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Vampir sein ist alles

Vampir sein ist alles

Titel: Vampir sein ist alles
Autoren: Tate Hallaway
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beleidigt sein, weil er Menschen mit Kühen verglich? Aber ich verstand, was er meinte. „Dann gäbe es schlagartig viel mehr Vegetarier.“
    „Genau.“
    „Sie dürfen sich nicht mit Magie beschäftigen, hast du gesagt. Aber wie hinderst du sie daran?“
    „Es gibt Mittel und Wege“, entgegnete Sebastian kryptisch. Ich zog die Augenbrauen hoch. Da war so manches, was ich an der Sache mit den Blutspendern nicht verstand, was hauptsächlich daran lag, dass ich es im Grunde gar nicht wissen wollte. Ich versuchte, so wenig wie möglich mit ihnen zu tun zu haben, und viel ausführlicher als jetzt hatten Sebastian und ich noch nie über Blutspender geredet. In Anbetracht meines Eifersuchtsproblems war mir das auch ganz recht, und so hakte ich nicht weiter nach.
    Ich musste ohnehin neue Limonade holen.
    Irgendwann nach Mitternacht verabschiedeten sich unsere Gäste, auch Blythe, die wirklich bis zum allerletzten Moment ausharrte. Dann waren Sebastian und ich endlich allein.
    „Und?“, sagte er, als er die Haustür schloss. „Was denkst du? Jemand dabei, den wir gebrauchen können?“
    Gebrauchen? Eine interessante Wortwahl. Dachte er an das, wozu er Blythe gebrauchen konnte, oder war er nur wieder einmal sehr britisch-unergründlich? Doch ich verkniff mir die Frage und unterdrückte meine eifersüchtigen Anwandlungen. „Ich weiß nicht. Wer hat dir denn gefallen?“
    Wir gingen zur Treppe. Den Flur und das Treppenhaus teilte ich mit meinen Nachbarn, die unter mir wohnten. Die hohe Gewölbedecke war mit Aluminium verkleidet. Die Wandtäfelung war ein wenig verschlissen, und der Putz hatte Risse, aber das geschwungene Geländer und der Kron-
leuchter mit den Tulpengläsern erinnerten noch an die alte Pracht des Hauses. Ich war barfuß und tappte vorsichtig an unseren blauen Wertstofftonnen vorbei, die von den braunen Flaschen der Nachbarn überquollen.
    „Blythe macht einen vielversprechenden Eindruck“, meinte Sebastian.
    Ach was. „Findest du?“
    „Sie hat im Studium eine Menge gelernt. Ihr Wissen könnte uns nützlich sein.“
    So eine Studierte machte Sebastian natürlich an. Die Wissenschaft war sein Ding, weil er selbst Alchemist war. Er ging an vieles mit einer aufklärerischen, wissenschaftlichen Einstellung heran. Ich bin eher wie Barbie; Mathe ist eine Herausforderung für mich.
    Sebastian hielt mir zuvorkommend die Wohnungstür auf, und ich schlüpfte unter seinem Arm hindurch. Dabei nahm ich seinen Geruch wahr, jene seltsame und doch unwiderstehliche Mischung aus Schmierfett und Zimt.
    „Ja, aber solche Bücherwürmer helfen einem in der Praxis nicht unbedingt weiter“, sagte ich.
    „Darauf würde ich es ankommen lassen.“
    Hmmm, dazu hätte ich vieles sagen können, doch irgendwie brachte ich keine andere Antwort zustande, als die Lippen zu schürzen.
    „Und du?“, fragte Sebastian, als er sich auf die Couch fallen ließ. „Hat dir irgendjemand gefallen?“
    „Griffin“, sagte ich aus purer Streitlust.
    Mein Wohnzimmer war mit Chipskrümeln übersät, und überall standen halb volle Plastikbecher herum. Obwohl es aussah, als hätte eine Bombe eingeschlagen, konnte ich mich nicht mehr dazu durchringen, Ordnung zu schaffen. Es war schon so spät, dass mir praktisch im Stehen die Augen zufielen. Das Aufräumen musste bis morgen warten.
    „Du findest diesen Metal-Typen gut?“
    Ich setzte mich Sebastian gegenüber auf den großen Knautschsessel. Er roch ein bisschen nach Nachodip und einem fremden Rasierwasser. Ich nahm mir vor, gleich am nächsten Tag den kompletten Venylsack mit Sagrotan einzusprühen.
    „Du kannst ihn nur deshalb nicht leiden, weil er sich von dir nicht einschüchtern lässt.“ Außerdem war er irgendwie süß, trotz seines Death-Metal-Looks.
    „Tja“, entgegnete Sebastian und stützte die Ellenbogen auf die Knie. „Es wäre schon ein Problem, wenn er mir weiterhin so ablehnend gegenübersteht.“
    So ablehnend? Wollte Sebastian, dass jede und jeder in seinem Bann stand, damit er immer genug Auswahl fürs Mittagessen hatte? Ich verzog unwillkürlich den Mund.
    „Warum machst du so ein Gesicht?“, fragte er.
    „Ich finde es gut, wenn es jemanden in der Gruppe gibt, der ein bisschen kritisch ist und nicht alles einfach so hinnimmt. Das macht die Sache glaubwürdiger.“
    Sebastian musterte mich eine ganze Weile, bevor er das Wort ergriff. „Verstehe“, sagte er. „Er ist so, wie du früher warst.“
    „Wohl kaum!“ Ich lachte. „Ich war eher von der
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