacke, die am Garderobenständer hängt – der, momentan zumindest, nichts anderes ist als die Hand eines lebensgroßen Elvis-Aufstellers aus Pappe.
    Da wird Tori mitten im Song abrupt unterbrochen.
    »Wie alle Trugbilder, die uns Satan vorgaukelt, ist auch Halloween ein fein gewebtes Lügengespinst.« Beim letzten Mal hat der Radiomoderator von FAN wütend gezetert; jetzt ist seine Stimme sanft und einschmeichelnd. »Es ist einfach, uns damit zu narren, uns glauben zu machen, Halloween könne unseren Kindern keinen Schaden zufügen …«
    David, Regina und ich starren einander an.
    Während wir völlig baff sind, fährt der Sprecher ungerührt fort und sagt schließlich: »Gott sagt uns im Deuteronomium, im fünften Buch Mose …«
    »Oh nein«, entfährt es mir, und ich fasse mir an die Stirn, »jetzt kommt das mit dem Feuer!«
    »› … darf sich niemand finden, der seinen Sohn oder seine Tochter durchs Feuer gehen lässt, keiner der Wahrsagerei, Zeichendeuterei, Geheimkünste, Zauberei betreibt …‹«
    »Woher hast du gewusst, was er sagen würde?«, fragt mich Regina.
    »Die ersten sechzehn Jahre meines Lebens wurde ich tagein, tagaus in dem Zeug gebadet, um nicht zu sagen: ertränkt, okay?«
    Der Ton, in dem der Sprecher seine Predigt fortführt, klingt jetzt wieder deutlich schärfer: »›Denn ein Gräuel für Jahwe ist jeder, der solches tut.‹« Ich kann förmlich hören, wie sein Geifer auf das Mikrofon tropft. »Mit Gott, ihr Hörer, streitet man nicht und man deutelt nicht an Gottes Wort! Wollt ihr eure Kinder durchs Feuer gehen lassen? Wollt ihr das?«
    Das Telefon klingelt.
    »Anruf auf der Studio-Leitung«, erklärt uns David.
    Das Klingeln erstirbt, was bedeutet, dass Shane den Hörer abgenommen hat. Zweifellos hört er die schlechte Nachricht jetzt gerade von einem seiner Hörer. Zu dritt hasten wir die Treppe hinunter, durch die Lounge für Moderatoren und sonstige Angestellte des Senders und durch die Tür in den Gang zu den Studios, über der rot die Anzeige AUF SENDUNG leuchtet.
    Nach rechts geht es zur Wohnstatt der Vampire. Den Zutritt verwehrt eine ziemlich dicke Stahltür, auf der obendrein und damit ganz unmissverständlich ein Schild mit der fetten roten Aufschrift ZUTRITT VERBOTEN prangt. Geradeaus befindet sich das Studio mit dem ganzen Equipment, das unsere DJs für ihre Sendungen brauchen: Plattenspieler, Kassettenrekorder, CD-Player. Manches davon stammt sogar aus den fernen 1940er Jahren, um die richtige ›Arbeitsplatzatmosphäre‹ für die älteren Moderatoren herzustellen.
    Außerdem ist in dem Studio ein Vampir kurz vor dem Ausrasten.
    Während er noch telefoniert, bemerkt Shane uns und hebt einen Finger. Er spricht in die Muschel. Seine Hand auf dem Tisch ist zur Faust geballt, und die Augen sind zu schmalen Schlitzen verengt.
    Mit Vehemenz legt er einen Schalter auf dem Mischpult um, knallt den Hörer auf die Gabel. Mit wenigen Riesenschritten ist er an der Studiotür und reißt sie auf.
    »Was für eine abgefuckte Nummer läuft hier eigentlich?«, verlangt er von uns zu erfahren. »Ich dachte, nach Reginas Sendung hätte sich der Scheiß gehabt!«
    Selbstgefällig und plötzlich die Ruhe in Person meint Regina: »Na, dann weißt du ja jetzt auch, wie sich das anfühlt!«
    »Jetzt verstehe ich gar nichts mehr!« David reibt sich über die Narbe an der rechten Halsseite. Mir sagt das, dass sein Stresslevel gerade neue Höhen erklimmt. »Warum haben sie uns genau einen Song senden lassen, nur um uns dann wieder zu unterbrechen?«
    Die anderen diskutieren unsere nächsten Schritte – was hauptsächlich bedeutet: David und Shane versuchen, Regina davon zu überzeugen, dass Gewalt keine Lösung ist. Meine Gedanken hingegen gehen auf Wanderschaft, während ich der federleichten Melodie zuhöre und dem Text, mit dem Tori Amos ihr Publikum live zum Lachen bringt. Ich frage mich, was Melodie und Text mit der Musik gemein haben, die während Reginas Sendung lief.
    Shanes Blick huscht hinüber zum Mischpult. Sein sechster Sinn als DJ lässt ihn das Studio betreten, noch bevor der laufende Song zu Ende ist. Schon ist Shane am CD-Player. Da trifft mich die Erkenntnis wie ein Blitz.
    »Warte!« Ich stürze ins Studio. »Was ist der nächste Track?«
    »Kate Bushs Under Ice .« Shane lässt sich in den Sessel vor dem Mischpult fallen und justiert das Mikro nach. »Warum fragst
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