Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Urmel wird ein Star

Urmel wird ein Star

Titel: Urmel wird ein Star
Autoren: Max Kruse
Vom Netzwerk:
Seilbahnen wollte ich auch nicht
auf Titiwu haben. Das hatte sich ganz allein Wutz ausgedacht. Ich sagte aber
nichts, weil es jetzt doch keinen Zweck gehabt hätte.
    Mein
lieber Professor stellte sich ans Fenster und schaute hinaus; er kehrte uns den
Rücken zu. Wir waren alle mäuschenstill, sogar Wutz, die ihre kleinen Augen von
einem zum anderen wandern ließ und das Maul ein klein wenig öffnete, weil sie
so verwundert war.
    »Paß
auf, Wutsch, daß dir keine Spucke rausläuft«, zischelte Wawa.
    Der
Professor sprach in die Landschaft hinein, als wenn wir nicht da wären, und
also zu sich selbst: »Es gab einmal etwas, was es seit Jahrtausenden in der
Schöpfung nicht mehr gegeben hatte und auf Erden vielleicht überhaupt noch
niemals gab: das reine Paradies. Es war so, wie es in der Bibel steht, wo
Mensch und Tier miteinander lebten und miteinander sprachen, bevor Adam und Eva
daraus vertrieben wurden. Da gab es einen leuchtenden unterirdischen See
anstatt einer Wasserleitung, hier strahlten Sonne und Mond schöner als jede
elektrische Lampe. Da hatte niemand Pflichten, aber jeder das schönste Recht:
das Recht, frei zu leben. Es gab keine Beamten, keine Verwaltung, keine
Politik. Der Gipfel der Schöpfung schien erreicht. Der Homo ludens lebte neben
dem Animal ludens, wie es die alten Römer in ihrer lateinischen Sprache genannt
hätten: der spielende Mensch in Eintracht mit dem spielenden Tier.«
    »Und
der Professor schwebte wie Gottvater über allem«, bemerkte König Futsch so
leise, daß nur ich es hörte. Ich weiß nicht, ob es nur spöttisch gemeint war
oder auch ehrfürchtig?
    Der
Professor fuhr fort, die Hände auf dem Rücken verschränkt: »Doch eines Tages
hatte das Urmel Lust, vom Baum der Erkenntnis zu essen und die Erde
kennenzulernen. Und Wutz, das Schwein, folgte ihm auf dem verbotenen Weg. Und
als Wutz wiederkehrte in das Paradies, da machte sie ehrgeizige Pläne, wie es
am schnellsten zu zerstören wäre.«
    Gerade
jetzt, als uns allen so feierlich zumute war, stieß Schusch die Tür mit seinem
starken Schnabel auf und krähte: »Professor! Rasch! Seele-Fant sagt, du sollst
kommen. Du sollst eine Tauchtablette schlucken und mät ähm unter Wasser
verschwänden. Onkel Pätsch äst da. Er hat den unsächtbaren Fäsch gefunden und
kann säch mät ähm unterhalten!«
    »Den
unsichtbaren Fisch?« rief König Futsch. »Also haben Sie ihn mir damals doch
nicht mitgegeben ins Museum von Pumpolon?«
    Den
Namen Onkel Pitsch hatte er wohl überhört, denn er fragte nicht, wer das ist.
    Der
Professor jagte ins Nebenzimmer. Er schluckte eine Tauchtablette. Er schlüpfte
in eine Badehose. Er eilte im wehenden Schlafrock an den Strand.
    Und
ich flog vor ihm her.
    Seele-Fant
ruhte, auf die Vorderflossen gestützt, am Ufer. »Was man nöcht söht, kann ös
auch nöcht göbön«, brummte er. »Jödönfalls habö öch das bös heutö gödacht.«
    Wortlos
stürzte sich der Professor ins Meer.
    »Nöcht
eunmal dankö sagt ör«, meinte Seele-Fant und schüttelte betrübt sein Haupt. Ich
tröstete ihn. »Das hast du fein gemacht, gerade im allerbesten Moment!«
Natürlich verstand er den Sinn meiner Worte nicht. Aber er freute sich. Er
brummte: »So?«, drehte sich um und schwamm auf sein Felsenriff zurück.
    Ich
wollte den unsichtbaren Fisch unbedingt auch sehen. Sehen? Nein, sehen konnte
ich ihn wohl nicht. Aber vielleicht kennenlernen. Ich folgte dem Professor.
    Bald
sah ich ihn vor mir, hielt mich aber in seinem Rücken, denn ich mochte die
Geschichte über zerstörte Paradiese nicht noch einmal hören.

Viertes
Kapitel

In dem das Urmel berichtet, wie sich der Professor mit dem
unsichtbaren Fisch unterhält und Zwengelmann seine Hilfe anbietet
     
    Das war nun so.
Oben auf dem Felsenriff lag Seele-Fant neben Albi und röhrte vor sich hin.
Unter Wasser, am Sockel, wartete Onkel Pitsch auf den Professor. Man weiß ja
wohl, daß Onkel Pitsch der Chef der Homo-Saurier ist, die in der Stadt unter
dem Korallenriff hausen und die wir früher einmal für Seeungeheuer hielten.
    »Professor,
sei gegrüßt, pitsch püh«, schwabbelte Onkel Pitsch. Er schien mich nicht zu
bemerken.
    »Ich
dachte, das würde dich interessieren, pfiff. Der unsichtbare Fisch hat sich in
unsere Stadt verirrt, pfüh. Und weil er nicht wieder hinausfand, püh, sprach er
mich an. Sonst hätte ich ihn, pitsch, gar nicht entdeckt. Ich war, püh, nicht
schlecht erstaunt, pfüh, vor allem, als ich merkte, daß ich mich mit ihm
verständigen konnte,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher