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Urmel wird ein Star

Urmel wird ein Star

Titel: Urmel wird ein Star
Autoren: Max Kruse
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pfüh. Also, pfiff, ich habe ihn überredet, sich von dir
betrachten zu lassen, pitsch.«
    »Betrachten?
Ich sehe ihn ja gar nicht! Wo ist er?«
    »Genau
vor deiner Nase, pfüh.«
    »Ah,
hier ist das Wasser eine Spur... wie soll ich es nur nennen... eine Spur
nebliger... hm... trüber... nein, es kann auch eine Täuschung sein.«
    Ich
glotzte und glotzte, sah aber überhaupt nichts. Der Professor bemerkte
vielleicht nur deshalb einen zarten Nebelschleier, weil er unter Wasser nicht
so gut durch seine Brille blicken konnte, denke ich jedenfalls.
    Ich
war aber mächtig neugierig und stupste sehr vorsichtig mit meiner weichen
Nilpferdschnauze in die Richtung, wo Onkel Pitsch hingewiesen hatte — und da
stieß ich an etwas sehr Feines, eine Art Körper mit Seidenhaut.
    »Piep«,
machte es.
    »Paß
doch auf«, fuhr mich der Professor an.
    Onkel
Pitsch führte des Professors Hand mit seinen Schwabbelpfoten behutsam an den
Nebelschleier-Gegenstand heran. Ganz toll: Des Professors tastende Finger
spürten einer großen Form nach. Dem Körper eines dicken Fisches.
    »Wunderbar«,
murmelte Habakuk Tibatong. »Ich ahnte immer, daß es ihn gibt. Aber ich glaubte
nicht, daß er so groß sei. Kannst du ihn fragen, wo und wie er lebt?«
    Onkel
Pitsch tat es mit schmatzenden Grunz- und Knurr-lauten. Und auf diese Weise
vertiefte sich der Professor in ein Gespräch mit dem unsichtbaren Fisch, bei
dem Onkel Pitsch als Tollmätscher (das Urmel meint Dolmetscher) diente, von dem
ich aber wenig verstand. Doch diese Unterhaltung verwandelte den Professor
gewaltig. Er sah jetzt nicht mehr so grau aus. Er stellte tausend Fragen an den
unsichtbaren Fisch, bis ihm dieser mitteilen ließ, er sei nun müde und würde
sich lieber ein andermal weiter mit ihm unterhalten. Der Professor bedankte
sich sehr herzlich bei ihm und diesmal auch bei Onkel Pitsch, und ich sagte
ihm, er möchte sich auch bei Seele-Fant bedanken. »Warum denn?« fragte er,
bedankte sich dann aber doch, und Seele-Fant war darüber so gerührt, daß er für
kurze Zeit vor sich hinträumte und zu singen vergaß.
    Als
der Professor später neben mir aus dem Wasser stieg und in seinen Schlafrock
schlüpfte, meinte er: »Nun weiß ich es. Was ich erfinden will, gibt es in der
Natur schon.«
    »Und
wozu ist es gut, dieses Wissen?«
    »Es
beweist mir, daß es möglich ist.«
    »Was?«
    »Mein
Geheimnis, Naseweis«, brummte er. Und ich dachte, daß er nicht mehr so sehr
böse auf mich war.
    Er
eilte in sein Arbeitszimmer und war so in seine Gedanken versunken, daß er
König Futsch glatt übersah, obwohl dieser mit hängenden Schultern auf der
Schlummertonne hockte. Seine Backen hingen in so langen Falten herab, wie bei
einem Bernhardinerhund.
    Der
Professor vergrub sich an seinem Tisch in einem Durcheinander von Papieren.
    »Kummer?«
fragte ich meinen Freund Futsch teilnahmsvoll.
    »Ja«,
antwortete er. »Ich muß dem Professor etwas beibringen und weiß nicht, wie.
Wutz hat mit ihren wilden Plänen alles noch viel schwieriger gemacht.«
    »Kommt
Zeit, kommt Rat«, bemerkte ich wohlgelaunt. Und dann trollte ich zum Funkgerät
in die Stube. Es gab nämlich dauernd Signale von sich, auf die niemand achtete.
Ich stülpte mir die Kopfhörer über die Ohren.
    »Hier
Titiwu, bitte kommen«, meldete ich mich. Doch schnell riß ich mir die Kopfhörer
wieder ab und hielt sie dem Professor hin. »Der olle Zwengel! Er möchte dich
sprechen!«
    »Kollege
Zwengelmann?« Der Professor knipste den Lautsprecher an. »Was kann ich für Sie
tun?«
    »Das
ist es, eh, was ich Sie fragen wollte«, tönte Zwengelmanns Stimme. Es kratzte
und rauschte. »Ich bin ins Schloß von Pumpolon geeilt, in dieses Info-Zentrum,
Sie wissen schon, weil ich sehr beunruhigt bin.«
    »Sie
auch?«
    »Ja,
ich auch. Ach wissen Sie, ich habe längst meinen Irrtum eingesehen und möchte
mich in aller Form entschuldigen.«
    »Aber
verehrtester Kollege...«
    »Ganz
vollkommen und aufrichtigst auf meiner Seite, die Verehrung. Zählen Sie mich in
Zukunft zu Ihren treuesten Freunden und Bewunderern, bitte.«

    Da
schrie ich laut »Hurra!« und rannte vors Haus und schlug einen Purzelbaum nach
dem anderen und brüllte: »Der Zwengelmann entschuldigt sich, der Zwengelmann
entschuldigt sich! Und das hat der Professor nur mir zu verdanken, weil ich der
ganzen Welt bewiesen habe, daß ich keine Phantasiegestalt bin, sondern ein
wirklich und wahrhaftig lebendes und einziges Urmel, außerordentlich
bindegliederisch, nicht nur zwischen
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