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Blutschwur: Die Rachel-Morgan-Serie 11 - Roman (German Edition)

Blutschwur: Die Rachel-Morgan-Serie 11 - Roman (German Edition)

Titel: Blutschwur: Die Rachel-Morgan-Serie 11 - Roman (German Edition)
Autoren: Kim Harrison
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    »Das ist nah genug. Danke«, sagte ich zu dem Taxifahrer, und er fuhr einen Block vor dem Carew Tower an den Randstein. Es war Sonntagabend, und die schicken Restaurants in den unteren Stockwerken von Cincinnatis bekanntestem Hochhaus waren wegen des March Madness Food Fests gut gefüllt – die Drehtür stand nie still, während lachende Pärchen und Gruppen hinein- und herausdrängten. Einige Gäste hatten sich wahrscheinlich auch die Ausstellung mit Kunst von Kindern angesehen. Doch das gesetzte Paar in Anzug und paillettenbesetztem Kleid, das vor mir aus einem schwarzen Auto stieg, wollte sicher wie ich in das Drehrestaurant.
    Ich suchte in meiner lächerlich kleinen Handtasche nach einem Zwanziger und reichte den Schein nach vorne. »Stimmt so«, sagte ich, während ich mein Schultertuch enger zog und mir dabei ein leichter Fliederduft in die Nase stieg. »Aber ich bräuchte bitte eine Quittung.«
    Der Fahrer warf mir einen dankbaren Blick zu. Vielleicht war das Trinkgeld etwas zu hoch, aber er war schließlich bis in die Hollows gefahren, um mich abzuholen. Nervös rückte ich noch mal das Schultertuch zurecht und glitt zur Tür. Ich hätte mit meinem Auto fahren können, aber während des Festivals war es fast unmöglich, in der Innenstadt einen Parkplatz zu finden. Außerdem verlor ein Kleid aus feuerfarbener Seide mit Spitzenbesatz einen Großteil seines Charmes, wenn man versuchte, damit aus einem Mini Cooper zu steigen. Ganz abgesehen davon, dass der Wind vom Fluss mir vielleicht mein sorgfältig geflochtenes Haar zerzaust hätte, wenn ich weiter hätte laufen müssen als einen Block.
    Ich bezweifelte, dass das Treffen mit Quen heute Abend zu einem Job führen würde. Aber ich brauchte im Moment jeden Steuerabzug, den ich bekommen konnte, selbst wenn es sich nur um eine Taxifahrt handelte. Ein Jahr ohne Steuer erklärung, während entschieden wurde, ob ich nun ein Bürger war oder nicht, hatte sich nicht als der Segen erwiesen, für den ich es am Anfang gehalten hatte.
    »Danke«, antwortete ich, als ich die Quittung einsteckte. Dann atmete ich einmal tief durch, die Hände im Schoß verschränkt. Vielleicht sollte ich einfach wieder nach Hause fahren. Ich mochte Quen, aber er war Trents oberster Sicher heitschef. Ich war mir sicher, dass er mir einen Job anbieten würde – aber ich war mir ganz und gar nicht sicher, ob ich ihn auch annehmen wollte.
    Doch meine Neugier war schon immer stärker gewesen als mein gesunder Menschenverstand. Als der Fahrer mich im Rückspiegel musterte, griff ich nach dem Türöffner. »Was auch immer es ist, ich lehne ab«, murmelte ich beim Aussteigen. Der Werwolf am Steuer lachte leise. Das Türknallen war neben dem lauten Getöse der drei Grufti-Teenager, die sich auf seinen Wagen stürzten, kaum zu hören.
    Meine niedrigen Absätze klapperten über den Gehweg. Die kleine Tasche unter einen Arm geklemmt, hielt ich mit der anderen Hand meine Haare fest. Die Tasche war immerhin groß genug, dass meine zugelassene, mit Gute-Nacht-Tränken geladene Splat Gun darin Platz fand. Sollte Quen ein Nein als Antwort nicht akzeptieren, konnte ich ihn immer noch mit dem Gesicht nach unten in seiner Zwölf-Dollar-Suppe zurücklassen.
    Ich blinzelte in den Wind und wich den Leuten aus, die auf eine Fahrgelegenheit warteten. Quen hatte mich zum Abendessen eingeladen, nicht Trent. Mir gefiel nicht, dass er glaubte, sich in einem Fünf-Sterne-Lokal mit mir unter halten zu müssen statt in einem Café, aber vielleicht mochte der Mann ja einfach alten Whiskey.
    Ein letzter Windstoß schob mich in die Drehtür, und ich verspürte eine Vorahnung von Gefahr, als der Geruch von altem Messing und Hundepisse in der plötzlich unbeweg lichen Luft aufstieg. Dann öffnete sich die Tür auf eine weite Lobby mit viel Marmor. Beim Weg zu den Aufzügen lief mir ein Schauder über den Rücken. Und das lag nicht nur an der Märzkühle.
    Das Paar, das ich auf dem Gehweg gesehen hatte, war schon längst verschwunden, und ich musste auf den speziellen Restaurantlift warten. Ich drückte mir die Tasche wie ein Feigenblatt vor den Körper, während ich die anderen Leute beobachtete. In meinem langen, feuerfarbenen Etuikleid fühlte ich mich irgendwie fehl am Platz. Es hatte mir im Laden so fantastisch gestanden, dass ich es gekauft hatte, obwohl ich darin nicht richtig rennen konnte. Teilweise hatte ich heute Abend Quen nur zugesagt, um es tra gen zu können. Für meine Arbeit machte ich mich oft schick, aber
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