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Vampir sein ist alles

Vampir sein ist alles

Titel: Vampir sein ist alles
Autoren: Tate Hallaway
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auf mich zu konzentrieren. Aber eine Blutspenderin - was sollte ich dazu schon sagen? Guck noch mal in die Speisekarte; mir passt nicht, wen du dir zum Lunch ausgesucht hast?
    Lilith trommelte unruhig gegen meine Rippen.
    In diesem Moment merkte ich, dass es ganz still im Raum geworden war, als hielten auf einmal alle die Luft an. Die Leute glotzten mich an. Genauer gesagt starrten sie voller Entsetzen das an, was plötzlich von Lilith zum Vorschein gekommen war.
    Auch Sebastian hörte auf zu reden, und er und Blythe drehten sich langsam zu mir um, als erwarteten sie, ein Ungeheuer zu erblicken, das sie belauerte. Was gar nicht so falsch war, nur dass das Dämonische, das aus mir hervorgekommen war, unter den forschenden Blicken der zahlreichen Hexen im Raum bereits wieder verschwunden war.
    Ich beschloss, die Gelegenheit zu nutzen, um die Initiative zu ergreifen, und räusperte mich. „Wir sollten jetzt vielleicht mal anfangen, nicht wahr, Sebastian?“
    „Hm, stimmt“, sagte er, aber ich wusste, er spürte, dass beinahe etwas Schlimmes passiert wäre. Wir beide teilten uns sozusagen das Sorgerecht für Lilith. Wegen eines Zaubers, bei dem wir unser Blut vermischt hatten, bekam Sebastian Liliths Gemütslagen immer sehr genau mit. Zumindest war es früher so gewesen. Mir war aufgefallen, dass diese besondere Verbindung im Lauf der Zeit immer schwächer geworden war. Da Sebastian regelmäßig frisches Blut brauchte, ließ die empathische Bindung mehr und mehr nach.
    Grumpf. Ein weiterer Grund, die Blutspenderinnen zu hassen!
    Blythe versuchte, Sebastian mit einem Blick wieder in ihren Bann zu ziehen, und steckte lässig eine Hand in die Tasche ihrer weit geschnittenen Caprihose. Ihre Hüften waren rund, und ihr Bauch, den ich dank ihres kurzen T-Shirts sehr gut sehen konnte, flach und muskulös wie der eines Rockstars.
    „Tja, äh ...“Es war mir plötzlich peinlich, dass ich Lilith hatte hervorschauen lassen. „Dann hat wohl gerade jeder die Göttin gesehen, oder?“
    Alle Anwesenden nickten.
    „War das echt eine Göttin? Kam mir irgendwie bösartiger vor“, sagte jemand, den ich im Geist „finsterer Hexer“ getauft hatte. Sein T-Shirt pries irgendeine Death-Metal-Band, und die silbernen Totenkopfringe an seinen Fingern zeigten, was für ein harter, ultracooler Kerl er war. Er hatte eine lange blonde Wikingermähne und einen Thorshammer an seiner Halskette.
    „Ja, schon“, sagte ich und sah Sebastian Hilfe suchend an. Er nahm lächelnd meine Hand und nickte mir ermutigend zu. Ich straffte die Schultern. Jetzt kam der schwierige Teil. Es fiel mir nicht leicht, über Lilith zu sprechen, besonders mit Leuten, die ich nicht kannte. Außerdem, und das war viel schlimmer, nahmen andere weiße Hexen möglicherweise Anstoß daran, dass ich eine derart beängstigende Macht beschworen und von der Leine gelassen hatte, auch wenn damals mein ganzer Zirkel ermordet worden war. Ich hatte mithilfe von Magie getötet. Und wie man es auch drehte und wendete, so etwas fiel nun einmal unter schwarze Magie.
    „Das ist der erste Punkt der Tagesordnung“, erklärte ich. „Mein Körper beherbergt mehr oder weniger die dunkle Göttin Lilith.“
    „Mehr oder weniger? Was soll das heißen? Mehr oder weniger schwanger gibt's ja auch nicht!“, warf eine Frau ein, die sich mir als Xylia vorgestellt hatte. Sie saß auf der Fensterbank und knabberte eine Karotte (das Einzige, was ich für eine strenge Veganerin wie sie im Angebot hatte). Sie war spindeldürr, trug eine supermaskuline Stoppelfrisur und ein Muskelshirt vom Michigan Womyn’s Festival und sah mich mit zusammengekniffenen Augen an.
    „Okay“, gab ich zu, „Lilith ist ein Teil von mir, und zwar nicht nur während eines Rituals, wenn ich SIE rufe, sondern die ganze Zeit.“ Es verwunderte mich, dass ich das Kernstück einer jeden feierlichen Zusammenkunft angesprochen hatte: den Moment, in dem die Hohepriesterin symbolisch zur Göttin wird. Seit ich nämlich mit Lilith vereint war, hatte ich die Hexenfeste eigentlich gar nicht mehr richtig gefeiert; zum einen, weil ich nicht wusste, wie ich damit umgehen sollte, dass ich nun eine Vollzeitgöttin war, und zum anderen - wie mir gerade zum ersten Mal bewusst wurde - weil ich keine Gruppe gehabt hatte, mit der ich hätte feiern können.
    „Lilith?“, fragte Marge beklommen, als hätte sie in diesem Moment erst begriffen, was ich gesagt hatte. „Du meinst, die Lilith?“
    Ich nickte.
    „Ist Lilith nicht in erster
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