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Vampir sein ist alles

Vampir sein ist alles

Titel: Vampir sein ist alles
Autoren: Tate Hallaway
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arbeiten.
    „Hey“, begrüßte mich William mit einem strahlenden Lächeln, als er in den Laden kam. „Halt mal deine rechte Hand hoch!“
    Ich gehorchte verdutzt. Ich war gerade dabei, die rabattierten Wicca-Bücher zum Verramschen in die Secondhandabteilung zu räumen.
    William und ich waren befreundet, seit ich im Buchladen angefangen hatte. Inzwischen hatte er sich ganz gut davon erholt, dass er von seiner Exfreundin, einer Voodoo-Priesterin, besessen gewesen war. Man sollte meinen, dass er seine Suche nach der „wahren“ Religion mittlerweile aufgegeben hätte, denn einiges von dem, was er gefunden hatte, war ihm nicht besonders gut bekommen. Doch William war genauso unverwüstlich wie unsere Freundschaft. Sie hatte nicht einmal einen Knacks abbekommen, als er versuchte, mich umzubringen - und er selbst hatte sein Glück gleich am nächsten Tag bei einer Online-Ufosekte probiert.
    Auf welche Religion William momentan abfuhr, ließ sich schwer sagen. Er sah ziemlich normal aus. Sein mausbraunes Haar fiel ihm in strähnigen Locken auf die Schultern, und er hatte seine runde John-Lennon-Brille auf der Nase. Er trug ein schlichtes braunes Shirt ... und ein rotes Bändchen an seinem Handgelenk. Aha, Kabbala!
    „Oh“, machte William, nachdem er sich meine erhobene Hand angesehen hatte. „Du trägst deinen Right-Hand-Ring am falschen Finger.“
    „Meinen was?“
    „Deinen Right-Hand-Ring.“ William wirkte leicht verunsichert. „Ich habe die Anzeigen im New York Times Magazine gesehen. Du weißt schon: 'Schenken Sie sich selbst einen Ring, statt ewig auf den Richtigen zu warten ...‘ Oh.“ Ich sah in Williams Augen, wie es ihm langsam dämmerte. „Aber du hast ja einen Mann an deiner Seite ... einen Vertreter der männlichen Art zumindest, der früher mal ein Mensch war, oder, besser gesagt, einen ... äh ...“
    Ich beschloss, ihn zu erlösen. „Ja, Sebastian hat mich gefragt, ob ich ihn heiraten will.“
    „Und du hast Ja gesagt? Bist du verrückt?“
    Das hatte ich mich auch schon häufiger gefragt. Doch bevor ich antworten konnte, fuhr William fort: „Das wird doch total Highlander- mäßig! Denk mal darüber nach, in zehn Jahren seht ihr aus wie Demi Moore und Ashton Kutscher. Und danach? Ich sag nur: Michael Douglas und Catherine
Zeta-Jones - bloß mit umgekehrten Geschlechtern. Du weißt, was ich meine. Du lieber Himmel, wenn du achtzig bist, werden die Leute denken, dass er dein Enkel ist. Kannst du dir vorstellen, wie peinlich das wird?“
    Ich hätte William kein In-Touch- Abo zum Geburtstag schenken sollen! Aber wie ich zugeben musste, hatte er einen wichtigen Punkt angesprochen. Wenn ich alterte und Sebastian nicht, wie erklärten wir dann später den Leuten unseren offensichtlichen Altersunterschied? Außerdem war da noch das Problem mit dem Aussehen. Ich konnte mich darauf freuen, immer einen knackigen jungen Körper neben mir im Bett zu haben, aber Sebastian ...
    Ich schüttelte den Kopf. Ich wollte nicht darüber nachdenken, was in sechsundfünfzig Jahren war. Schließlich hatten wir noch nicht einmal ein Datum für die Hochzeit ins Auge gefasst. „Alles zu seiner Zeit“, sagte ich zu William, der nicht aufhören wollte, missbilligend mit der Zunge zu
schnalzen.
    „Ja, sicher“, entgegnete er skeptisch.
    „Und der Typ in Highlander hat seine Frau doch ewig geliebt, auch als sie schon uralt war, oder?“
    William runzelte die Stirn. „Ja, ich glaube schon“, räumte er nach einer Weile widerstrebend ein. Er tippte sich ein paarmal nachdenklich mit dem Finger an die Wange, dann zeigte er auf mich. „Und was ist mit den Blutspenderinnen? Werden die dann deine Brautjungfern?“
    „Also bitte, das ist nicht fair!“, erwiderte ich aufgebracht. „Jetzt suchst du doch nur einen Grund, um dich nicht für mich zu freuen, William!“ Die Wahrheit war, dass ich in diesem Moment wirklich nicht an Blutspender denken wollte. Dass Sebastian Leute brauchte, von deren Blut er sich ernähren konnte, war ein Problem, das wir noch zu knacken hatten.
    „Sorry“, entgegnete William barsch. „Glückwunsch!“
    Es entstand eine unangenehme Pause, und als ich den Mund öffnete, um gegen die Stille anzureden, rief er plötzlich: „Ach, die Dame von Bear Claw Press ist übrigens hier!“
    Ich musste über den abrupten Themenwechsel lachen, und schon bald fing auch William an zu grinsen. Ich warf ihm ein liebevolles Lächeln zu, als ich zur Kassentheke ging, wo die
Verlagsvertreterin wartete. Wie
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