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Vampir sein ist alles

Vampir sein ist alles

Titel: Vampir sein ist alles
Autoren: Tate Hallaway
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„Du klingst, als wärst du neidisch, Kollege.“
    Griffin machte einen Schritt auf Sebastian zu, und ich stand rasch auf, weil ich dachte, es käme zu Handgreiflichkeiten. „Hört mal“, sagte ich, „ich weiß wirklich nicht, warum Lilith bei mir geblieben ist. Aber ich würde es wahnsinnig gern erfahren. Vielleicht können wir es gemeinsam herausfinden.“
    Ich sah in einigen Gesichtern ein zaghaftes Lächeln. Ein paar Leute konnten sich anscheinend doch für mich erwärmen.
    Da Griffin und Sebastian sich immer noch grimmig anstierten, hielt ich den Zeitpunkt für günstig, Sebastian an Punkt zwei unserer Tagesordnung zu erinnern. „Wie sieht es aus, Sebastian?“, fragte ich. „Soll ich es ihnen sagen, oder machst du das?“
    „Ich sage es ihnen selbst“, entgegnete er und bedachte Griffin mit einem besonders feindseligen Blick. „Was ihr auch noch wissen solltet, ist, dass ich ein Vampir bin.“
    Eine ganze Weile sagte niemand etwas.
    Das Problem war Hollywood. Alle Anwesenden musterten Sebastian kritisch, um zu prüfen, ob er ihrer Vorstellung von einem Vampir entsprach. Bis auf seine langen schwarzen Haare und seine markanten, edlen Gesichtszüge tat er das vermutlich nicht. Er trug zwar gern schwarze Klamotten, aber nicht ausschließlich. An diesem Sommerabend hatte er beispielsweise ein T-Shirt mit dem Logo der Uni an, eine verblichene, abgewetzte Jeans, wie er sie normalerweise bei der Gartenarbeit trug, und Tennisschuhe. Hätte ich ihn nicht gekannt, hätte ich ihn für einen Hippie gehalten; für einen von denen, die ihr eigenes Kraut anbauen, wenn Sie verstehen, was ich meine.
    Keinen Ledermantel, kein ninjamäßiges Durch-die-Luft-Wirbeln. Ich predigte ihm schon seit Monaten, dass er sich viel mehr Ledersachen zulegen musste oder wenigstens eine coole Sonnenbrille mit blauen Gläsern oder so. Je länger die Leute ihn taxierten, desto skeptischer schienen sie zu werden.
    Mein Blick fiel auf den Topf mit der Grünlilie, den ich an den abgebrochenen Pfeil gehängt hatte, der in meinem Fensterrahmen steckte. Die Hexenjäger des Vatikans hatten Sebastian sozusagen an die Wand getackert. Sie hatten ihm den Bolzen durchs Herz gejagt, was ihn jedoch zur Überraschung aller - außer zu Sebastians natürlich - nicht umgebracht hatte. Damals war mir klar geworden, dass alles, was ich aus Filmen über Vampire zu wissen glaubte, Unsinn war.
    „Du meinst, ein psychischer Vampir oder so?“, fragte Max schließlich und sprach damit zweifellos aus, was auch den anderen durch den Kopf ging.
    Sebastian sah mich an - er hatte gerade unsere Wette verloren. Jetzt musste er mir ein Abendessen im Portabello’s spendieren. Ich hatte ihm prophezeit, dass uns die anderen meine Göttin eher abkaufen würden als seinen Vampirismus.
    Er seufzte. „Nein.“
    „Dann ... bist du also ein Blutsauger?“
    William und ich zuckten zusammen.
    Da auch ich schon in den Genuss des Blickes gekommen war, mit dem der arme Max nun durchbohrt wurde, hatte ich Mitleid mit ihm. „So würde ich es nicht nennen“, sagte Sebastian.
    „Okay, du bist ein Bluttrinker“, sagte Blythe. „Kein Problem. Ich meine, es ist deine Sache. Was hat das mit dem Zirkel zu tun?“
    Es dauerte ein paar Sekunden, bis ich begriff, wovon Blythe redete. Es gab ganz normale Menschen, die sich Vampire nannten und die es antörnte, andere Leute zu schneiden oder zu beißen und ihr Blut zu trinken.
    „Er ist ein richtiger Vampir“, erklärte William. „Nicht bloß jemand, der auf Blut steht.“
    „Natürlich“, sagte Xylia. „Erwartest du allen Ernstes von uns, dass wir dir das mit dem Sarg und dem Auferstehen von den Toten abnehmen?“
    Sebastian öffnete den Mund, um ihr zu antworten, doch in diesem Moment warf Marge ein: „Um von den Toten auferstanden zu sein, müsstest du schon ziemlich alt sein; also, du müsstest aus der Zeit vor dem Bürgerkrieg stammen.“
    Alle sahen Marge verdutzt an.
    Unter den skeptischen Blicken der anderen wurde sie etwas nervös, fuhr aber fort. „Einbalsamierung!“, rief sie. „Hier in Wisconsin ist das zwar keine Vorschrift, aber außer bei der Amischen Gemeinde ist es allgemein üblich, obwohl es eigentlich eine blöde Sitte ist. Die Leichen werden gar nicht richtig konserviert, nicht langfristig jedenfalls, und dann sind da die vielen Schadstoffe, die ins Grundwasser gelangen. Aber selbst wenn jemand nicht einbalsamiert wurde, müsste er es immer noch schaffen, aus dem Sarg herauszukommen - von der dicken
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