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Vampirdämmerung / Roman

Vampirdämmerung / Roman

Titel: Vampirdämmerung / Roman
Autoren: Sharon Ashwood
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eines Prinzen. »Ihr begeht eine Übertretung, du und deine Wächter. Dieser Bereich gehört jetzt mir.«
    Reynards Lächeln war sehr verhalten. »Du kannst uns den Zutritt nicht verwehren, denn du hast keine Armee.«
    »Ich habe Gefolgsleute.«
    »Du hast einen Hund.« Reynards Blick wanderte zur Tür, wo Constance stand. »Und eine Vampirin, die noch nie Blut kostete. Beinahe menschlich. Hübsch anzusehen, aber schwach.«
    Constance fühlte, wie sie vor Scham errötete. Ein Ausdruck von Überraschung huschte über Reynards Züge, als hätte er nicht erwartet, dass seine Worte sie trafen. Rasch sah er wieder weg. »Du musst mit uns verhandeln, Atreus von Muria, wenn du hier in Frieden leben willst.«
    Atreus erhob sich. Er war größer als selbst der größte Wächter. »Ich herrschte über ein Königreich in dieser Burg. Ich befehligte die Dämonen und Werwesen, als du es nicht konntest. Wer bist du, Erlaubnis zu erteilen oder zu verwehren? Ihr seid nichts als Schließer, Lakaien des Gefängnisses!«
    Reynard hielt seinem Blick stand. »Es ist kein Geheimnis, dass deine Magie zu nichts verrottet ist.«
    »Lügen und Gerüchte!«
    »Die Wahrheit. Deine Untertanen suchten sich einen neuen König und überließen es dir, eine Existenz aus dem Staub zu klauben. Du bist am Ende, ein Geist, der kaum mehr mit seinen Ketten rasseln kann.«
    Bei Reynards Worten wurde Atreus flammend rot vor Zorn. Er fingerte und knetete am Saum seines weiten Ärmels. Gleichzeitig legte sich eine bleierne Anspannung über den Raum.
    »Ich spreche die Wahrheit aus«, wiederholte Reynard sanft, beinahe entschuldigend. »Denk an die wenigen Treuen, die bei dir blieben. Um ihres Wohls willen solltest du dir anhören, was ich zu sagen habe.«
    Atreus blickte über Reynards Kopf hinweg, als wären die Wächter zu gering, um von ihnen Notiz zu nehmen. Der alte Ärmelsaum begann nachzugeben, und die uralte Seide zerriss zwischen seinen Fingern. »Ich herrschte, ich hielt die Macht und das Wohl der hiesigen Vampirclans, der Rudel und Rotten in meinen Händen. Ich genoss die Anerkennung jener, die vor euren Misshandlungen und euren Ketten zu mir flohen. Sprich mir gegenüber nicht von Opfern zum Wohle meiner Untergebenen! Ich beschütze sie Hunderte Male länger, als du gelebt hast.«
    Unter den Wächtern setzte ein unruhiges Stiefelscharren ein, und sie wechselten Blicke. Constance hörte, wie Stoff zerriss, und fuhr zusammen. Ihr ging der Faden aus, um die Roben ihres Herrn zu flicken.
    Reynard schüttelte den Kopf. »Prinz Miru-kai schickt Spione tief in dein Territorium. Bald werden seine Krieger dir das Wenige nehmen, was du noch besitzt. Du brauchst unsere Hilfe.«
    »Deine Hilfe wäre dieselbe, die der Schakal einem verwundeten Löwen gäbe.«
    Constance schlüpfte von der Tür aus weiter in den Raum, vorbei an Reynard, und nahm ihren Platz an der Seite ihres Herrn ein. Von dort sah sie wütend die Wächter an.
    Atreus blickte kurz hinunter, fixierte sie kaum mit seinen dunklen Augen, ehe er sich wieder Reynard zuwandte. Constance legte eine Hand über die ihres Herrn, brachte seine Finger zur Ruhe und strich den Ärmelsaum glatt.
    Die Hand des Captains ruhte auf seinem Schwertheft. »Wir halten Schaden von dir fern, aber zuerst gibt es etwas, das du uns übergeben musst. Andere begehren es.«
    »Sagtest du nicht gerade, ich besäße nichts mehr?«
    »Du hältst ein Objekt von großem Wert in deinem Besitz«, entgegnete Reynard.
    »Tue ich das?«, entgegnete Atreus.
    »Etwas, das andere versuchen werden, dir fortzunehmen.« Wieder sah Reynard Constance traurig an.
    »Oh!« Plötzlich verstand sie.
Heilige Bridget, nein!
Sie hätte es früher begreifen müssen. Sie hätte erkennen müssen, dass Reynard sie vorbereiten wollte … Als wäre das möglich!
    Constance wurde auf einmal schwindlig. Eine gähnende Leere tat sich an der Stelle auf, an der sich ihr Magen hätte befinden sollen.
Reynard, du kalter Schuft! Das betrachtest du als deine Pflicht?
    Sie sah zu ihrem Herrn auf. »Nein, lass sie das nicht tun!«
    Atreus bedachte sie mit einem mahnenden Blick und fingerte wieder an seinem Umhang herum. »Was immer ich habe, vermag ich zu beschützen.«
    »Ich denke nicht«, erwiderte Reynard ernst.
    »Nein, erlaub das nicht!«
    »Schweig still, Mädchen!« Atreus’ Stimme klang streng und dunkel wie eine Obsidianklinge. »Du bist kein Fischweib, das auf dem Markt seine Waren feilbietet. Das falsche Wort zur falschen Zeit ist so fatal wie eine
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