Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Valentine

Valentine

Titel: Valentine
Autoren: Inka-Gabriela Schmidt
Vom Netzwerk:
selbst unter Druck setzen. Schreiben lernt e man schließlich auch nicht an einem Tag.
    »Aller guten Dinge sind drei, sagt man bei uns«, empfing er sie mit verlegenem Lächeln, als sie wieder vor ihm stand. Diesmal reichte sie ihm gegenüberstehend beide Hände. Doch auch dies half ihm nicht. Wieder ging Valentine allein fort. Beim Dematerialisieren glitten ihre Hände wie Wasser aus den seinen.
    Ungehalten stampfte er mit dem Fuß auf. 
    Sie hatte ihm gestanden, sie wisse nicht, wie sie es ihm beibringen solle. Sie erinnere sich nicht daran, wie es bei ihrem ersten Mal gewesen war. Wahrscheinlich war das Transformieren ein so selbstverständlicher Teil ihres Wesens, weil sie diese Fähigkeit schon als Kind beherrscht hatte, dass sie das eigentliche Erlernen trotz ihres überdurchschnittlichen Gedächtnisses tatsächlich vergessen hatte.
    »Und nun?«
    Wenn es ihr doch nur gelänge, ihm seine Verunsicherung zu nehmen. Es gäbe immer noch die Möglichkeit, eine Nacht länger zu bleiben oder einen Wagen zu mieten.
    Ihr Lächeln war zu seiner Erleichterung ganz entspannt. Diese Frau war so wunderbar, hatte er dieses Geschenk der Liebe überhaupt verdient? Er würde ihr beweisen, dass er der Richtige für sie war. Sie sollte es niemals bereuen, mit ihm zusammen zu sein.
    »Kein Problem, setz dich nicht unter Druck«, beruhigte sie ihn sanft. »Wir haben die ganze Nacht Zeit. Mach die Augen zu , und stell dir einfach vor, du bist ganz leicht. Wie eine Feder. Deine Knochen spürst du nicht, auch nicht deine Füße. Du stehst nicht, du liegst nicht. Du bist wie ein noch dichter, aber immer diffuser werdender Nebel, der sich auflöst , und dann siehst du vor dir …«
    Maurice fühlte plötzlich eine Leichtigkeit, die in seinem Kopf begann und dann in alle Gliedmaßen ausstrahlte. Vor seinem inneren Auge nahm das Bild des Schlossparks Gestalt an – verdammt, war das nass! Erschrocken öffnete er die Augen und schlug wild mit den Armen um sich, als er begriff, dass rund um ihn herum Wasser war. Verdammt, wohin hatte er sich gebeamt? War er im Meer gelandet oder in einem Fluss?
    Im Nu saugte sich seine Kleidung voll und drückte ihn tiefer ins Wasser. Es war kalt. Zudem hinderten ihn Seerosen am Schwimmen. Ihre langen Unterwasserstiele und Blätter hielten ihn wie Tentakeln fest und zogen ihn in die dunkle Tiefe.
    Nur unter großer Anstrengung gelang es ihm, das rettende Ufer zu erreichen.
    »Maurice? Maurice – wo bist du?«
    »Hier, Valentine, hier!«
    Er richtete sich auf und schüttelte sich wie ein Hund. Die Wassertropfen flogen in alle Himmelsrichtungen davon, es nützte jedoch kaum etwas. Tropfnass ging er Valentine entgegen, die sich in einiger Entfernung nach ihm suchend um die eigene Achse drehte.
    Als sie ihn entdeckte, stieg ein glucksendes Lachen aus ihrer Kehle auf . Erleichtert lief sie Maurice entgegen. »Wie siehst du denn aus?«
    Ihr Lachen wirkte ansteckend. Er fiel darin ein. Na warte, komm nur näher.
    Als ahnte sie, dass er sie in seine Arme schließen und an seiner Nässe teilhaben lassen wollte, wich sie ihm aus und rannte lachend davon, dem Schloss entgegen.

Kapitel 35
     
    Es war Valentine sehr recht, von niemandem begrüßt zu werden. Leise und unbemerkt, wenn man von der tropfnassen Spur absah, die Maurice hinterließ, nahmen sie die Treppe nach unten. Sie verriegelte die Tür hinter sich, was sie sonst nie tat . Aber das war nun alles anders. Auf keinen Fall wollte sie in ihrer Zweisamkeit mit Maurice gestört werden.
    »Du solltest dich schnell ausziehen und dann ausruhen«, merkte sie besorgt an und hielt ihn ab , als er sie in seine Arme ziehen und küssen wollte . »Du feuchter Familienzuwachs.«
    »Ich muss mich nicht ausruhen «, beteuerte er, während er die nasse Kleidung abstreifte . » Ich fühle mich prima!«
    Sie würde ihn bremsen müssen , damit er vor Übermut nicht in Schwierigkeiten geriet, die gefährlicher als ein metertiefer Gartenteich waren . Allerdings nicht jetzt. Schweigsam duldete sie, dass er sie auszog. Seine Hände waren vom Wasser eisig, die Haut seines Körpers kaum weniger kalt und feucht. Es war ihr egal. Gemeinsam würden sie auch das überwinden. Nackt schmiegten sie sich im Stehen eng aneinander und küssten sich.
    » Fühlst du eine Leere, jetzt , wo deine Aufgabe als Sucher beendet ist? « , fragte er, seine Hände auf ihrem Rücken, wo sie langsam an Wärme gewannen.
    » Nein, ich glaube nicht. Es gibt immer etwas zu tun. Wir beide könnten zusammen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher