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Valentine

Valentine

Titel: Valentine
Autoren: Inka-Gabriela Schmidt
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hätte ich überschüssige Kräfte. Ist wohl die Erleichterung, dass alles vorbei ist. Das ist es doch, oder?«
    Ach du meine Güte. Valentine war wie selbstverständlich davon ausgegangen, er wüsste instinktiv, was mit ihm geschehen war , oder hätte trotz seines besorgniserregenden Zustandes vielleicht doch mitbekommen, wie der Hüter ihn gewandelt und wie er von ihrem Blut getrunken hatte.
    »Maurice, du erinnerst dich an nichts oder?«, fragte sie und setzte sich auf.
    Er rutschte ans Kopfende und lümmelte sich halb sitzend in die Kissen. »Nichts wäre übertrieben. Das Licht, unsere Vereinigung mit Aliénors Kristall – wie geht es ihr überhaupt?«
    »Gut, sehr gut, alles bestens«, beeilte Valentine sich zu antworten. »Sie ist bereits mit Frédéric auf dem Weg nach Hause.«
    »Gut.« Nachdenklich runzelte er die Stirn. »Hm, ich weiß nur noch, dass mir heiß und schwindlig wurde. Wie lange habe ich geschlafen?«
    Valentine schluckte. Würde ihn die Wahrheit über sich selbst erschrecken? »Zwei Tage und Nächte. Du warst sehr erschöpft. Und – «
    »Und was?«
    »Du hast doch gerade gesagt, du fühlst dich anders, ein wenig eigenartig.«
    »Na ja, das bilde ich mir ja bestimmt nur ein. Sind wohl die Nachwehen. Schließlich arbeite ich nicht alle Tage als Retter.« Er lächelte schief, ballte die Hand zur Faust und öffnete sie wieder. »Eigentlich fühle ich mich ganz gut, zum Bäume -A usreißen. Vielleicht ein wenig hungrig.«
    »Auf was hast du Hunger ? «, flüsterte sie.
    Einige Sekunden lang geschah nichts. Valentine hörte das eindringliche Ticken der Uhr, die an der Wand hing . Zu gern hätte sie gewusst, was in diesem Moment in seinem Kopf vor sich ging. Seine Gesichtszüge erstarrten langsam, während er nachdachte. Er leckte sich über die Lippen, zog tief die Luft ein, dann schüttelte er irritiert den Kopf.
    »Nein.«
    »Doch.«
    Sie sah seinen Adamsapfel hervortreten, als er hart schluckte. Sein Mund öffnete sich, aber statt etwas zu sagen, schloss er ihn wieder. Es dauerte eine Weile , bis er endlich Worte fand. »Du willst mir nicht etwa weismachen, ich wäre jetzt einer von euch?«
    Valentine holte tief Luft. »Der Hüter hat dich gewandelt. Du wärst sonst gestorben.« Sie liebte ihn so sehr.
    Ein kurzes Zucken in seinem Gesicht verriet sein Erschrecken. »Ich denke, zum Vampir wird man geboren?« Sein Blick war durchdringend, als befürchtete er, sie könne ihn anlügen.
    »Richtig. Und ich weiß von niemandem, der durch Wandlung zum Vampir wurde.«
    »Und wieso bist du dir dann so sicher, dass ich einer bin?«
    Sie konnte nicht anders, sie musste über diese Frage lachen. »Schau in den Spiegel , und denk dabei daran, wie es sein wird, deine Fangzähne in meinem Hals zu versenken, um mein Blut zu trinken.«
    Am liebsten hätte er wohl erwidert du spinnst doch, aber er stand wortlos auf, trat an den Spiegel und bleckte die Zähne. Es dauerte nur Sekunden, in denen er sich intensiv betrachtete, dann drehte er sich mit einem wilden Knurren um. Seine Fangzähne waren ausgefahren , und er war offensichtlich verwirrt darüber, was mit ihm geschah.
    »So schlimm?«
    Er schloss seinen Mund und rang um Fassung. »Ich – ich kann es mir nur nicht vorstellen, künftig Blut zu trinken.« Er verzog angewidert das Gesicht.
    Valentine stand auf, öffnete eine Ader an ihrem Arm und hielt ihm die blutende Wunde vors Gesicht. »Du hast bereits von mir getrunken, du weißt es nur nicht mehr. Hier, probier.«
    Zögernd senkte er seinen Mund und leckte kostend über die Wunde. Dann griff er zu, hielt ihren Arm fest und saugte gierig. Valentine lachte laut auf. »Lass noch etwas übrig.«
    Irritiert hob er den Kopf. »Es schmeckt gar nicht so schlecht, wie ich dachte. Ein wenig metallisch vielleicht.«
    »Leck noch einmal kurz über die Wunde , und stell dir vor, sie zu versiegeln.«
    Verwundert sah er zu, wie diese sich schloss und Sekunden später nichts an den Biss erinnerte. Er nahm Valentines Gesicht in beide Hände und schaute ihr sekundenlang prüfend in die Augen. »Heißt das – ich werde langsamer altern, so wie du, und wir beide bleiben für immer zusammen?«
    Es lag so viel Zärtlichkeit und Sehnsucht in seiner Stimme, dass ihr Tränen in die Augen stiegen. »Ja«, hauchte sie. »Ja, Maurice, das heißt es.«
    Sein Kuss war köstlich, und er nahm sie in seine Arme und drückte sie an sich, als hätten sie sich eine halbe Ewigkeit nicht mehr gesehen. »Es ist gut so, wie es jetzt
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