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Vampirdämmerung / Roman

Vampirdämmerung / Roman

Titel: Vampirdämmerung / Roman
Autoren: Sharon Ashwood
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seinem kurzen Leben hatte er bisher nichts außer Freundlichkeit und Güte kennengelernt. Constance hatte ihn zu gut beschützt.
    Atreus warf einen Seitenblick zu Reynard, ehe er sich dem Jungen zuwandte. »Es gibt keinen Ort, an den du fliehen könntest. Hör nicht auf Constance, mein Junge. Deine oberste Pflicht ist, mir zu gehorchen.«
    Atreus schlägt sich auf die Seite der Wachen!
Im ersten Moment war Constance vor Schreck sprachlos. Es kam ihr vor, als hätte sich das Universum verschoben, als würden die Sterne und Planeten durcheinanderwirbeln.
Zum Teufel mit ihnen!
Sie preschte nach vorn, packte Sylvius’ Arm und riss ihn zur Tür herum. Leider war sie nicht schnell genug. Die Wächter umringten sie und bildeten eine undurchdringliche Formation um sie herum.
    »Constance!«, rief Atreus.
    Sie ignorierte ihn und zog ihr Messer. Jahrhundertelanger Gehorsam hatte ihr nicht den Instinkt austreiben können, ihr Kind zu verteidigen.
    »Constance!«
Atreus brüllte, doch seine Stimme prallte einfach an ihr ab, bar jeder Bedeutung.
    »Man sagt von jeher, dass es die Frauen sind, die den Haushalt beherrschen«, bemerkte Reynard trocken.
    »Lass mich mit ihr kämpfen!«, schlug ein großer tätowierter Wächter namens Bran vor. »Sie sieht mir recht lebhaft aus.«
    »Ruhe, Bran!«, wies Reynard ihn an. »Wir sind als Ehrenmänner hergekommen.«
    Bran schloss den Mund, doch seine Miene löste bei Constance eine Gänsehaut aus. Sie versuchte, Sylvius mit ihrem Körper vor den Wachen abzuschirmen, nur kamen sie von allen Seiten auf sie zu, so dass es ihr unmöglich war. Dennoch würde sie auf jede erdenkliche Weise kämpfen. Keine Regeln. Hier stand ihre Familie,
ihr Kind
auf dem Spiel. Constance bleckte die Zähne – ihre verhassten Vampirzähne, und fauchte.
    »Sie kann euch nichts tun«, versicherte Reynard seinen Wächtern. »Sie hat noch nie Blut gekostet und verfügt über kaum mehr als menschliche Kräfte.«
    Aber ich bin eine Mutter. Unterschätzt niemals Mütter!
    Ein warzengesichtiger Wächter versuchte, an ihr vorbei nach Sylvius zu greifen. Constance hörte, wie Sylvius sich bewegte, fühlte seine feste Gestalt, die gegen sie prallte. Er war jung und stark, doch bezweifelte Constance, dass er jemals jemanden geschlagen hatte.
Er hätte Brüder gebraucht, wie ich sie hatte.
    Der Wächter wagte sich abermals vor, und ohne Skrupel hieb sie mit der Klinge nach ihm. Als er seinen Arm zurückzog, war er überströmt von Blut, das ihm über die lange grüne Tunika lief. »Reißzahnige Hure!«
    Viktor knurrte. Er reagierte entweder auf das Blut oder auf die zornigen Worte, riss sich von Bran los, der ihn am Nackenhaar gehalten hatte, und mischte sich ins Getümmel, um den Wächter mit seinen Fängen zu packen.
    »Atreus, bändige deine Untergebenen!«, befahl Reynard.
    »Constance!«
Atreus schnippte mit den Fingern, worauf Fäden von seinem Ärmelsaum aufflogen wie kleine Rauchfähnchen.
    Ein unsichtbares Gewicht wirbelte auf Constance zu und schleuderte sie gegen die Mauer hinter ihr. Sie prallte hauptsächlich mit dem Rücken auf, so dass ihre Arme und Beine hilflos aufflogen wie die Gliedmaßen von Viktors Spielzeug. Das Messer fiel ihr aus der Hand, was sie kaum registrierte. Ihre Rippen fühlten sich an, als wären sie nach innen gebogen worden, quetschten ihr den Brustkorb zusammen und drückten alle Luft aus ihrer Lunge. Constance wurde eins mit dem Stein, sank für einen Sekundenbruchteil in ihn hinein, ehe ihr klar wurde, dass es ihre Knochen waren, die nachgaben.
    Einen Moment später sackte sie auf den Boden, wo sie darauf wartete, dass die Schmerzwellen über sie hereinbrachen. Wäre sie menschlich gewesen, hätte sie nicht überlebt. Stattdessen fühlte sie nun ein unheimliches Kribbeln in ihrem Leib, denn die Selbstheilung setzte sofort ein. Ihr Verstand indessen war wie ausgelöscht, leer und starr vor Schock.
    Als ihre Sinne wieder wach wurden, kam ihr zuerst ein durch und durch ungehorsamer Gedanke, und der mit brennender Klarheit:
Atreus, du Schwein!
    Reynard hob ihr Messer auf und steckte es sich in den Gürtel. Der Captain achtete auf Details.
    Dass Viktor zu ihr geeilt kam, konnte Constance gleichermaßen riechen wie hören. Der Werwolf stellte sich über sie, als wollte er sie mit seiner massigen Gestalt schützen. Dann leckte seine rauhe nasse Zunge über ihr Gesicht. Mit dieser eher tolpatschigen Zuneigungsbekundung schmolz Constances letzter Widerstand gegen den Schmerz dahin. Nun flutete
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