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Vampir sein ist alles

Vampir sein ist alles

Titel: Vampir sein ist alles
Autoren: Tate Hallaway
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gesagt: eine unverwüstliche Freundschaft. Wir konnten einander nie lange böse sein.
    Den restlichen Morgen verbrachte ich damit, mir den Werbevortrag der Vertreterin zu den Neuerscheinungen über Aromatherapie, ganzheitliches Leben und Akupunktur für Haustiere anzuhören.
    Nachmittags war so wenig im Laden los, dass ich William früher Feierabend machen ließ. Aber dann, eine halbe Stunde vor Geschäftsschluss, stürmten plötzlich Unmengen von Kunden herein, denen anscheinend allen eingefallen war, dass sie unbedingt heute noch Kerzen, Tarotkarten und Räucherstäbchen brauchten. Ich stand die ganze Zeit an der Kasse und gab einen Betrag nach dem anderen ein, während ich gleichzeitig telefonische Anfragen beantwortete und Leute zu dem Regal mit den Rolfing-Büchern dirigierte.
    Mitten in dem ganzen Chaos kam eine Frau an die Kasse und stellte sich mir als Marge vor. Sie hatte ein breites, freundliches Gesicht, lange grau melierte Locken und trug ein knallbuntes Hawaiihemd. „Ich habe dein Plakat für das Kennenlerntreffen zur Gründung eines magischen Zirkels gesehen.“
    Ich hatte das Plakat mit Bannen versehen, sodass es nur von Menschen mit magischen Kräften gelesen werden konnte. Ich sah Marge mit zusammengekniffenen Augen an und machte den Aura-Test. Sie hatte eine erdige grüne Aura, die sich fest an ihren Körper schmiegte und sehr stark wirkte. Diese Art von Energie deutete daraufhin, dass sie eine Natur- oder Kräuterhexe war, doch dann fiel mir noch etwas anderes auf: ein helles Leuchten, das von dem Hundeanhänger an
ihrer silbernen Halskette ausging.
    Ich hätte Marge gern auf das Schmuckstück angesprochen, aber das Geschäft ging vor. Hinter ihr hatte sich bereits eine lange Schlange gebildet. „Möchtest du noch etwas kaufen?“, fragte ich. Sie schüttelte lächelnd den Kopf.
    Ich dachte, sie träte nun wenigstens zur Seite, doch das tat sie nicht. Also musste ich um sie herumgreifen, um die Bernsteinkette anzunehmen, die mir eine Kundin hinhielt.
    Marge schien überhaupt nicht mitzubekommen, dass sie den gesamten Verkehr aufhielt. „Ich freue mich schon auf das Treffen heute Abend“, sagte sie.
    „Äh ... oh ja, ich auch“, entgegnete ich zerstreut. Mir war gerade wieder eingefallen, dass ich eigentlich etwas früher hatte schließen wollen, um noch Knabberzeug und Limo für den Abend zu besorgen. Sebastian und ich waren zu dem Schluss gekommen, dass es an der Zeit war, einen eigenen Zirkel zu gründen. Mich wieder einer Gruppe anzuschließen war ein großer Schritt für mich.
    Mein letzter Zirkel war von der Eustachius-Kongregation vernichtet worden, einer üblen paramilitärischen Vereinigung, die den Vers aus dem zweiten Buch Mose „Eine Hexe sollst du nicht am Leben lassen" allzu wörtlich nahm und alle Menschen mit magischen Fähigkeiten töten wollte. Ich hatte nur überlebt, weil ich damals zu spät zu dem Treffen meines Zirkels gekommen war und die Geistesgegenwart besessen hatte, die Göttin Lilith zu rufen, als mich die Mörder
angriffen. Von dem schrecklichen Ereignis hatte ich Narben davongetragen, körperliche wie seelische. In jener Nacht in Minneapolis hatte sich meine Augenfarbe verändert und mit ihr mein ganzes Leben. Ich hatte es seitdem nicht gewagt, einen neuen Zirkel zu gründen.
    Doch inzwischen hatte ich mir viele Dämonen vom Hals geschafft. Die Kongregation verfolgte mich nicht mehr. Dank eines mächtigen Illusionszaubers, für den ich Sebastians und mein Blut vermischt hatte, hielten uns die Jäger für tot.
    Auch vom FBI hatte ich nichts mehr zu befürchten. Die Ermittlungen zum Tod der Vatikanagenten, die Lilith in Minnesota umgebracht hatte, hatten es zu mir geführt, doch Parrish, mein Vampir-Ex, hatte die Schuld auf sich genommen. Er hatte sogar sein Leben - beziehungsweise sein Unleben - dafür geopfert, dass der Fall abgeschlossen und nicht weiter-
verfolgt wurde.
    Ich fragte mich, wo er wohl war und ob es ihm gut ging.
    Ein Kunde, der hinter Marge stand, räusperte sich geräuschvoll. „Oh, tut mir leid, war gerade ganz woanders murmelte ich, tippte rasch in die Kasse ein, was er zu zahlen hatte, nahm sein Geld und gab ihm heraus. Dabei hantierte ich die ganze Zeit um Marge herum, die sich nicht vom Fleck rührte. „Hast du noch eine Frage oder so?“, erkundigte ich mich bei ihr.
    „Nein, nein.“ Sie sah sich lächelnd um. „Hübsch, die Windspiele!“
    Ich schaute zu den Kristallmobiles, die unter der Decke hingen. Wir hatten alle möglichen
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