Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vali

Vali

Titel: Vali
Autoren: Yvonne Weiß
Vom Netzwerk:
zur persönlichen Assistentin des Professors geworden.
    „Autsch, verflucht.“ Er hatte es ziemlich eilig heute.
    „Langsam Professor, fallen sie mir hier bloß nicht hin.“ Blitzschnell ergriff sie seinen Arm um ihn zu stützen. Professor Martin Schmitt kämpfte kurz um sein Gleichgewicht, bevor er die Hand seiner Begleitung sanft abschüttelte.
    „Es geht schon, es geht schon.“, er klang verärgert, „Diese verfluchte Brille.“
    „Würde prima funktionieren, wenn sie sie tragen würden.“ sagte Sarah lächelnd mit einem Kopfschütteln.
    „Ich habe sie im Auto vergessen“, schmollte der Professor leicht humpelnd.
    „Vergessen wollen, trifft es wohl eher.“, seufzend folgte sie dem alten Herrn inständig hoffend, seine Eitelkeit würde ihm nicht irgendwann Schlimmeres zufügen, als einen angeschlagenen Zeh.
    „Sind sie nicht zu alt für eine Midlifecrisis?“
    “Ich muss schon sehr bitten, junge Dame. Ein bisschen mehr Respekt vor dem Alter würde ihnen durchaus gut stehen. Außerdem möchte ich bemerken, ich bin zwar etwas älter, aber noch lange nicht tot.“ Zwinkernd fügte er hinzu, “Und wenn es um die Vorzüge gewisser junger Damen geht, ganz und gar nicht blind.“
    Sarah griff sich lachend ans Herz “Professor ich bin schockiert“.
    Lachend setzten sie ihren Weg fort, immer weiter bergauf.
    Als er seine Nachforschungen begonnen hatte, hatte er nicht geahnt, wie sehr ihm Sarah ans Herz wachsen würde. Sie war etwas ganz Besonderes und sie hatte keine Ahnung wie besonders. So war es schon viel besser, dachte er. Er mochte Sarahs Lachen, und heute Morgen war sie viel zu bedrückt gewesen. Martin vermutete es hing mit einem weiteren Besuch auf dem Friedhof zusammen. Wann immer sie in den letzten Wochen, das Grab ihrer Schwester besucht hatte, war sie sehr in sich gekehrt gewesen. Es war kein Wunder. Der erste Jahrestag des schrecklichen Mordes, dem ihre Schwester zum Opfer gefallen war, näherte sich.
    Am Tag der Sommersonnenwende war die Leiche, von Esther Sander, auf dem Burghasunger Berg gefunden worden.
    Die Tat hatte große Aufmerksamkeit erregt, denn die Leiche war bis zur Unkenntlichkeit verbrannt gewesen. Bis zum heutigen Tag war es nicht gelungen den Täter zu fassen. Die Polizei glaubte mittlerweile sogar an einen rituellen Selbstmord.
    Professor Schmitt wusste es besser. Auch seine Aufmerksamkeit, war seinerzeit durch den grausigen Fund geweckt worden.
    So war er auf Sarah Meinhard gestoßen. Es hatte lange gedauert, aber er hatte sie schließlich davon überzeugen können, die Stelle als seine Assistentin anzunehmen.
    Sarah hatte eine innige Verbindung zu ihrer Schwester gehabt. Sie war davon überzeugt, dass Esther ermordet wurde.
    Aber hätte sie das jemandem erzählt, was sie da so sicher machte, dann wären vermutlich freundliche Sanitäter aufgetaucht und hätten sie in eine gepolsterte Zelle gesteckt. Niemand wollte glauben wie sie die Welt wahrnahm.
    Niemand außer ihm. Die Ignoranz der Menschen machte ihn wütend. „Solche Kleingeister.“
    „Wie bitte?“
    Hoppla, er hatte wohl laut gedacht. „Ich meine es sind Kleingeister die denken, ich könnte hier nichts finden.“, redete er sich schnell aus seinem Gedankengang. Schmitt wandte sich stattdessen dem atemberaubenden Panorama zu.
    Seine Recherchen hatten ergeben, dass sich hier irgendwo eine Schriftrolle befinden musste. Das Artefakt durfte unter keinen Umständen in die falschen Hände fallen, dafür würde er sorgen.
    Von der Bergkuppe hatte man einen großartigen Ausblick auf die ganze Gegend. Sanfte grüne Hügel wechselten sich mit steileren bewaldeten Hängen ab. Hier und dort stachen Basaltformationen aus dem Grün hervor, wie Ruinen uralter Tempel.
    „Haben sie gewusst dass hier schon vor der Eisenzeit erste Siedlungen vorhanden waren?“, ächzend hangelte er sich einen dieser Basaltkegel hoch. Von der Erosion der Jahrtausende bearbeitet, erhob sich dieser schroff aus dem Boden.
    „Viele Sagen behaupten von solchen Felsen, sie seien von Riesen, oder gar dem Teufel in die Landschaft geworfen worden.“ Er war etwas außer Atem.
    Der Wind hier oben war eiskalt. Sarah strich sich eine lange Strähne ihres braunen Haares aus dem Gesicht, und klemmte sie sich hinter das Ohr.
    „Sieht doch auch wirklich so aus, finden sie nicht?“
    Sie war ihm mit Leichtigkeit hinterher geklettert. Beide standen sie jetzt über den Dingen, und betrachteten die Landschaft. Ihr Blick richtete sich jedoch nur auf die nähere
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher