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Urmel wird ein Star

Urmel wird ein Star

Titel: Urmel wird ein Star
Autoren: Max Kruse
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mich zusammen, kniff die Augen zu und
schoß einfach drauflos, ins Unsichtbare. Und als ich die Augen wieder öffnete,
lag Titiwu vor mir, so nah, so strahlend schön — das reinste Wunder. Wenn der
Vorhang vor einem kunstvollen Bühnenbild aufgeht und man alles plötzlich zum
Greifen vor sich sieht, kann es nicht verblüffender sein.
    Die
Hubschrauber landeten am Strand. Wir waren wieder daheim.
    Der
Professor führte uns zum Blockhaus hinauf. Auf dem Felsvorsprung, von dem aus
man das ganze Meer vor sich sieht, stand ein kleines kuppelartiges Gebäude, ähnlich
wie ein Ballon. Manche Satellitenstation sieht ungefähr so aus. Unter der
dünnen Plastikhaut befand sich der einzigartige Apparat. Und während wir ihn
betrachteten, ohne verstehen zu können, wie es funktionierte, tauchte am
Horizont des Weltmeeres eine Flotte von Kriegsschiffen auf, die in schneller
Fahrt Kurs auf Titiwu nahm.
    »Da
kommen sie«, knurrte Zwengelmann. »Die Militärs, ich wußte es ja!«
    Unter
den Kriegsschiffen befand sich anscheinend ein Flugzeugträger, von dem ein
Jagdaufklärer nach dem anderen aufstieg. Heulend näherten sie sich uns, einen
Streifen schmutziger Abgase hinter sich herziehend.
    Wir
starrten atemlos. Und dann geschah das Unglaubliche: Als könnten sie eine
bestimmte Linie nicht überfliegen, änderten die Flugzeuge fast unmerklich alle
ihre Richtung. Sie flogen in der Form eines Hufeisens um Titiwu herum. Sie
kamen aus Osten. Und weiter hinter Titiwu, im Westen, donnerten sie in der
ursprünglichen Richtung weiter.
    Der
Professor lachte: »Und das schönste dabei ist, daß sie selbst gar nicht merken,
wie sie abgeleitet werden.«
    »Und
man braucht kein Pfild ›Umleitung‹ aufzustellen«, meinte Ping Pinguin.
    Nun
erreichten auch die Kriegsschiffe die unsichtbare Grenze. Erst sahen wir ihren
Bug und die hohen Aufbauten vorne. Dann wandten sie uns die Breitseite zu und
dampften fern der Insel an uns vorbei.
    Wir
jubelten, warfen in die Luft, was immer wir finden konnten, und lagen uns
schließlich glücklich in den Armen. »Mein lächerliches Tarnnetz können wir nun
wohl beseitigen«, rief König Futsch lachend. »Professor, das ist Ihr
Meisterstück!«
    Ja,
so war das...
    An
diesem Nachmittag gab es noch sehr viel zu erzählen und noch mehr zu zeigen.
Onkel Pitsch lud König Futsch, Naftaline, Sami und Zwengelmann in die »Stadt
auf der Tangebene« ein. Zum ersten Mal erprobten sie die Wirkung der
Tauchtabletten. Zum ersten Mal sahen und bewunderten sie die Häuser und
Straßen, den Ort, wo die versenkten Schiffe nebeneinander ruhten: die Wohnstatt
der Homo-Saurier. Auch ich sah sie zum ersten Mal am neuen, hoffentlich nun
endgültigen Platz. Der große Komet leuchtete, und alle Schiffsglocken wurden
geläutet. Der Homo-Saurier-Chor sang das von Seele-Fant einstudierte Lied:
     
    »Willkommen,
pitsch, willkommen, püh,
    daheim,
о Wandersmann, pfüpfüh...«
     
    Und zum
ersten Mal hörte ich auch Wutz mitsingen. Ich weiß nicht, ob sie sehr schön
sang, aber es machte mich doch so froh: »Willkommen, pitsch, willkommen, püh,
daheim, о Wandersmann, öfföff.«
    Spät
in der Nacht kamen wir dann noch einmal am Strand zusammen, teils halb im
Wasser, teils auf dem Sand. Ein Lagerfeuer prasselte.
    Der
Professor und Zwengelmann verstrickten sich in ein Gespräch über die Zukunft
der Insel Urwapingschu, wo der große Welt-Tierpark unter Zwengelmanns Leitung
entstehen sollte. Der König überlegte: »Vor langer, langer Zeit wollte ich
einmal auf Titiwu ein Schloß bauen. Erinnert ihr euch noch? Glücklicherweise
wurde nichts daraus. Aber wie wäre es, wenn ich nun auf Urwapingschu eine
Blockhütte errichtete?«
    »Als
Ehrenpräsident des Natur- und Tierparks Urwapingschu sind Sie dort immer
herzlich willkommen, mein Lieber«, antwortete Zwengelmann. Zum ersten Mal
verzichtete er auf die längst unnötige Anrede »Majestät«.
    Ich
ging ein wenig beiseite, weil ich allein sein wollte. So viel bewegte mich.
Wawa und Ping Pinguin tappten hinter mir her. Da standen wir nun vor den
Вambusstauden, die das Rauschen meiner Kindheit waren.
    »Wie
damals, als ich dich ausbrütete«, meinte Ping Pinguin.
    »Denkt
mal, wenn seinertscheit, vor vielen Millionen Jahren, die Urmelmutter das
Urmel-Ei nicht ins Eis gelegt hätte, dann wäre das alles nie passiert«,
sinnierte Wawa. »Es ist alles ein großes Geheimnis.«
    Der
große Erdbegleiter stand rund und silbern über der Insel. Ich legte dem kleinen
Wawa meine Pfote auf den
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