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v204640

v204640

Titel: v204640
Autoren: Susanna Calaverno
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geknutscht, seine Hand zwischen ihren Schenkeln. Er hatte sie gestreichelt und gezwickt, durch den dünnen Stoff des Slips hindurch. Dann war im Film der Moment gekommen, in dem der Mörder Jean-Baptiste Grenouille den Inhalt der Phiole über sich ergoss … und von allen Seiten waren Menschen gekommen und hatten einen lebenden Berg aus Armen und Beinen über ihm gebildet. Als sie sich wieder voneinander lösten, war Grenouille verschwunden. Im selben Moment hatte sie ein Orgasmus überrascht; Torben hatte einen selbst ihr bis dahin verborgenen Knopf gedrückt, und sie hatte leise aufgeschrien. Allerdings laut genug, um ein paar Blicke im Halbdunkel auf sich zu ziehen. Die Erinnerung daran ließ sie grinsen.
    Das wogende Menschenmeer, das den Mörder in sich aufgenommen hatte, waren jedenfalls die Frettchen gewesen, wie sie später herausfand. Seitdem war sie von den Spaniern begeistert und nahm jede Gelegenheit wahr, ihre Gastspiele in Hamburg zu besuchen.
    Auf der Bühne ging es laut zu. Janne versuchte, sich auf das Geschehen zu konzentrieren. Die Handlung war nicht weiter kompliziert: Eine devote Frau ließ sich erniedrigen, bis hin zur Sodomie. Bei der Weltpremiere in Barcelona war ein lebender Esel zum Einsatz gekommen, und die Medien hatten im Vorfeld spekuliert, ob die Truppe das in Hamburg auch wagen würde.
    „Ich finde das irgendwie abartig.“ Aus dem Augenwinkel sah Janne, wie Valerie sich gerade hinsetzte und sich die schweren blonden Haare hinter die Ohren strich.
    Janne reagierte nicht. Sie war hin und weg von der Performance und betrachtete fasziniert die Hauptdarstellerin, die sich von zwei Männern fesseln ließ. Ihre Augen erschienen als riesige Projektion auf einer der Wände. Ein weiterer Mann kam hinzu, eine zweite Frau. Die Augen der Gefesselten veränderten sich und bekamen einen angstvollen Ausdruck. Janne konnte den Blick nicht abwenden. Auch wenn sie es nicht wollte, das Treiben auf der Bühne erregte sie.
    Wie das wohl ist, sich so auszuliefern …, ging es ihr durch den Kopf.
    Eine Berührung holte sie aus ihren Gedanken zurück. Valerie zupfte sie am Ärmel und beugte sich zu ihr herüber. „Ich gehe mal vor die Tür. Porno ist nicht ganz mein Ding.“
    Janne nickte. Das hier war wirklich nichts für Valerie, aber sie hatte ja unbedingt mitkommen wollen. Sie und ihre Freundin verstanden sich prächtig, doch in Sachen Liebe und Sex hatten sie vollkommen unterschiedliche Vorstellungen. Valerie war eine hoffnungslose Romantikerin, die an die große Liebe bis zum seligen Ende glaubte; sie ging nur mit einem Mann ins Bett, den sie liebte und mit dem sie eine Beziehung führte. Wenn sie Single war, hatte sie keinen Sex, außer mit sich selbst, wie sie Janne mal nach einer Flasche Rotwein gestanden hatte. Janne war da anders. Irgendwo im tiefsten Winkel ihres Herzens schlummerte zwar auch der Wunsch nach Mr. Right, aber bis er ihr über den Weg liefe, gab es keinen Grund, sich nicht zu amüsieren. Sie liebte es, zu flirten, genoss das spielerische Anbändeln mit Worten und Gesten, den ersten Kuss.
    Wie der Kellner wohl küsst? , dachte sie. Oder hat Valerie recht? Ist er wirklich zu jung für mich?
    Sie sah seinen kompakten, schön gerundeten Arsch vor sich, die Muskeln, die sich unter seinem Hemd abzeichneten. Ob er wohl mit Brustwolle gesegnet war? Dann wären wahrscheinlich auch seine Eier … hoffentlich nicht. Männer seines Typs waren oft stark behaart, doch das fand sie gar nicht sexy. Die glattrasierten waren ihr lieber. Die Haut schmeckte dann einfach besser und fühlte sich so seidig auf der Zunge an … Auf der Bühne ertönten Schreie, dann wurde es für einige Sekunden dunkel. Im Zuschauerraum ging das Licht an. Janne sah ungläubig auf die Uhr: Sie hatte wirklich das halbe Stück verträumt!
    Der Platz neben ihr war immer noch leer, wahrscheinlich saß Valerie draußen und dachte über ihre Beziehung zu Florian nach. Oder telefonierte mit ihm. Vermutlich eher Letzteres. Janne reihte sich in die Menschenschlange ein, die sich zum Ausgang bewegte. Draußen war es immer noch hell, stellte sie fest, als sie den gepflasterten Hof betrat. Mittsommernacht …
    Sie blickte zu den Sonnenschirmen hinüber und sah Valerie dort sitzen. Sie unterhielt sich mit dem Kellner, der sie vorhin bedient hatte. Mit ihrem Kellner. Die zwei gestikulierten und lachten laut auf. Janne spürte einen kleinen Stich. Es passte ihr nicht, dass ihre Freundin das hübsche Kerlchen anscheinend gerade in ihren
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