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Vali

Vali

Titel: Vali
Autoren: Yvonne Weiß
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zerflätterten Pappbüchern, Manuskripten und Schachteln mit unübersehbarem Inhalt.
    Langsam bahnte sie sich ihren Weg, gefesselt von den gesammelten Werken vergangener Epochen. Sarah wusste, sie hatte einen neuen Lieblingsladen gefunden.
    Unbemerkt tauchte der Besitzer aus den hinteren Reihen auf und Sarah zuckte unwillkürlich zusammen, als ein freundliches, „Guten Morgen kann ich ihnen helfen“ durch den Laden schalmeite.
    „Guten Morgen. Sarah Meinhard.“ Sie streckte ihm ihre Hand mit einer Visitenkarte entgegen. „Ich bin auf der Suche nach Professor Schmitt.“
    „Nun, sie haben ihn gefunden junge Frau, was kann ich für sie tun?“ Mit einem breiten Lächeln nahm er ihre Hand und drückte ihr formvollendet einen Handkuss auf.
    Sarah war zu perplex um sofort zu antworten. Nicht nur das sie seine Begrüßung etwas überrascht hatte, irgendetwas war anders an diesem Mann. Ihre Nackenhaare sträubten sich.
    „Nun?“ fragend sah er sie an. Sarah gab sich selbst mental einen Tritt und beschloss das merkwürdige Gefühl zu ignorieren.
    „Ich bin für `Archäologie Deutschland` unterwegs, und benötige für eine Recherche ein Buch über die Stadtgeschichte.“, sagte sie.
    Ein breites Grinsen erhellte die Gesichtszüge des alten Mannes, der die Arme ausbreitete und dabei leicht seinen Oberkörper drehte, als wolle er sein Reich umarmen.
    „Na, dann sind sie ja bei mir genau richtig. Welche Epoche?“
    „Ich bin mir noch nicht ganz sicher. Ich soll über die Ausgrabungen der letzten Zeit berichten, aber ich würde gern  eine Zusammenfassung der Geschichte bis heute mit in den Artikel einbauen. Mein Redakteur sagte mir, sie könnten mir weiterhelfen.“
    „Ich verstehe“, er legte kurz den Kopf schief und tippte sich mit dem Finger ans Kinn. Er schien in Gedanken die Inventurliste seines Ladens durchzugehen, „Ja das könnte…“, er drehte sich auf dem Absatz um, und begann durch die Bücherstapel zu wuseln.
    Sarah beobachtete den Professor. Der Mann war sicherlich schon um die siebzig Jahre alt. Etliche Falten zierten sein rundes Gesicht und lichte, graue Haare, wucherten etwas wirr und widerspenstig um seinen Kopf. Er war etwas kleiner als sie, so um die 1,75m und trug ein kleines Wohlstandsbäuchlein vor sich her. Die zerknitterte Cordhose in einem dunklen Braun und der mit Rautenmuster überzogene Pullover aus dem ein Hemdkragen lugte, hatten ihre modische Glanzzeit irgendwann Ende der siebziger Jahre erreicht. Die Fliege am Kragen schrie förmlich `Hallo Streber`. Alles in allem bot er eine Erscheinung, die man auch auf der Strasse mit „Hallo Professor„ angesprochen hätte.
    Er schob gerade eine nicht sehr vertrauenswürdig erscheinende Leiter an einem der Seitenregale entlang und stieg ganz nach oben.
    Sarah spürte unwillkürlich den Drang ihm anzubieten selbst auf die Leiter zu steigen, denn die Angelegenheit schien sehr wacklig zu sein. Aus reiner Vorsicht stellte sie sich hinter die Leiter, um im Zweifelsfall den Sturz des Professors auffangen zu können. Zumindest hoffte sie, ihm schwerere Verletzungen ersparen zu können.
    Mit einer seiner Hände krallte er sich an die Leiter, mit der anderen fuhr er suchend über die Buchrücken und –
    „Ah ja, da ist es ja!“, umständlich machte er sich daran einen der dicken Wälzer unter einem anderen Buch hervor zu ziehen. Fast hatte er damit Erfolg, doch das Oberste der Bücher entschloss sich, dem Ruf der Schwerkraft zu folgen.
    Schmitt entfuhr noch ein schnelles „Obacht!“, während das Buch unvermittelt in Sarahs Händen landete, die es reflexartig aufgefangen hatte.
    „Oh du meine Güte. Es tut mir leid, sind sie verletzt?“, fragte er sichtlich besorgt die Leiter heruntersteigend. Den dicken verstaubten Wälzer an die Brust gepresst, wie ein Baby.
    „Nein, alles in Ordnung nichts passiert.“
    „Gott sei Dank! Ich weiß gar nicht wie das passieren konnte. Entschuldigen sie bitte.“ Professor Schmitt hatte den festen Boden wieder erreicht, und wandte sich dem kleinen Tresen, in der hinteren Ecke seines Ladens, zu. Er schob sich umständlich dahinter, und platzierte den dicken Band auf  einem Haufen Prospekte und Stapel von Flyern, die sich dort zu kleinen Türmchen erhoben. Mit seinen faltigen Händen strich er den Staub vom Ledereinband. „Das ist eine alte Enzyklopädie. Hier sollten sie viele Informationen finden, die so nicht allzu bekannt sind. Von der Gründung bis zur Mitte des letzten Jahrtausends, der Rest findet sich
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